Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Doktor. Wenn Sie sich beeilen, nach vorne zu kommen, können wir Sie herausziehen.«
    »Ich beeile mich. Übrigens, diese Kaulquappen sind immer noch bei mir. Sie folgen mir, als hätten sie einen lange vermißten Freund wiedergefunden.«
    »Ich hoffe nur, die Biester greifen Sie nicht an.«
    »Sie können mir glauben, daß ich das auch hoffe.«
    Er kam jetzt wieder zu Atem, und da die Atemschläuche nun frei waren, verdunstete der Schweiß, der seine Sicht behindert hatte. Er entdeckte eine der rötlichen Schwellungen, die ihm schon auf dem Hineinweg aufgefallen waren.
    »Na, jetzt kommt’s auch nicht mehr darauf an«, murmelte er. »Um diesen Tumor ganz herauszuschneiden, brauchte man eine Axt, aber ich könnte wenigstens etwas sondieren.«
    Er holte ein übergroßes, scharfes Skalpell aus einer der Taschen und begann die Geschwulst vorsichtig am Rand einzuschneiden.
    Die Schwellung pulsierte heftig.
    »He, da bin ich ja offenbar wirklich auf etwas gestoßen«, sagte er mit der Genugtuung des Chirurgen. Er schnitt tiefer.
    Die Geschulst platzte. Ein Schwall rötlicher Flüssigkeit spritzte heraus – zusammen mit einem der Kaulquappenwesen, einem Exemplar, das etwa halb so groß war wie jene, die ihm gefolgt waren.
    »Du lieber Himmel«, brummte er. »Daher stammen sie also.«
    Das Wesen spürte seine Gegenwart und schnellte von ihm fort, auf das Ventil zu. Als es näher kam, erstarrte der offene Ringmuskel und ließ das kleine Tier durchschlüpfen – ins Innere des Wirts –, ohne sich zu erweitern. Dann begann sich das Ventil wieder zu schließen.
    Sie sind aufeinander eingespielt, dachte er. Wahrscheinlich also eine Symbiose, nicht einseitiger Parasitismus.
    Er kroch aufwärts in Richtung des grünen Tümpels.
    Ein Erdbeben brach los.
    Der fleischige Grund unter seinen Füßen bäumte sich auf und schleuderte ihn Hals über Kopf in den Teich. Der erste Stoß wurde von einem zweiten und dritten gefolgt. Eine Flutwelle fegte ihn an den Rand des Tümpels. Er prallte hart gegen die Seitenwand und kollerte zurück.
    Die Schlundwände begannen sich zusammenzuziehen, umklammerten ihn.
    »Captain!« schrie er. »Was treibt ihr da draußen? Was macht ihr mit dem Monstrum?«
    »Wir versuchen, sein Maul aufzukriegen. Das scheint ihm nicht zu behagen. Es wirft sich wild gegen die Schiffswände.«
    »Um Himmels willen, hören Sie auf damit! Ich werde hier abscheulich durchgeschüttelt.«
    Sie mußten den Versuch sofort abgebrochen haben, denn die Bewegungen des Tiers wurden gleich darauf ruhiger. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis das krampfhafte Beben der Seitenwände aufhörte.
    Dr. Meltzer kletterte aus dem Teich und versuchte automatisch und völlig sinnlos, sich den neuen Schweiß von der Stirn zu wischen.
    »Besser, Doktor?«
    »Besser, ja. Versuchen Sie das bloß nicht mehr«, schnaufte er.
    »Wir müssen aber das Maul irgendwie aufkriegen.«
    »Versuchen Sie es mit einem stärkeren Elektroschock.«
    »Wenn Sie meinen. Aber dann werden Sie vielleicht wieder durchgeschüttelt, Doktor.«
    »Warten Sie noch damit. Warten Sie, bis ich im obersten Teil des Schlundes bin.«
    »Wann immer Sie wollen. Sagen Sie es, wenn Sie soweit sind.«
    Ich beeile mich besser, dachte er. Meine Lampe wird schwächer. Wenn sie ausgeht, wird’s ungemütlich. Vermutlich würde ich sie dann in meiner Panik alles versuchen lassen, bloß damit ich hier rauskomme.
    Außerdem muß ich an den Anzug und die Atemschläuche denken – ich fürchte, die Verdauungsflüssigkeit beginnt, sie anzugreifen. In dem schwachen Licht ist das zwar schwer festzustellen, aber sie sind nicht mehr so durchsichtig wie zuvor. Und wenn mit ihnen etwas passiert, ist’s aus mit mir.
    Er versuchte, sich schneller weiterzubewegen, aber der Boden war schleimig, und wenn er nicht aufpaßte, rutschte er aus. Die Sicherheitsleine verwickelte sich außerdem immer wieder mit den Schläuchen. Solange das Maul des Tiers geschlossen war, konnte er allerdings ohnehin nicht daran hinausgezogen werden.
    »Dr. Meltzer!« Er antwortete nicht. Statt dessen zog er seine Lanzette hervor und schnitt die nutzlose Leine ab. Er hatte schon genug damit zu tun, auf die Atemschläuche zu achten, daß sie sich nicht verwickelten oder Knicke bekamen, jetzt, da sie nicht mehr gespannt waren. Zumindest strömte der Sauerstoff noch ungehindert durch – so lange, bis der Verdauungssaft den Schlauch undicht werden ließ.
    Die Kaulquappenwesen schienen entschieden eine Zuneigung zu ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher