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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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jetzt kaum mehr vorstellen kann, wie aufgeregt ich war, als sich die Gelegenheit bot, für einen größeren Taschenbuchverlag eine Sammlung noch unveröffentlichter Stories zusammenzustellen. Und doch – manchmal kommt es mir vor, als sei das alles erst gestern gewesen; ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich DER LANDARZT zum erstenmal las und mich an Idee und Gestaltung begeisterte – an den vielen Details, mit denen der Autor, William Morrison, dem Grundkonzept Leben verlieh.
    Es begeistert mich heute kaum weniger, alle diese Geschichten nochmals zu lesen, und ich finde sie immer noch so fesselnd und anregend wie damals, als ich sie das erste Mal las.
    STAR war die erste Anthologiereihe, die aus erstveröffentlichten Science Fiction Stories bestand. Die Idee war großartig. Sie wurde denn auch seitdem in der ganzen Welt hunderte Male nachgemacht. Ja, es war eine so gute Idee, daß ich wünschte, sie wäre meine gewesen – aber das war sie nicht. Genaugenommen kam es mehr zufällig dazu. Ian Ballantine hatte seinen Job als Präsident eines der größten Verlage der Welt aufgegeben, um eine eigene Firma auf die Beine zu stellen: Ballantine Books. Er hatte Science Fiction entdeckt (eine rare Ausnahme unter den Verlegern dieser Zeit) und hatte mehrere Romane angekauft, unter anderem THE SPACE MERCHANTS. Das Buch gefiel ihm, er bekam Geschmack auf mehr und wollte außerdem einen Weg finden, mit möglichst vielen Science Fiction‐Autoren möglichst schnell irgendwie Kontakt zu bekommen. Er sagte mir das eines Tages, als ich ihn in seinem Büro besuchte, und ich meinte: »Wissen Sie was? Da hab’ ich genau das Richtige! Geben Sie eine Anthologie heraus. Ich mach’ die Redaktion.«
    »Sehr schön«, sagte Ian, »aber wir wollen uns nicht mit Wiederabdrucken abgeben. Wir besorgen uns unveröffentlichte Stories.« Das war die revolutionäre Idee, und zufällig war ich in der Lage, sie auszuführen, da ich mit mindestens der Hälfte der besten SF‐Autoren jener Zeit in Verbindung stand (weil ich ihr Agent war) und fast alle übrigen aus langer Freundschaft kannte.
    Insgesamt habe ich in den STAR‐Bänden 75 Geschichten herausgebracht, und ich glaube, man kann mit gutem Gewissen behaupten, daß zumindest vierzig davon heute als klassische Beispiele des Genres gelten. Ich sage das mit einem gewissen Stolz, aber nicht ohne Demut. Schließlich habe ich sie ja nicht geschrieben.
    Ihren Autoren aber werde ich immer dankbar sein. Ein halbes Dutzend oder mehr von ihnen (darunter einige der besten) sind inzwischen gestorben. Wir werden keine neuen Geschichten mehr lesen können von Henry Kuttner, C. M. Kornbluth und vielen anderen. Für mich jedoch leben sie weiter in ihren Werken.
     
    Frederik Pohl

DER LANDARZT
    (COUNTRY DOCTOR)
     
WILLIAM MORRISON
     
     
    Er hatte sich seit langem damit abgefunden, in seinem Leben nie eine wirkliche Chance gehabt zu haben. Und als diese Chance nun unerwartet und verspätet doch noch kam, war er gar nicht sicher, daß er überhaupt Wert darauf legte.
    Er war nach einem ungewöhnlich hektischen Arbeitstag früh zu Bett gegangen. Als wären die Impfungen gegen die drohende Epidemie nicht genug gewesen, hatte er auch noch die üblichen Leiden und Wehwehchen behandeln müssen und ein Baby plus zwei etwas verfrühte Marsopolis‐Kälber zur Welt bringen müssen. Kaum zog er sich die Decke über die Ohren, läutete das Telefon, aber er ließ Maida abheben. Abgesehen von einem waschechten Notfall würde ihn nichts mehr vor dem Morgen aus dem Haus bringen. Anscheinend war der Anruf nicht sonderlich wichtig, denn Maida kam ihn nicht holen. Ein Gefühl der Dankbarkeit für ihre Rücksicht war das letzte, was er bewußt empfand, bevor er einschlief.
    Er war gar nicht mehr dankbar, als das Telefon wieder läutete. Er erwachte abrupt. Noch hüllte nächtliche Dunkelheit das Haus ein, und er hörte den tiefen regelmäßigen Atem seiner Frau neben sich. Im angrenzenden Zimmer murmelte eines der Kinder verschlafen: »Schalt den Wecker ab.« Er konnte nicht feststellen, welches es war. Offenbar hatte das Läuten sie doch nicht richtig wach gemacht.
    Während er dalag, noch zu benommen, um sich zu rühren, stöhnte Maida leise im Schlaf, und er sagte sich: »Wenn das schon wieder der alte Bender mit seiner Verstopfung ist, dann laß ich ihn Dynamitkapseln schlucken.« Schließlich langte er zum Nachttisch hinüber und zwang sich, den Hörer abzuheben. »Was ist?«
    »Doktor Meltzer?« Er erkannte die
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