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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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mir Glück, wenn ich bei der Klein bin. Bis nachher.«
    »Toi, toi, toi, wird schon nicht so schlimm werden.«

Montag, 12.30 Uhr
     
    E r klopfte an, von drinnen kam ein deutliches »Herein«. Elvira Klein stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster und goss ihre Blumen. Sie trug einen Hosenanzug und hohe Schuhe, die sie fast einen Kopf größer als Brandt machten.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte sie, stellte die Messingkanne auf die Fensterbank und drehte sich um. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, die Hände gefaltet.
    »Ich habe Sie hergebeten, um Ihnen zu Ihrem Erfolg zu gratulieren. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    Brandt war völlig überrascht von diesen Worten aus ihrem Mund, überwogen doch sonst eher die spitzen Bemerkungen.
    »Danke, aber ich habe nur meine Arbeit getan. Ich meine und Sie Ihre«, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen.
    »Wie soll ich das verstehen?«, fragte sie mit unergründlichem Lächeln.
    »Ich habe heute Morgen noch mal mit den drei jungen Damen gesprochen …«
    »Sie haben Ihnen auch etwas zu Essen gebracht. Sehr lobenswert, ich könnte diesen Schlangenfraß auch nicht runterkriegen. Aber fahren Sie fort, ich habe Sie unterbrochen.«
    »Die Russler hat einen guten Anwalt. Ich denke, das wird eine harte Nuss für Sie, oder glauben Sie, Sie bestehen gegen Mertens?«, fragte Brandt grinsend.
    »Wir werden sehen. Dass Frau Russler ausgerechnet auf Mertens gekommen ist … Na ja, das war wohl eine intuitive Entscheidung, eben die typische Entscheidung einer Frau.«
    »Sicher, habe ich nicht bedacht. Wer sind denn die Anwälte von Frau Schirner, Frau Abele und Frau Esslinger?«
    »Steiner, Jürgens und Kolb.«
    »Na, sieh mal einer an. Auch nicht gerade das, was man Pflichtverteidiger nennt. Die Damen haben eine sehr gute Wahl getroffen.«
    »Das denke ich auch.«
    »Haben Sie das Schriftstück vorbereitet, wie von Frau Schirner gefordert?«
    »Liegt vor Ihnen auf dem Tisch. Ich habe bereits unterschrieben, es fehlt noch Ihre Unterschrift und die des Richters. Zufrieden?«
    Brandt las es durch, nickte anerkennend und setzte seinen Namen in das dafür vorgesehene Feld.
    »Sobald der Richter unterschrieben hat, werde ich es Frau Schirner aushändigen, damit sie es ihrem Anwalt geben kann. Wir wollen doch schließlich die Videos haben.«
    »Wird ihnen allen gemeinsam der Prozess gemacht?«
    Klein zuckte mit den Schultern und sagte: »Normalerweise müssten Frau Abele und Frau Esslinger vor ein Jugendgericht gestellt werden und Frau Schirner und Frau Russler vors Schwurgericht. Es gibt aber Gesetzeslücken, weshalb es unter Umständen möglich ist, dass allen vier gemeinsam der Prozess gemacht wird. Doch das hat letztendlich der Richter zu entscheiden. Ich werde mich aber dafür einsetzen.«
    »Weshalb?«
    »Darauf möchte ich nicht antworten, es wäre aber besser für alle Beteiligten, glauben Sie mir.«
    »Sie wollen auch nicht, dass sie hohe Haftstrafen bekommen, stimmt’s?«
    »Ich werde die Anklage so vertreten, wie es in solchen Fällen angemessen ist«, antwortete sie wieder mit diesem seltsamen Lächeln. »Haben Sie sonst noch Neuigkeiten für mich?«
    Brandt berichtete von seinem Besuch bei Natalia Teichmann und dem Haus, Klein hörte aufmerksam zu. Als er geendet hatte, sagte sie: »Das klingt vielversprechend. Wann kann ich Ihren ausführlichen Bericht erwarten?«
    »Übermorgen.«
    »In Ordnung. Und lassen Sie bitte alle persönlichen Gefühle außen vor. Oder formulieren Sie es so, dass man nicht gleich merkt, dass Sie mit den Täterinnen … mitfühlen.«
    »Das tun Sie ja auch nicht, hoffe ich zumindest. Mord bleibt schließlich Mord, ganz gleich, aus welchen Beweggründen er begangen wurde. Habe ich Recht?«
    »Ich sehe, wir verstehen uns. Ausnahmsweise. Ja, dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Sie haben sicherlich noch zu tun.«
    »Ich hatte ein verdammt langes Wochenende und habe meine Töchter seit drei Tagen kaum gesehen. Ich werde bald nach Hause fahren, damit ich morgen frisch und ausgeruht den Bericht schreiben kann.«
    Brandt stand auf und ging zur Tür, als ihre Stimme ihn zurückhielt. »Ich wollte Ihnen noch etwas sagen. Sie haben bei den vier Damen großen Eindruck hinterlassen. Wie Sie das geschafft haben, ist mir allerdings ein Rätsel. Auf Wiedersehen.«
    »Wiedersehen.«
    Brandt war mehr als nur verwundert über das Gespräch mit Elvira Klein. Und ihm fielen die Worte von Andrea ein – sie ist nicht so übel, wie du denkst. Aber
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