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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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wurde. Ihre Anklage war hart, aber fair. Einige Male musste Brandt schmunzeln, als Klein den Angeklagten Fragen stellte, die ein gefundenes Fressen für die jeweiligen Verteidiger waren, denn keiner wusste besser als die Klein, dass Carmen, Kerstin, Silvia und Anja die besten Verteidiger hatten. Am Ende ihres ausgefeilten und rhetorisch hervorragenden Schlussplädoyers betonte sie, dass die traumatischen Erlebnisse aller vier Beteiligten als strafmildernd zu werten seien, und forderte Haftstrafen zwischen zwei Jahren für Kerstin Abele und Silvia Esslinger, drei Jahren für Carmen Schirner und fünf Jahren für Anja Russler. Die Verteidiger, allen voran Dr. Mertens, hielten feurige Plädoyers, in denen sie deutlich machten, welches unsägliche Leid ihren Mandanten direkt beziehungsweise indirekt zugefügt worden sei. Jeder Zuschauer, die Vertreter der Medien, die Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie der Richter höchstpersönlich sollten sich vorstellen, das, was mit Kerstin Abele und vor allem Maureen Neihuus passiert war, würde mit ihren Töchtern geschehen, sofern sie welche hätten. Würden sie dann noch die Grenze zwischen Recht und Unrecht erkennen? Es gehe nicht darum, harte Strafen für die Angeklagten, die sowohl Täter als auch Opfer seien, zu verhängen, sondern die Öffentlichkeit müsse vielmehr dahingehend sensibilisiert werden, dassman das Übel erkennt und im Keim erstickt, indem man sich zum Beispiel mehr um die Belange, Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen in diesem Land kümmert. Schirner und Teichmann, so die Verteidiger, hätten damit rechnen müssen, aufgrund ihrer widerwärtigen und perversen Taten eines Tages so zu enden. Den Angeklagten könne nur der Vorwurf gemacht werden, dass sie zwei Männer getötet haben, aber sie hätten nicht aus niederen Beweggründen gehandelt, sondern lediglich, um andere Mädchen und junge Frauen vor dem gleichen Schicksal wie Maureen Neihuus und Kerstin Abele sowie sechzehn weiteren Opfern zu bewahren. Keiner, sagten sie, könne sich die seelischen und körperlichen Qualen der Opfer auch nur im Geringsten vorstellen, aber wer die Videobänder gesehen habe, wisse, wie groß diese Qualen nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch gewesen sein mussten.
    Als der Richter die Urteilssprüche verlas, ging ein Raunen durch den Saal. Es war ein von keinem erwartetes Sensationsurteil. Jeweils zwei Jahre Haft auf Bewährung für Kerstin Abele und Silvia Esslinger, zweieinhalb Jahre auf Bewährung für Carmen Schirner und Anja Russler, da nicht nachgewiesen werden konnte, wer die Taten geplant und wer den ersten Todesstoß geführt hatte, denn die angeklagten Frauen blieben standhaft bei ihrer Version, als Erste das Messer geführt zu haben. Allerdings wurde ihnen vom Gericht zur Auflage gemacht, dass alle vier sich mit sofortiger Wirkung für ein Jahr einer Therapie in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik zu unterziehen hätten.
    Das Urteil führte in der Öffentlichkeit und in den Medien zu heftigen Diskussionen, die fast zwei Wochen lang währten, bevor der ganz normale Alltag wieder Einzug hielt.
    Einige Eltern nahmen, nachdem sie erfuhren, was am GeorgBüchner-Gymnasium jahrelang vorgegangen war, ihre Kinder von der Schule, um sie auf eine andere zu schicken. Ob der einst so gute Ruf des Gymnasiums jemals wiederhergestellt werden kann, weiß keiner.
    Anja, Carmen, Kerstin und Silvia fielen sich nach dem Urteil weinend vor Freude in die Arme.
    Blieben noch Andrea Sievers und Peter Brandt. Sie mochten sich vom ersten Moment an, aber es brauchte fast drei Jahre, bevor Andrea den ersten Schritt machte. Sie trafen sich regelmäßig entweder bei ihr oder bei ihm, doch von Heirat wollten sie vorläufig nicht mehr sprechen. Sie hatten sich gefunden, und irgendwann würde die Zeit kommen … Irgendwann. Nicht heute, nicht morgen, vielleicht in ein paar Monaten, vielleicht in einem Jahr …

 
     
     
    Vom Autor sind außerdem erschienen:
     
    Die Julia-Durant-Krimis
Jung, blond, tot
Der Finger Gottes
Das achte Opfer
Die Bankerin
    Letale Dosis
    Der Jäger
Das Syndikat der Spinne
Mord auf Raten
Kaltes Blut
Schrei der Nachtigall
    Das Verlies
    Teuflische Versprechen
    Tödliches Lachen
    Das Todeskreuz
     
    Über den Autor:
    Andreas Franz wurde in Quedlinburg geboren. Er hat als Übersetzer für Englisch und Französisch gearbeitet und war jahrelang als Schlagzeuger tätig. Seine große Passion aber ist das Schreiben. Seine Maxime: »Die Leser fesseln und
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