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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen
Autoren: Amanda Quick
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Zweiter Prolog
    Rache...
    Artemas Hunt steckte den letzten mit der Gravur einer Siegeluhr versehenen Bogen in den dritten Briefumschlag und legte diesen neben die beiden anderen auf den Schreibtisch. Lange Zeit betrachtete er die drei vor ihm liegenden Umschläge. Ein jeder war an einen Mann adressiert. Seine geplante Rache hatte lange gebraucht, um heranzureifen, doch jetzt hatte er alles Notwendige zusammen. Den drei Männern diese Briefe zu senden bildete dabei nur den ersten Schritt. Sie sollten ihnen einen Vorgeschmack der Angst geben, auf dass sie in dunklen, nebligen Nächten rückwärts über ihre Schulter blickten. Den zweiten Schritt bildete ein ausgefeilter Finanzplan, der sie letztlich alle drei in den finanziellen Ruin treiben sollte.
    Einfacher wäre es gewesen, die drei umzubringen. Sie hatten sich den Tod allesamt redlich verdient, und mit seinen einmaligen Fertigkeiten hätte er diese Möglichkeit leicht in die Tat umsetzen können. Die Wahrscheinlichkeit, dabei ertappt zu werden, war denkbar gering. Schließlich war er nichts Geringeres als ein Meister.
    Seinem Willen nach jedoch sollten die drei für das, was sie verbrochen hatten, büßen müssen. Zunächst wollte er sie verunsichern und sie später der nackten Angst aussetzen. Er würde ihnen ihre Hochnäsigkeit austreiben. Er würde sie des Gefühls der Sicherheit und der Geborgenheit berauben, dessen sie sich dank ihrer gesellschaftlichen Stellung erfreu-ten. Und dann würde er ihnen die Grundlage entziehen, die es ihnen momentan erlaubte, jene Menschenleben zu zerstören, die weniger privilegierten Verhältnissen entstammten.
    Bevor alles sein Ende gefunden haben würde, sollte ihnen reichlich Gelegenheit geboten werden, die Tatsache zu erkennen, dass sie in den Augen der Gesellschaft rein gar nichts mehr galten. London würden sie fluchtartig verlassen müssen, und zwar nicht nur, um dem Zugriff ihrer Gläubiger zu entrinnen, sondern auch, um dem unbändigen Zorn der Gesellschaft zu entfliehen. Ihre Clubs würden ihnen den Zutritt verweigern. Nicht nur würden sie die Vergnügungen und Privilegien ihrer Klasse entbehren müssen, zusätzlich würde man sie auch jeglicher Hoffnung berauben, ihr Vermögen durch eine günstige Vermählung wieder ins Lot zu bringen.
    Am Schluss würden sie möglicherweise an Geister glauben. Fünf Jahre waren seit Catherines Tod vergangen. Dem Anschein nach war genügend Zeit verstrichen, damit sich die drei verantwortlichen tugendlosen Taugenichtse sicher fühlen konnten. Vermutlich hatten sie die Ereignisse jener Nacht bereits vergessen.
    Die Briefe mit den darin befindlichen Siegeln würden ihnen klar machen, dass die Vergangenheit so lebendig wie die Frau tot war, deren Leben sie mutwillig zerstört hatten.
    Er würde ihnen ein paar Monate Zeit lassen, um sich daran zu gewöhnen, vor jedem Schritt ängstlich über die Schulter zu schauen. Erst dann würde er den nächsten Schritt wagen, überlegte Artemas. Er würde genügend Zeit verstreichen lassen, um ihre Wachsamkeit zu trüben. Dann erst würde er zur endgültigen Tat schreiten.
    Er erhob sich und ging zu der Kristallkaraffe, die auf einem Tisch stand. Er schenkte sich ein Glas Weinbrand ein und prostete im Geiste Catherine zu.
    »Sehr bald«, versprach er ihr feierlich, »wird es vollbracht
    sein. Im Leben bin ich Ihnen nicht gerecht geworden, aber ich schwöre, dass ich Sie im Tod nicht enttäuschen werde. Sie haben lange genug auf Ihre Rache gewartet. Ich werde sie Ihnen verschaffen. Es ist das Einzige, was ich noch für Sie tun kann. Danach, so hoffe ich, werden wir beide befreit sein.«
    Er leerte das Glas, setzte es ab und hielt kurz inne. Doch nichts hatte sich verändert.
    Die kalte innerliche Leere war noch genauso da, wie sie es die letzten fünf Jahre über gewesen war. Jemals im Leben wirkliches Glück zu erfahren gehörte nicht zu seinen Hoffnungen. Ganz im Gegenteil war er sogar davon überzeugt, dass ein solch unbeschwertes Gefühl einem Mann seines Temperaments überhaupt nicht entspräche. Seine Lehrjahre hatten ihm ohnehin gezeigt, dass Freude, genau wie alle anderen starken Gefühle, auf einer Scheinwahrheit beruhte. Dennoch hoffte er, dass die geplante Rache ihm ein Gefühl der Befriedigung, ja vielleicht sogar so etwas wie Frieden verschaffen würde.
    Im Moment verspürte er nichts weiter als den unwiderstehlichen Drang, die Sache durchzuziehen. Der Verdacht regte sich in ihm, auf ihm könne ein Fluch liegen.
    Dennoch würde er das zu
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