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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers
Autoren: Andreas Franz
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Streifenwagen und vier Schutzpolizisten sowie fünf Beamte von der Spurensicherung, ein Notarzt und der Fotograf. Und Dieter Greulich, ein Kollege von der Mordkommission, Anfang dreißig und von der Sorte, die einem den ganzen Tag vermiesen können. Brandt wunderte sich, ihn hier zu sehen, und fragte sich, von wem er wohl die Information über den Mord erhalten hatte. Brandt kam mit jedem im Kommissariat gut aus, nur Greulich, dessen Name offenbar Programm war, war für ihn ein rotes Tuch. Obwohl erst seit einem Jahr bei der Kripo, wusste er alles besser und versuchte sich bei den Kollegen und vor allem bei der seit Januar in Offenbach tätigen Staatsanwältin Elvira Klein einzuschleimen, offensichtlich besessen von dem Gedanken, es so schnell wie möglich zum Hauptkommissar und leitenden Ermittler zu bringen. Greulich war das genaue Gegenteil von Brandt, ein Heißsporn, jähzornig, hinterhältig und bisweilen brutal, weshalb ihn Bernhard Spitzer, der Kommissariatsleiter, bereits einmal verwarnt hatte, nachdem er einen Verdächtigen während des Verhörs geschlagen hatte. Brandt versuchte die Anwesenheit von Greulich zu ignorieren, was natürlich nicht gelang, aber er würde sich seine ohnehin nur mittelmäßige Laune nicht noch mehr verderben lassen. Er wies sich wortlos gegenüber einem uniformierten Beamten aus, ging unter der Absperrung durch und auf den Toten zu. Er warf einen kurzen Blick auf ihn und fragte einen der Beamten: »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Jogger. Sitzt im Streifenwagen. Ihr Kollege war schon bei ihm.«
    »Mein Gott, wer joggt denn bei dieser Saukälte so früh am Morgen? Was soll’s, wie heißt der gute Mann?«
    »Wer, der Tote oder der …«
    »Der Tote natürlich.«
    »Rudolf Schirner. Wohnt gleich dort drüben in der Siedlung im Rotkehlchenweg.«
    »Und woher wissen Sie das? Haben Sie ihn doch angerührt?«
    »Nein, hab ich nicht, seine Brieftasche liegt neben ihm.«
    »Wurde irgendwas am Tatort oder an der Leiche verändert?«
    »Nein. Ich hatte selbstverständlich Handschuhe an, als ich die Brieftasche angefasst habe. Ich habe sonst wirklich nichts angerührt«, beteuerte den Angesprochene.
    »Also kein Raubmord«, murmelte Brandt und fuhr sich mit einer Hand übers unrasierte Kinn.
    »Das kann ich nicht sagen. In seiner Brieftasche war nur sein Ausweis, aber kein Geld, keine Kreditkarten und so weiter. Und ein Portemonnaie hatte er auch nicht. Könnte schon sein, dass man ihn ausgeraubt hat …«
    »Und warum hat man ihm den Ausweis gelassen?«
    »Vielleicht wollte uns der Täter helfen, damit wir ihn gleich identifizieren können«, erwiderte der Beamte lakonisch und mit dieser Prise Ironie, die Brandt gefiel. Er musste unwillkürlich grinsen.
    »Wurden die Angehörigen schon verständigt?«
    »Nein, wir wollten auf Sie warten. Außerdem wissen wir ja nicht mal, ob er überhaupt welche hat.«
    »So wie der angezogen ist, hat er welche. Der hat eine Frau, die ihm die Hemden bügelt, den Anzug in die Reinigung bringt und die Schuhe putzt.«
    »Und woher wollen Sie das wissen?«, fragte der Beamte erstaunt.
    »Berufserfahrung. Alleinstehende schauen anders aus«, bemerkte Brandt trocken.
    Greulich stellte sich neben Brandt und sagte: »Sieht ganz nach einem Ritualmord aus.«
    »Aha. Und wie kommen Sie darauf?«
    »Die vielen Einstiche, der abgeschnittene Pimmel. Das ist für mich ganz eindeutig ein Ritual, das der Täter vollzogen hat.«
    »Und was glauben Sie, wer dahinter steckt? Satanisten, Teufelsanbeter, Hexen?«, fragte Brandt eher ironisch, was Greulich jedoch nicht zu bemerken schien.
    »Wir müssen es rausfinden.«
    »Schön, dann machen Sie sich schon mal an der Arbeit. Fahren Sie ins Präsidium, und ziehen Sie sich alle Vorgänge raus, die mit Ritualdelikten im Rhein-Main-Gebiet der letzten fünf, nein, besser zehn Jahre zu tun haben. Dazu suchen Sie sämtliche einschlägig vorbestraften Satanisten, Okkultisten … Sie wissen schon, Sie sind ja ein Fachmann.« Und als Greulich nicht gleich ging: »Ist noch was? Wir wollen den Fall doch so schnell wie möglich lösen. Und kein Wort an die Presse.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Moment noch. Was hat eigentlich der Jogger gesagt?«
    »Nicht viel. Er dreht hier jeden Morgen ab Viertel vor sechs seine Runden. Ist übrigens ein Spieler von der Eintracht.«
    »Auch das noch«, entfuhr es Brandt. »Haben Sie seine Personalien aufgenommen?«
    »Natürlich. Hier«, antwortete Greulich und reichte Brandt einen Zettel.
    »Bender. Der
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