Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
Fleischeslust zu bezähmen.«
    Lexa sprach es nicht aus, aber wenn sie sagte, daß sie sich in ihrer Tochter wie in einem Spiegel sah, dann meinte sie vor allem ihre Jugend. Als Lexa in Jentes Alter stand, da war sie eine Sünderin gewesen. Sie hatte für ihr ausschweifendes Leben einen hohen Preis zahlen müssen. Ihr war das Schlimmste passiert, was einer ehrgeizigen Amazone widerfahren konnte - sie hatte ein Kind bekommen.
    Doch sie war nicht daran zerbrochen. Sie war auf die entlegene Insel Sargos gezogen, wo sie ihre Tochter Jente gebar. Sie sah es als Gnade an, daß ihr Kind kein Junge war, und benannte aus Dank dafür ihr damals noch namenloses Seelenschwert ebenso - Jente. Dies kam einem Gelübde gleich, ihre Tochter streng und sittsam zu erziehen. Achtzehn lange Jahre hatte sich Lexa daran gehalten, bis sie fand, daß ihre Tochter gewappnet war. Doch nun, wenn sie Jente in die Augen blickte und die Unruhe darin bemerkte, war sie nicht sicher, ob sie allen Versuchungen würde standhalten können.
    Nachdem auch die elf anderen Amazonen und Jente angekleidet waren, suchten sie gemeinsam den kleinen Tempel mittschiffs auf, um dort ihrer Urmutter Vanga zu huldigen. Lexa stellte verbittert fest, daß sich von den anderen Amazonen keine einfand.
    Als das morgendliche Ritual beendet war, fühlte sich Lexa wie gereinigt und gestärkt, und sie war von der Zuversicht durchdrungen, daß sie das Tagwerk meistern würde. Sie wagte einen kurzen Seitenblick zu ihrer Tochter und stellte erleichtert fest, daß ihre Haltung voll Demut war.
    »Wohlan, laßt uns das Schiff besichtigen«, sagte Lexa frohen Mutes zu ihren Gefährtinnen, die alle wie sie Entsagung und innere Einkehr auf der Insel Sargos gesucht hatten und mit ihr zum Hexenstern gezogen waren, um eine neue Bestimmung zu bekommen. Sie hatten sie in den Diensten der Zaem gefunden.
    Es gab an Bord der Luscuma kaum etwas für die Amazonen zu tun, denn die Steuerhexe führte das Luftschiff sicher auf dem Kurs, den die Zaubermütter bestimmten. Gefahren drohten weder von den Elementen, noch von den Bewohnerinnen der Inseln und Länder, die sie überflogen - denn die Zaubermütter waren mit ihnen.
    Sie schützten die Luscuma.
    Es gab auch keine Schwierigkeiten mit den anderen Amazonen, die im Dienste der verschiedenen Zaubermütter standen. Sie übten sich in Zurückhaltung und achteten einander, auch wenn sie verschiedener Gesinnung waren. Immerhin hatten sie eine gemeinsame Aufgabe, das schweißte sie zusammen.
    Nur Burra und ihre Gefährten wollten sich nicht anpassen, sie wirkten wie Fremdkörper in der Bordgemeinschaft. Lexa und ihre Amazonen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, auf sie ein besonders wachsames Auge zu haben.
    Lexa war die Sittenwächterin auf der Luscuma.
    Kaum an Deck, wurde sie Zeuge eines Vorfalls, der ihr Mißfallen erregte. Lankohr und Heeva saßen zwei Körperlängen über der Bordwand in den Wanten. Sie hatten sich mit den Beinen in den Tauen eingehängt, so daß sie die Arme frei hatten. Sie machten damit seltsame Verrenkungen, klatschten hin und wieder mit den Händen gegeneinander und drückten und rieben zwischendurch die Gesichter aneinander, dazu wisperten sie.
    »Schamloses Gnomenpack!« rief Lexa empört zu ihnen hinauf. »Haltet sofort ein und kommt herunter, sonst lasse ich euch im Netz ins Schlepptau nehmen.«
    Lexa hatte in ihrem Zorn ihr Herzschwert Rasaal gezogen und streckte die Klinge den beiden Aasen entgegen. Die hatten ihren ersten Schreck bereits überwunden. Jetzt grinsten sie frech und starrten durchdringend auf Lexa herab. Plötzlich rief Lankohr in gespieltem Entsetzen:
    »O Schreck! Was hältst du in der Hand?«
    Lexa starrte ungläubig auf ihre Klinge, die sich wand und zu einer siebenköpfigen Schlange wurde. Sie öffnete erschrocken die Hand und wich einen Schritt zurück. Als die Schlange auf den Planken landete, wurde sie wieder zu ihrem Herzschwert.
    Die beiden Aasen turnten kichernd durch die Takelage und verschwanden im Schutz des fischförmigen Ballons.
    »Das werdet ihr mir büßen«, versprach Lexa, nachdem sie sich nach ihrem Schwert gebückt hatte.
    Dann erst entdeckte sie Tertish, die vor sie hingetreten war.
    »Du solltest nicht so streng mit den Aasen sein«, sagte die Todgeweihte. »Aasen sollte man lassen, wie sie sind. Wenn man sie ändert, verlieren sie ihre magischen Fähigkeiten. Und wenn wir erst in der Schattenzone sind, werden wir ihre Dienste noch brauchen.«
    Bevor Lexa etwas erwidern konnte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher