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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
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entfernte sich Tertish wieder. Ihre Linke hing steif von ihrem Körper, die Handfläche war leicht nach hinten gedreht, so daß Lexa das Sternmal sehen konnte, das sie als Todgeweihte kennzeichnete.
    Lexa wollte ihr folgen. Aber da tauchte Burra von Anakrom in Begleitung von Gudun und Gorma auf, und Lexa überlegte es sich anders.
    Die häßliche Amazone würdigte die Sittenwächterin keines Blickes. Sie ging einfach an ihr vorbei, als sei sie Luft für sie. Nach einigen Schritten blieb sie stehen und blickte hoch. Sie hatte unter der Stelle haltgemacht, an der die Hermexe drei Körperlängen über dem Deck in den Tauen hing.
    Burra starrte lange zu dem bauchigen Behältnis mit den drei Hälsen hinauf. Lexa fragte sich, woran Burra dachte. Leistete sie im stillen ihrer Zaubermutter Zaem Abbitte? Oder gehörten ihre Gedanken der Tochter und dem Sohn des Kometen, die in der Hermexe eingeschlossen waren?
    »Sertina und Ambule«, sagte Lexa laut und vernehmlich. Nachdem die beiden angesprochenen Amazonen aus ihrem Gefolge vor sie hingetreten waren, trug sie ihnen auf: »Ihr beide übernehmt die erste Wache an der Hermexe. Padra und Hanuika werden euch später ablösen. Ihr seid dafür verantwortlich, daß niemand dem Dämonengefäß zu nahe kommt.«
    Sertina und Ambule kletterten über die Strickleiter zu der hölzernen Plattform hoch, über der die Hermexe verankert war, und bezogen darauf Posten.
    Burra wandte sich ab. Sie strafte Lexa immer noch mit Verachtung.
    »Dein Hochmut wird dich noch zu Fall bringen, Burra«, murmelte Lexa ergrimmt.
    Allmählich belebte sich das Deck mit Amazonen. Es waren Kriegerinnen aller Zaubermütter vertreten. Sie trugen auf ihren Helmen den Blitz der Ziole, die Flammen der Zirri, das Zwillingszeichen der Zanni oder den Zauberstab der Zoud. Diese Symbole fanden sich zumeist auch in den Wappen auf ihren Brustharnischen. Einige von Lexas Begleiterinnen trugen noch den Drachen auf Helm und Harnisch, der das Zeichen der verschollenen Zuma war. Andere hatten bereits den Drachen mit dem Schwertsymbol vertauscht, um zu zeigen, daß sie in die Dienste der Zaem getreten waren.
    Lexa fiel erst jetzt auf, daß ihre Tochter nicht unter ihren Begleiterinnen war. Als sie sich nach Jente erkundigte, berichtete ihr Oscuse:
    »Ich sah sie einen Abgang benutzen und unter Deck verschwinden. Jente tat, als wolle sie sich davonstehlen.«
    Lexa erinnerte sich des hungrigen Blickes ihrer Tochter, das weckte eine böse Ahnung in ihr.
    »Begleite mich«, verlangte sie von Oscuse und folgte der Amazone zu dem Abstieg, durch den Jente verschwunden war.
    Unter Deck begegneten sie drei Amazonen der Zytha, deren Helme Kristalle zierten. Sie machten ihnen ehrfürchtig Platz.
    »Habt ihr eine Jungamazone mit einem Drachenhelm gesehen?« erkundigte sich Lexa.
    »Deine Tochter Jente?« fragte eine der drei, deren Helm ein Blutkristall zierte und deren Name Mirrel war. »Nein, sie ist uns nicht begegnet.«
    Lexa wartete, bis sich die drei entfernt hatten, dann sagte sie zu Oscuse:
    »Laß uns die Kajüte des Schläfers aufsuchen.«
    Oscuse machte ein entsetztes Gesicht.
    »Du glaubst doch nicht, daß Jente…«
    »Ich hoffe, daß ich mich irre«, schnitt ihr Lexa das Wort ab.
    Sie irrte sich nicht. Als sie die Tür zu Mescals Kajüte aufstieß, war Jente über den im magischen Schlaf liegenden Geschaffenen gebeugt, und sie streckte gerade beide Hände aus, um ihm übers Gesicht zu streichen. Erschrocken wirbelte sie herum.
    Lexa riß mit einem Aufschrei beide Schwerter aus den Scheiden und richtete die Klingen auf ihre Tochter.
    »Lexa!« rief Oscuse erschrocken. »Bändige deinen Zorn! Wie gerecht er dir auch erscheinen mag, solltest du dir anhören, wie deine Tochter ihr Tun rechtfertigt.«
    »Ich will nichts hören!« schrie Lexa. »Sie soll schweigen. Und will auch keinen Laut der Klage und des Schmerzes hören, wenn ich das Schlechte und Böse aus ihrem Körper peitsche.«
    Lexa begab sich in die Waffenkammer und wählte aus dem Angebot verschiedenartiger Peitschen eine siebenschwänzige Eeno. Damit kehrte sie an Deck zurück und begab sich aufs Bugkastell. Von dort wandte sie sich der Galionsfigur des Einhorns zu und sagte:
    »Luscuma, ich bitte dich, allen Amazonen an Bord zu verkünden, daß ich als Wächterin der guten Sitten meines Amtes walten und meine Tochter Jente Zucht und Anstand lehren werde.«
    Gleich darauf konnte die lautlose Stimme der Steuerhexe von allen vernommen werden, als sie Lexas Willen
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