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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Schweigen. Dann meldete sich die Stimme des Kapitäns wieder: »Ich fürchte, sie werden fürs nächste nicht hineinkommen können. Vielleicht später.«
    »Warum können sie nicht jetzt hereinkommen? Ich hätte ganz gerne etwas Gesellschaft. Wenn das Maul des Viehs offensteht…« Ein beunruhigender Gedanke kam ihm. »Sagen Sie, es ist doch offen, oder?«
    Die Stimme des Kapitäns klang besorgt. »Nun machen Sie sich nur keine Sorgen, Doktor, wir tun unser Bestes!«
    »Wollen Sie damit sagen, daß es geschlossen ist?«
    »Ja, es ist zu. Ich wollte Sie nicht damit beunruhigen, aber das Maul hat sich unerwartet geschlossen, und dann, als wir auf die Idee kamen, Ihnen einen Fotografen nachzuschicken, bekamen wir es nicht wieder auf. Anscheinend hat sich das Wesen an die Elektroschocks gewöhnt.«
    »Es muß eine Methode geben, es wieder aufzubekommen.«
    »Natürlich gibt es eine. Es gibt immer eine Methode. Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor, wir arbeiten daran. Wir werden einen Weg finden.«
    »Aber mein Sauerstoff…«
    »Die Schläuche sind fest, und das Maul ist nicht so zugepreßt, daß sie zusammengedrückt werden könnten. Sie können doch ganz leicht atmen, nicht?«
    »Da Sie es erwähnen, ja. Danke, daß Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben…«
    »Sehen Sie, Doktor, es steht also gar nicht so schlecht.«
    »Jaja, es ist alles in Butter. Was machen wir aber, wenn mein Anzug oder die Schläuche sich aufzulösen beginnen?«
    »Dann ziehen wir Sie raus. Wir kriegen das Maul schon auf. Nur sehen Sie zu, daß Sie nicht hinter diesem Ventil gefangen sind.«
    »Danke für den guten Rat. Ich wüßte nicht, was ich ohne Sie täte, Captain.«
    Er verspürte eine Aufwallung von Ärger. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann waren das gute Ratschläge von Leuten, die selber in Sicherheit waren. Tun Sie das nicht, passen Sie dort auf, nehmen Sie sich in acht! Aber er war hier unten, um eine Aufgabe zu erfüllen, und das hatte er bis jetzt noch nicht getan. Er hatte noch nicht das geringste über die Lebensfunktionen dieses Monstrums herausbringen können.
    Und es sah ganz danach aus, als würde er auch mit seinen Untersuchungen zu nichts kommen. Die richtige Methode, ein Tier kennenzulernen, war von außen, nicht von innen. Man beobachtete es, erforschte den Nahrungstransfer von einem Teil des Körpers zum anderen, untersuchte den Kreislauf der Körperflüssigkeiten, notfalls mit radioaktiven Tracern, wenn einem keine anderen Methoden zu Gebote standen, und man sezierte einige Exemplare, schaute sich zumindest ein paar Gewebeproben an. Der Captain hätte sich ein paar Forscher an Bord holen sollen, und die hätten einige dieser Dinge tun können, anstatt das Vieh nur einfach anzustarren. Aber das hätte ihm natürlich das Leben zu sehr erleichtert. Nein, sie hatten schon auf ihn warten müssen, denn jemand anderer wäre ihnen kaum in den Schlund dieses Viehs gekrochen. Und jetzt warteten sie darauf, daß irgendein Wunder passierte. Vielleicht dachten sie, irgendeine Darmschlinge oder Drüse oder so was würde zu ihm kommen und sagen: »Ich funktioniere nicht richtig. Bringt mich in Ordnung, dann geht’s wieder.«
    Ein weiteres der kaulquappenähnlichen Wesen kam auf ihn zugeschwommen, näherte sich langsam, wobei sein Vorderteil zuckte wie die Nase eines neugierigen Hundes. Dann drehte es wie die anderen ab und schoß davon. »Vielleicht ist das die Ursache«, dachte Meltzer. »Vielleicht ist das der Parasit, der das Tier krank macht.«
    Nur – es konnte sich natürlich dabei genausogut um einen Organismus handeln, der für das Wohlergehen des großen Tieres notwendig war. Man stand immer wieder vor demselben Problem. Hier unten war man in einer Welt, über die man rein gar nichts wußte. Und wenn einem alles fremd war – was war dann normal und was nicht?
    Nun, auch wenn man nicht weiter wußte, war es wohl besser, wenigstens weiterzugehen, überlegte er. Er setzte sich in Bewegung. Der blaue Teich war seicht, und bald hatte er wieder relativ trockenen Boden erreicht. Wiederum traten die Wände enger zusammen. Nach einer Weile konnte er, wenn er die Arme ausstreckte, beide Seiten des Gangs zugleich berühren.
    Er leuchtete mit seiner Lampe in den engen Schlauch hinein und stellte fest, daß er rund zehn Meter vor ihm zu enden schien. »Sackgasse«, dachte er. »Zeit, umzukehren.«
    Die Stimme des Captains meldete sich wieder. »Doktor, ist alles in Ordnung?«
    »Bestens. Ich habe einen sehr interessanten
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