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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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I.
    1. Die leicht ausgefransten Tüll-Gardinen flatterten behaglich im offenen Küchenfenster und ließen die hellen Sonnenstrahlen als kurzlebige Schattenmuster über den Fußboden wandern. Der schwache Wind war an diesem Morgen nicht kalt, sondern angenehm kühl. Und er roch nicht mehr nach Smog. Im Winter hingen die Abgase von Kraftwerken und von den vielen Kohlefeuern in den Armensiedlungen wie eine Glocke über Johannesburg. Jetzt trug der Wind den würzigen Duft vom frischen Gras aus dem Hochland im Norden herbei.
    David sog den lauen Wind genüsslich ein und schloss dabei die Augen.
    Dann war der Zauber vorbei. David fühlte sich ausgebrannt, als wenn er einer von den zahllosen unterirdischen Kohleflözen wäre, die in der Umgebung der Stadt brannten und den illegal in den aufgegebenen Stollen entsorgten Müll entzündeten. Darum war das Grundwasser mancherorts zu vierzig Grad heißer giftiger Säure geworden und darum hatte die Luft im Winter so beißend verbrannt gerochen. Die Verheißung des Frühlings ließ David nicht vergessen, wie lange und erfolglos er gegen das Unrecht an der Umwelt und an den Menschen gekämpft hatte. Für diesen Kampf hatte er sich mit seiner Familie überworfen.
    Schon lange schämte er sich für die Worte, die er im jugendlichen Eifer seinem Vater an den Kopf geworfen hatte. Wäre er damals weniger überheblich gewesen und hätte seinem Vater zugehört, dann hätte er das Familienvermögen für seine Ideale einsetzen können. Anstatt auf Kundgebungen, die von der Polizei aufgelöst wurden und nie etwas bewirkt hatten, sich den Hals wund zu schreien.
    Nun war er vierundfünfzig und das einzig Gute in seinem Leben hatte er sich nicht erstritten, sondern es einfach so bekommen. Er staunte jeden Tag darüber, und fragte sich, wofür eigentlich.
    David sah seine Frau an. Ihr war es egal, dass seine Geschwister im Luxus lebten, während sie glücklich darüber waren, eine Zweizimmerwohnung mit Strom und Wasser zu haben, in einer relativ sicheren Gegend zu leben, und dass David eine Arbeit hatte. Er hätte Milliarden scheffeln können, stattdessen brachte er nur das bescheidene Gehalt eines Taxifahrers heim. Sue bedauerte, dass es keinen Kontakt zu seinen Geschwistern gab, aber auch das tat sie nicht wegen des Geldes, sondern – weil sie einfach ein guter Mensch war.
    Wie jeden Tag fragte David sich, was sie an ihm fand. Und wie jeden Tag war er in diesem kurzen Moment glücklich. Weil er wusste, dass weder sein mickriges Aussehen, noch dass er zehn Jahre älter und völlig mittellos war, eine Rolle spielten. Sue liebte ihn einfach. Ihn und Mepuku. Dieser Junge, der so etwas wie ein Stern in der Dämmerung von Davids Leben war, er hatte es wieder lebenswert gemacht, als eine wundervolle Ergänzung zu Sue.
    Sie bemerkte seinen Blick und lächelte ihn an , während sie sein Mittagessen einpackte. Ihr Lächeln war zwar beiläufig, aber es leuchtete trotzdem.
    "Du kommst heute früher heim, nicht wahr?" , fragte sie.
    "Natürlich", antwortete David. Dann grinste er verschlagen. "Ich löse den Scheck ein, wir gehen schick essen und abends geben wir ihm sein Geschenk."
    Sue zwang sich, verurteilend den Kopf zu schütteln.
    "Du willst einen siebenjährigen Jungen an seinem Gebu rtstag auf die Folter spannen", warf sie David mit bemühter Entrüstung vor.
    Dann schmunzelte sie mit derselben Vorfreude wie er sie hatte.
    "Ich liebe dich", sagte David.
    Er gab Sue einen Kuss, nahm die vorbereitete Lunchbox und machte sich auf den Weg aus der Wohnung.
    "Ich dich auch, Schatz", flüstere Sue, als die Tür sich schloss.

2 . Alle Taxifahrer in Johannesburg wurden Killer genannt. Schuld daran waren aber nur die Fahrer von Sammeltaxis, die mit ihren meist verkehrsunsicheren Minibussen rücksichtslos durch die Stadt rasten. Auch David war lange black-taxi-driver gewesen, bevor er die Anstellung bei Rose Taxis bekommen hatte.
    D ie Minibusfahrer höhnten, einen langweiligeren Job, als einen weißen Toyota mit gelbem hutförmigem Schild auf dem Dach zu fahren und telefonisch bestellt zu werden oder vor Hotels oder am Flughafen zu warten, könne es gar nicht geben. David fand jedoch nichts Spaßiges daran, irrsinnig durch die Stadt zu rasen, mit zwanzig statt sechzehn Leuten im Bus, und von Passanten angehalten zu werden. Auch wenn er nicht mehr selbständig war, sondern nur einer von zweihundertvierundzwanzig Fahrern, die in Schichten rund um die Uhr für das seit 1934 bestehende Unternehmen fuhren,
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