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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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Junge ist viel zu schade für die Eintracht. Perlen vor die Säue geworfen.«
    Greulich erwiderte nichts darauf, setzte sich in seinen Wagen und brauste davon, Brandt schaute ihm nach, bis er das Aufleuchten der Bremslichter an der Kreuzung sah, froh, ihn los zu sein. Er beugte sich über den Toten. Das Gesicht war von der Kälte blau angelaufen, die Gelenke starr, die Augen weit aufgerissen, das Entsetzen noch deutlich zu erkennen. Seine Hose war offen und blutdurchtränkt, seine Genitalien abgeschnitten. Brandt warf nur einen kurzen Blick darauf, winkte den Arzt zu sich heran und fragte: »Wie lange ist er schon tot?«
    »Das ist bei der Kälte schwer zu sagen. Das müssen schon IhreGerichtsmediziner rausfinden. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich hier soll.«
    »Wenigstens ungefähr.«
    »Irgendwann heute Nacht. Der Typ ist zu ’nem Eisblock gefroren, wir hatten letzte Nacht so um die minus fünfzehn Grad.«
    »Also gut«, sagte Brandt und bedeutete dem Fotografen und einem Beamten der Spurensicherung, näher zu treten, »mach deine Fotos und dann überlass der Spurensicherung das Feld. Ich erwarte bis heute Abend die ersten Resultate. Und ich werde mich jetzt mal mit dem Eintrachtler unterhalten und danach Frau Schirner einen Besuch abstatten. Und veranlasst, dass der Tote zur Sievers gebracht wird.«
    Der junge Mann saß im Streifenwagen und sah Brandt an.
    »Hallo, Herr Bender«, sagte Brandt. »Sie haben also den Toten entdeckt. Wann genau war das?«
    »Ich hab nicht auf die Uhr geguckt, aber so gegen sechs.«
    »Laufen Sie wirklich jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe hier rum?«
    »Jeden Morgen. Ich muss mich fit halten, war lange verletzt. Und die Eintracht braucht mich wieder«, sagte er nicht ohne Stolz.
    Hoffentlich schafft ihr den Aufstieg nicht, dachte Brandt, sprach es aber nicht aus. »Haben Sie ihn angerührt oder irgendwas verändert?«
    »Scheiße, nein! Ich hab zum Glück mein Handy dabeigehabt und gleich die Polizei gerufen.«
    »Und Sie sind auch sonst niemandem begegnet?«
    »Nein, ich war ganz allein.«
    »Okay, meine Kollegen nehmen Ihre Aussage noch zu Protokoll, dann können Sie gehen. Und viel Glück für den Rest der Saison. Ich glaube aber eher, dass Mainz es packt«, konnte sich Brandt doch nicht verkneifen zu sagen. »Ach ja, noch was – die Presse wird Ihnen Fragen stellen. Ich würde es sehr begrüßen,wenn Sie keine Details schildern. Sie wissen ja, wie diese Heinis sind.«
    »Kein Wort. Und wir steigen doch auf.«
    Brandt grinste Bender an, stieg wieder aus, ließ sich von einem der Schutzpolizisten erklären, wie er am schnellsten in den Rotkehlchenweg kam, und machte sich auf den Weg. Um fünf nach acht klingelte er an der Tür des Einfamilienhauses. Auf einem kitschigen Schild stand »Herzlich willkommen«.
    Brandt hörte, wie von innen die Sicherungskette vorgelegt und die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Er hielt seinen Ausweis hoch und sagte: »Mein Name ist Brandt, Kripo Offenbach. Dürfte ich bitte kurz reinkommen?«
    »Kriminalpolizei? Kann ich bitte noch einmal Ihren Ausweis sehen?«
    Brandt hielt ihn erneut hoch, Helga Schirner warf einen langen Blick darauf, entriegelte die Kette und machte die Tür auf.
    »Was wollen Sie von mir? Hat mein Sohn etwas angestellt, oder ist etwas mit meiner Tochter?«, fragte sie mit diesem speziellen Ausdruck in den Augen, den Brandt schon von einigen anderen Angehörigen kannte, denen er eine Todesnachricht überbringen musste. Ein Ausdruck, der aus Angst und einer bösen Ahnung bestand.
    »Nein«, antwortete Brandt und trat in die warme Wohnung ein. »Können wir uns setzen?«
    »Bitte, hier im Wohnzimmer«, sagte Helga Schirner, ging vor Brandt in das mit antiken Möbeln ausgestattete Zimmer und bat ihn, Platz zu nehmen.
    »Frau Schirner, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann tot ist.« Er beobachtete die Reaktion der Frau, die bis eben gestanden hatte, sich jetzt aber langsam hinsetzte und Brandt ungläubig anstarrte, ein Blick, der Bände sprach.
    »Was sagen Sie da? Mein Mann ist tot? Das kann nicht sein, er ist doch oben und schläft noch.«
    »Sind Sie da sicher?«
    Helga Schirner schluckte schwer und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie kaum hörbar, »bin ich nicht. Ich habe mich schon gewundert, dass er nicht zum Frühstück runtergekommen ist, aber ich dachte, er hätte vielleicht später Schule.«
    »Ihr Mann ist Lehrer?«
    »Ja. Wo ist mein Mann jetzt?«
    »Auf dem Weg in die Rechtsmedizin. Sind
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