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018 - Der Schatz der toten Seelen

018 - Der Schatz der toten Seelen

Titel: 018 - Der Schatz der toten Seelen
Autoren: A.F.Morland
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Er gehörte zu denen, die existierten, um zu verlieren: Cruv, der häßliche Gnom mit dem Dreizack. Kaum einer seiner Artgenossen starb eines natürlichen Todes, denn die Gefahren in der Prä-Welt Coor waren mannigfaltig. Sie alle zu überstehen, war für einen Gnom so gut wie unmöglich.
    Sie führten ein Leben auf Abruf, konnte man sagen, waren Einzelgänger und Nomaden, ohne festen Wohnsitz, häufig ohne Familie – deshalb war wohl auch der Tag nicht mehr fern, an dem es keine Gnome mehr auf Coor geben würde.
    Cruv war müde. Er hob den Blick zum Himmel und seufzte gequält. Eine ganze Woche lang hatten ihn drei Riesenschlangen gejagt. Mit List und Tücke hatten sie ihm Fallen gestellt, und er konnte kaum begreifen, daß es ihm gelungen war, ihnen zu entkommen.
    Eine Schlange hatte er sogar getötet, woraufhin die beiden anderen etwas vorsichtiger wurden und ihn nicht mehr als ganz leichte Beute betrachteten. Dennoch – für ihn grenzte es an ein Wunder, daß er noch am Leben war.
    Cruv war ein häßliches Wesen mit krummen, stämmigen Beinen und von breiter, muskulöser, gedrungener Gestalt. Obwohl er noch relativ jung war, wies sein Gesicht einige tiefe Furchen auf.
    Sein Haar war gewellt, und er trug nichts weiter als einen braunen Lederlendenschurz. Seine Haut glänzte, als wäre sie dick mit Öl bestrichen.
    Der Himmel war düster. Cruv befürchtete, es könnte ein Gewitter geben. Er hatte keine Angst vor dem Regen, wohl aber vor den Blitzen, denn auch sie waren allen Gnomen feindlich gesinnt – und viele von Cruvs Volk waren von Blitzen schon erschlagen worden.
    Hoch ragte vor dem Gnom die Wand eines dichten, verfilzten Waldes auf. Knorrige Bäume. Starke Äste. Schlingpflanzen. Fette, dunkelgrüne Blätter.
    Und fleischfressende Pflanzen, vor denen sich Cruv würde besonders in acht nehmen müssen, sobald er den Wald betrat.
    Der Gnom umklammerte den Schaft seines Dreizacks fester und setzte seinen Weg fort. Es gab Tage, da haßte er Coor, diese gefahrvolle Welt zwischen den Dimensionen, und er fragte sich, warum er ausgerechnet als Gnom auf diese Welt gekommen war.
    Als Gejagter – von Anfang an.
    Als Verlierer.
    Futter für die Ungeheuer und wilden Tiere, die hier lebten.
    Nahrung für hungrige Pflanzen. Opferlamm für Magier und schwarze Wesen. Manchmal, an düsteren Tagen wie diesem, stellte er sich sein Ende vor. Egal, welche Gefahr ihm zum Verhängnis werden sollte, er würde sich nicht kampflos in sein Schicksal fügen.
    Vielleicht gelang es ihm aber auch, einer der wenigen Gnome zu werden, die irgendwann einmal an Altersschwäche in das Reich der Toten eingingen. Er versuchte sich die Chancen dafür auszurechnen, konnte jedoch zu keinem Ergebnis kommen, denn es gab dabei zu viele Unbekannte. Hinter jedem Baum, jedem Strauch, jedem Felsen konnte eine tödliche Gefahr lauern.
    Jeder Tag konnte sein letzter sein. Es war ein miserables Leben, das Cruv zu führen gezwungen war, aber er hing trotzdem daran und wollte es nicht verlieren.
    Mit seinen kurzen Beinen strebte er auf den dichten, finsteren Wald zu. Leise rauschten die Blätter. Äste und Zweige bewegten sich sanft. Der gesamte Wald schien nach einer unhörbaren Geistermelodie hin und her zu schwingen.
    Cruv trat in den Schatten der ersten Bäume. Ein schmaler Pfad schlängelte sich in den Wald hinein. Um die Brust des Gnoms schien sich ein eiserner Ring zu legen, und sein Herz schlug ein wenig schneller, als er seinen Fuß in den unheimlichen Wald setzte.
    Er fühlte sich beobachtet, und er wußte, daß das nicht bloß Einbildung war. Gespannt hielt er Ausschau nach Feinden, doch sie verbargen sich gut. Er konnte sie nicht sehen. Die drei Spitzen seines Speers nach vorn gerichtet, schritt Cruv den Pfad entlang.
    Er versuchte auf jedes Geräusch zu achten.
    Da lag ein Summen und Brummen in der Luft, ein Wispern, Raunen und Zischen. Der Wald schien auf eine geheimnisvolle Weise zu leben.
    Cruv wandte sich um und schaute über die Schulter zurück. Er vernahm ein leises Knistern und das verräterische Rascheln von Laub. Sein Mißtrauen wuchs.
    Hinter ihm war die Gefahr aber nicht.
    Sie war vor ihm!
    Etwas schob sich langsam, kaum erkennbar, über den Waldboden. Eine armdicke Schlingpflanze war es, der der Gnom eine willkommene Beute war. Einer Schlange gleich schob sich die graubraune Pflanze auf Cruv zu, drehte sich knapp vor ihm und bildete eine Schlinge, in die er treten würde, sobald er den nächsten Schritt machte.
    Ahnungslos tat er
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