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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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Übliche in solchen Fällen, zehn Milligramm Valium. Das wird aber nicht lange vorhalten. Am besten wäre es, sie hätte jemanden, der sich um sie kümmert.«
    »Kennen Sie denn jemanden?«
    »Sie hat einen vierzehnjährigen Sohn und eine Tochter, Carmen, die in Frankfurt studiert und wohnt. Ich nehme an, dass die Nummer im persönlichen Telefonbuch steht.«
    »Danke, ich werde versuchen sie zu erreichen.«
    Dr. Müller packte seine Tasche zusammen und fuhr zurück in die Praxis. Peter Brandt fand die Nummer von Carmen Schirnerin dem kleinen Telefonbuch. Ein Blick auf die Uhr, zehn vor neun. Vielleicht habe ich Glück und erwische sie noch zu Hause, dachte er, ansonsten probiere ich es auf ihrem Handy.
    Er war erleichtert, als sie schon nach dem zweiten Klingeln abnahm. Er schilderte ihr kurz, was geschehen war, und sie versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Brandt blieb noch ein paar Minuten bei Helga Schirner, die die Augen wieder halb geöffnet hatte und ihn wie in Trance ansah. Er hatte in den vergangenen zwanzig Jahren schon etliche Todesnachrichten überbringen müssen, aber es war jedes Mal wieder anders, jedes Mal wieder neu, doch immer unangenehm.
    Er zog leise die Tür hinter sich zu und begab sich noch einmal zum Tatort, wo die Spurensicherung eifrig bei der Arbeit war.
    »Und, wie schaut’s aus?«, fragte Brandt.
    »Also wenn du so was wie Sohlenabdrücke erwartest, bei dem knüppelharten Boden keine Chance. Ich glaub, das hier ist alles umsonst.«
    »Und Schirner ist in der Rechtsmedizin?«
    »Ist vorhin abgeholt worden.«
    »Ich zieh Leine. Und friert euch nicht den Arsch ab.«
    »Scherzkeks.«
    Peter Brandt fuhr ins Präsidium, wo er bereits von seinem Chef und besten Freund Bernhard Spitzer erwartet wurde. Sie waren vor gut fünfundzwanzig Jahren zusammen zur Polizei gekommen, hatten auf demselben Revier Dienst geschoben, hatten gleichzeitig die Polizeischule besucht. Der Unterschied war nur, dass Spitzer sich im Büro am wohlsten fühlte, während Brandt es nur widerwillig betrat.

Mittwoch, 9.50 Uhr
     
    U nd?«, wurde er von Spitzer empfangen, der hinter seinem Schreibtisch saß, eine dampfende Tasse Kaffee vor sich.
    »Ich brauch jetzt auch erst mal einen Kaffee«, sagte Brandt, holte seine Tasse, schenkte sich ein und setzte sich Spitzer gegenüber.
    »Wieso hast du Greulich hergeschickt, damit der alle Akten durchwühlt, die mit Satanisten und so ’nem Kram zu tun haben?«, fragte Spitzer grinsend, da er die Antwort schon kannte.
    »Weil er was zu tun braucht. Ritualmord! Das war kein Ritualmord, Schirner wurde kaltblütig abgestochen.« Er nippte an seinem heißen Kaffee und wärmte sich an der Tasse die Hände.
    »Und warum kann es deiner Meinung nach kein Ritualmord sein?«
    »Weil der Täter eben auf bestimmte Rituale verzichtet hat. Der hat ihn nur kastriert, die Teile aber nicht mitgenommen.« Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich übers Kinn. »Ich habe es in meiner Laufbahn zweimal mit Ritualmorden zu tun gehabt, und da sahen die Opfer ganz anders aus. Außerdem lassen Ritualmörder, wie gesagt, meistens die Teile nicht beim Opfer, sondern nehmen sie entweder als Souvenir mit oder essen sie. Ist auch egal. Der Typ ist Lehrer, das heißt, er war Lehrer, und ich denke, wir sollten uns zunächst mal in der Schule umhorchen. Seine Frau beschreibt ihn als überaus beliebt, freundlich und so weiter. Aber für meine Begriffe steckt mehr dahinter als nur ein simpler Mord, auch wenn Raubmord nicht ganz ausgeschlossen werden kann, weil in seiner Brieftasche nur sein Personalausweis war und auch sein Portemonnaie fehlt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Mord geplant war. Dafür spricht auch, dass der Hund verschwunden ist.«
    »Welcher Hund?«
    »Schirner ist jeden Abend nach den Tagesthemen noch eine Runde mit ihm gelaufen. Und wie seine Frau sagt, hat er dabei immer denselben Weg genommen. Es könnte also sein, dass jemand auf ihn gewartet hat. Jemand, der genau wusste, dass Schirner um eine bestimmte Uhrzeit dort vorbeikommen würde. Aber angeblich hatte er keine Feinde und hat sich in letzter Zeitauch nicht auffällig verhalten. Ich hab seine Frau alles gefragt, was ich in dem Moment fragen konnte. Dazu eben die Sache mit dem Hund. Offensichtlich ist er verschwunden. Ich nehme fast an, der Täter hat ihn mitgenommen, sonst wäre er wohl nach Hause gelaufen. Aber da er Fremden gegenüber angeblich misstrauisch ist, muss es jemand sein, den er kennt und der ihm vertraut
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