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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
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1.
    Der 1. Tag der Reise
    Juchheirassa! Juchheirassassa! Wir fliegen in die Schattenzone!
    Gerrek schreckte hoch und krachte mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Er wurde zurückgeschleudert, drehte sich halb um seine Achse und verlor den Halt. Er fiel ein kurzes Stück, bevor er der Länge nach auf einem Holzboden landete. Benommen blieb er liegen und versuchte sich darüber klar zu werden, wie ihm geschehen war.
    In seinem Geist hallte ein einzelnes Wort nach: fliegen… fliegen…
    Ich bin das Einhorn! Ich bin das Schiff! erklang wieder die lautlose Stimme von vorhin. Wer mich fährt, kommt sicher ans Ziel. Guten Morgen - und willkommen an Bord.
    Da wurde sich Gerrek schlagartig bewußt, wo er sich befand.
    Er rappelte sich hoch. Die Planken schienen ihm unter den Beinen wegzugleiten, und er stützte sich auf die Hängematte, aus der er vor Schreck gefallen war, als ihn der lautlose Weckruf der Steuerhexe erreichte. Aber die Hängematte bot ihm keinen Halt, sie pendelte hin und her…
    »Mir wird übel«, klagte der Beuteldrache. »Ich werde luftkrank.«
    »Jammerlappen«, schalt ihn Scida. Er sah die alte Amazone durch den Vorhang aus Schnüren, der ihre Hängematte von der seinen trennte.
    Allmählich wurde es um Gerrek lebendig. Im Hintergrund sah er den wuchtigen Körper der Amazone Burra. Sie saß in ihrer Hängematte und ließ die stämmigen Beine herabbaumeln. Sie trug nur das Untergewand, ihr Haarknoten hatte sich gelöst, und die Strähnen hingen ihr wirr ins Gesicht.
    »Das kann nur ein böser Traum sein«, meinte Gerrek unglücklich. »Kneife mich jemand in… Au!«
    Er schrie auf, als ihm jemand auf den Schwanz trat. Er wirbelte herum und sah sich Tertish gegenüber. Die Todgeweihte war bereits angekleidet, sie schien in voller Rüstung geschlafen zu haben. »Sei Burra beim Anlegen der Rüstung behilflich«, befahl sie.
    »Ich bin doch kein Männchen für alles«, begehrte Gerrek auf.
    »Das ist bedauerlich«, sagte Tertish. »Aber du wirst dein Bestes geben, wenn du dir nicht Burras fürchterlichen Zorn zuziehen willst.«
    Das wäre das letzte, was sich der Beuteldrache wünschte, darum fügte er sich. Murrend tastete er sich über die schwankenden Planken einen Weg zu Burras Abteil. Dabei kam er an einer Hängematte vorbei, die sich zwei kleine, grünhäutige Wesen teilten.
    Es waren der Aase Lankohr und die Aasin Heeva, die unzertrennlich waren, seit sie sich am Hexenstern begegneten. Sie saßen einander mit überkreuzten Beinen gegenüber und rieben ihre Nasen gegeneinander.
    »Habt ihr nichts Sinnvolleres zu tun?« sagte Gerrek und fügte mit Nachdruck hinzu: »Wir fliegen mit der Luscuma in die Schattenzone.«
    Aber die beiden schienen ihn gar nicht zu hören.
    »Was willst du?« herrschte Burra ihn an, als er vor ihr stand.
    Unter ihrem Blick spürte Gerrek, wie sich ihm förmlich die Haarbüschel an seinem Körper aufstellten.
    Er schluckte so heftig, daß sein Kehlkopf auf und ab hüpfte. Obwohl er um fast einen Fuß größer als Burra war, kam er sich ihr gegenüber winzig vor.
    Sie war die häßlichste Amazone, der er je begegnet war - und die furchterregendste. Ihr Gesicht war kantig und breit, mit stark hervortretenden Backenknochen, einer flachgedrückten Nase und breitem, wulstigem Mund. Sie hatte die Lippen etwas geschürzt, so daß die gelben, zugefeilten Zähne hervorsahen. Ihre dunklen Augen waren in schwere Tränensäcke eingebettet und wurden von buschigen, balkenartigen Augenbrauen begrenzt, die sich an der Nasenwurzel mit einer dicken, bläulichen Narbe kreuzten.
    Ihre breiten muskelbepackten Schultern wirkten wie ausgestopft, ihr Brustkorb war so breit wie der von zwei normalen Männern. Die Schenkel, die unter dem Lendentuch hervorsahen, waren so stark wie die Leibesmitte eines Mannes. Darauf ruhten ihre Pranken, sehnig, schwielig, kraftvoll.
    Und diese wildeste und stärkste Amazone von Vanga, die als schier unbesiegbar gegolten hatte, hatte in Mythor ihren Meister gefunden. Gerrek konnte es noch immer nicht glauben. Aber es war Tatsache, geschehen im Regenbogendom des Hexensterns von Vanga.
    »Was glotzt du so«, fuhr sie ihn wieder mit ihrer rauhen Stimme an. »Willst du mir nicht antworten?«
    »Ich soll dich ankleiden«, brachte Gerrek schließlich hervor.
    »Verschwinde, ich komme allein zurecht«, sagte Burra und wischte mit der Hand durch die Luft.
    Gerrek wollte der Aufforderung schleunigst Folge leisten, aber da rief ihn Burra zurück.
    »Beuteldrache«, sagte sie
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