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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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Sarah und Michelle.«
    »Hallo, ich bin Andrea, das Dr. Sievers lassen wir einfach weg«, sagte sie mit natürlicher Offenheit und reichte erst Sarah, dann Michelle die Hand. »Ihr könnt mich ruhig duzen, ich mag dieses Sie nicht.«
    »Papa hat uns schon von dir erzählt«, verkündete Michelle.
    »Was hat er erzählt?«
    »Dies und das«, sagte Sarah grinsend. »Ich find’s super.«
    »Das haut mich jetzt ein bisschen um. Aber gut, wenn ihr Bescheid wisst, umso besser.«
    »Arbeitest du mit meinem Vater zusammen?«, wollte Michelle wissen.
    »Kann man so sagen.«
    »Hast du auch mit Leichen zu tun?«
    Andrea musste lachen, als sie antwortete: »Ja, ich habe mit Leichen zu tun, aber anders als euer Vater.«
    »Wie anders?«
    »Kommt, wir setzen uns jetzt erst mal an den Tisch und essen.Dabei können wir uns in aller Ruhe unterhalten«, mischte sich Brandt ein.
    »Hm, Würstchen«, sagte Michelle. »Lecker.«
    »Was hast du denn mit Leichen zu tun?«, fragte Sarah.
    »Ich arbeite in der Rechtsmedizin, da hab ich sehr viel mit Toten zu tun.«
    »Iiih, das wär nichts für mich«, sagte Sarah. »Schneidest du die alle auf?«
    »Das ist mein Job. Aber in der Rechtsmedizin müssen auch andere Sachen gemacht werden. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag nur rumschneiden würde, das wär ein bisschen langweilig.«
    »Schluss jetzt, wir wollen doch essen«, unterbrach Brandt die unappetitliche Unterhaltung.
    »Ich kann euch ja bei einer anderen Gelegenheit mal erzählen, was ich so alles mache.«
    »Cool«, sagte Michelle und biss von ihrem Würstchen ab. »Kann ich da mal mit hinkommen?«
    »Haha, cool«, lästerte Sarah. »Du würdest doch gleich kotzen, wenn du eine Leiche nur sehen würdest.«
    »Glaubst aber auch nur du. Kann ich mal mit?«
    »Das geht leider nicht. Da dürfen nur autorisierte Personen rein wie dein Vater oder Staatsanwälte oder Leute, die einen Angehörigen identifizieren müssen. Aber vielleicht lässt sich ja doch mal was machen. Irgendwie krieg ich das schon hin.«
    Sie unterhielten sich, bis Brandt um neun sagte, dass Sarah und Michelle sich allmählich fürs Bett fertig machen sollten. Eine halbe Stunde später erschienen sie im Wohnzimmer, gaben ihrem Vater einen Kuss, Sarah sagte zu Andrea »Herzlich willkommen« und machte Michelle ein Zeichen, mit ins Bett zu gehen.
    »Du hast bei ihnen ein Stein im Brett. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass es so einfach sein würde«, sagte er, während sie auf der Couch saßen und sie sich an ihn schmiegte und im Hintergrund die CD der Eagles spielte.
    »Und ich hätte dir nicht zugetraut, dass du schon mit ihnen gesprochenhast. Sie sind übrigens sehr hübsch. Pass bloß gut auf sie auf.«
    »Du kannst mir ja dabei helfen.«
    »Ist das ein Angebot?«
    »Ich könnte Hilfe gebrauchen. Alleinsein ist Scheiße«, sagte er lachend.
    »Meine Worte. Wie groß ist die Wohnung?«
    »Hundertfünfzig Quadratmeter.«
    »Hört sich gut an. Wo ist das Schlafzimmer?«
    »Willst du hier übernachten?«
    »Hättest du was dagegen?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Und was würden Sarah und Michelle sagen, wenn ich morgen früh immer noch da wäre?«
    »Gar nichts. Die sehnen sich nämlich auch wieder nach einer Familie, das haben sie dir doch wohl ziemlich eindeutig zu verstehen gegeben.«
    »Nicht so schnell. Lass uns die Sache langsam angehen, wir laufen uns doch nicht weg.«
    »War blöd von mir, ich weiß. Vergiss es gleich wieder.«
    »Nee, nee, so einfach geht das nicht. Ich denke drüber nach.«
    »Tu das. Ihr müsstet euch nur mit dem Bad einig werden.«
    »Ich bin bescheiden. Dann zeig mir mal dein Schlafzimmer.«
    Brandt legte sich mit Andrea ins Bett und erzählte ihr von seinem Tag. Vor allem ließ er kein Detail des Gesprächs mit Elvira Klein aus.
    »Hab ich’s nicht gesagt, harte Schale, weicher Kern. Man muss sie einfach nehmen, wie sie ist. Wie sieht das noch mal morgens mit dem Bad aus?«

Epilog
     
    D er Prozess begann am 1. April 2003 und dauerte vier Verhandlungstage. Er war für die Öffentlichkeit zugänglich, allerdings wurden die Zuschauer und die Presse ausgeschlossen, als einige der Videobänder gezeigt und die Namen der beteiligten jungen Damen genannt wurden. Anja Russler, Kerstin Abele, Carmen Schirner und Silvia Esslinger wurde aufgrund mehrerer unabhängig erstellter psychologischer Gutachten verminderte Schuldfähigkeit attestiert.
    Elvira Klein hatte durchgesetzt, dass der Prozess allen vier Angeklagten in einem Verfahren gemacht
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