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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
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Luscuma. Sie spannten einen magischen Tunnel durch die Lüfte, um dem Luftschiff den Kurs zu weisen - eine magische Regenbogenbrücke vom Hexenstern bis zur Großen Barriere an der Dämmerzone.
    Sie, Luscuma, das Einhorn, das Schiff, wiegte ihre Schützlinge in den Schlaf und weckte sie wieder am ersten Morgen der Reise.
    Juchheirassa! Juchheirassassa! Wir fliegen in die Schattenzone!
    Sie flog nicht zum erstenmal dorthin, sie war schon einmal in diesem Brodem des Bösen gewesen.
    Damals hatte sie noch einen Frauenkörper besessen. Sie war eine Hexe gewesen, die Steuerhexe Luscuma, der gute Geist des Schiffes.
    Das war sie noch immer, doch ihren Frauenkörper hatte sie verloren. Sie mußte ihn in der Schattenzone zurücklassen und in das Einhorn schlüpfen, um den Dämonen zu entkommen.
    Jetzt war sie das Einhorn. Das Schiff. Als solches war sie zu ihrer Zaubermutter Zaem zurückgekommen. Und die Zaem besaß keine bessere Dienerin, die sie mit dieser Mission hätte beauftragen können: Die heißeste Fracht, die je durch die Lufträume von Vanga geflogen worden war - eine Hermexe, in der Dämonen ohne Zahl steckten.
    Sie fühlte sich dieser Aufgabe gewachsen.
    Als Schiff, als Einhorn, war sie mächtiger als je in ihrem Frauenleben. Sie hatte einen stattlichen Körper. Der gasgefüllte Ballon von der Form eines Fisches maß achtzig Schritt in der Länge. Darin wohnte die Kraft, eine Gondel von dreißig Schritt Länge durch die Lüfte von Vanga zu tragen. Und dazu noch eine über fünfzig Köpfe zählende Besatzung, ausreichende Waffenvorräte, genügend Nahrung, Fässer mit Wasser, Gepökeltem und Salz, und eine Fülle von magischem Gerät.
    Als, sie über die weiten Meere von Vanga dahintrieb, da konnte sie sich mit den Augen des Einhorns selbst in der spiegelglatten Wasseroberfläche sehen. Sie war schön, grazil, majestätisch, ein vollkommenes Luftschiff, das von ihrem starken Geist beherrscht wurde.
    Einst war sie selbst auf dem Bugkastell gestanden, als stolze Hexe, die glaubte, sich selbst mit den Dämonen in ihrem Herrschaftsbereich messen zu können. Jetzt standen dort Burra und Lexa und dachten gewiß ebenso.
    Doch Luscuma klärte sie darüber auf, daß sie ohne ihre Hilfe verloren wären.
    Ich bin das Einhorn. Ich bin das Schiff. Ich bin der alles beherrschende Geist. Ihr dagegen seid nur meine Arme. Du, Burra, bist der Arm des Krieges. Wenn gekämpft wird, gilt dein Wort. Du, Lexa, bist die Wächterin über die guten Sitten. Wo gegen sie verstoßen wird, schreitest du ein. Ihr kennt den Willen unserer Zaubermütter. Ihr wißt, was unser Ziel ist. Ich werde als euer guter Geist dafür sorgen, daß wir es nicht aus den Augen verlieren.
    Damit beendete Luscuma die Versammlung und flog einige ausgelassene Manöver innerhalb der Grenzen des Regenbogentunnels.
    Es war eine Lust zu fliegen.
    Und es war eine Lust, das Schiff zu sein und im Einhorn zu wohnen… wären da nicht undeutliche Schatten gewesen. Schatten, die die Hermexe warf, und andere, von denen Luscuma nicht sagen konnte, woher sie kamen.
    Von dem feuerspuckenden Beuteltier?
    Oder von dem im Schlaf liegenden weibischen Mann?
    Die Schatten wurden stärker, je länger der Tag dauerte, aber sie wurden nicht faßbarer. Und als der Tag sich zum Abend neigte, spürte Luscuma die Schatten wie eine schwere Last auf sich. Aber als die Nacht kam, da wurden die Schatten von der alles bedeckenden Schwärze verschluckt, und Luscuma wiegte ihre Schützlinge in den Schlaf.
    Ich bin das Einhorn! Ich bin das Schiff! Ich beschütze euch - Gute Nacht!

2.
    Der 2. Tag
    Nach dem Weckruf der Steuerhexe ließ sich Lexa von ihrer Tochter Jente ankleiden. Jente tat es, nur mit einem Lendentuch bekleidet. Sie hatte einen schönen Körper, mit breiten Schultern und schmaler Leibesmitte, einem flachen Bauch und starken, ausladenden Hüften. Ihre Bewegungen waren geschmeidig.
    »Ich sehe mich in dir wie in einem Spiegel«, stellte Lexa fest, als ihre Tochter letzte Hand an sie legte.
    »Du bist mein Vorbild«, sagte Jente gesenkten Blicks.
    Lexa hob ihr Kinn an und sah ihr fest in die Augen. Was sie darin sah, wollte ihr nicht recht gefallen. Tief auf dem Grund von Jentes Augen lag eine versteckte Gier, ein ungestillter und nur mühsam unterdrückter Hunger.
    In plötzlich aufwallender Angst um das Schicksal ihrer Tochter, legte ihr Lexa die Hände auf die Schultern.
    »Sei stark, Jente«, sagte sie eindringlich. »Bitte Vanga, unsere Urmutter, daß sie dir die Kraft gibt, deine
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