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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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hinauf ins Schiff. Im Innern war keinerlei Unordnung zu entdecken, wie nach einer Bruchlandung zu erwarten gewesen wäre. Nur ein paar der Männer hatten verbundene Köpfe, aber sie schienen durchaus imstande zu sein, ihre Arbeit zu tun.
    Er und der Kapitän betraten nun ein Transportband und ließen sich etwa hundert Meter in Richtung zum Heck hin mittragen. Schließlich sprang der Kapitän ab, und Dr. Meltzer folgte ihm. Als er entdeckte, was ihn erwartete, sperrte er fassungslos den Mund auf.
    Fast der gesamte Heckraum des Schiffes, der rund ein Drittel seiner Länge maß, wurde von einem großen, rötlichen Wesen eingenommen, das wie ein gewaltiger Fleischklumpen aus dem Metzgerladen eines Riesen still dalag. Eine durchsichtige Wand trennte es vom Rest des Schiffes. Dr. Meltzer konnte durch die Scheibe gut den zehn Meter breiten Schlitz erkennen, der das Maul des Tieres darstellte. Darüber lag eine Gruppe von Atemöffnungen, die wie Maulwurfshügel aussahen, und darüber wieder waren sechs große Augen in einem Halbkreis angeordnet, die jetzt halb geschlossen und stumpf waren, als litte das Wesen Schmerzen.
    Er hatte noch nie etwas Derartiges zu Gesicht bekommen. »Mein Gott, was ist denn das?«
    »In Ermangelung eines besseren Namens nennen wir es Raumkuh. Tatsächlich lebt es natürlich nicht im leeren Raum – wir haben es von Ganymed mitgenommen –, und daß es einer Kuh nicht im mindesten ähnelt, sehen Sie ja.«
    »Soll das mein Patient sein?«
    »Genau, Doktor.«
    Er lachte mehr verärgert als belustigt. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie dieses Trumm gebaut ist und was ihm fehlt. Wie soll ich es da behandeln?«
    »Das müssen Sie entscheiden. Nein, gehn Sie nicht gleich in die Luft, Doktor, warten Sie. Das Ding ist krank. Es frißt nicht. Es bewegt sich kaum. Und sein Zustand hat sich verschlechtert, schon seit wir von Ganymed gestartet sind. Wir wollten in Marsopolis landen und es dort behandeln lassen, aber dann hat unser Antrieb verrückt gespielt, und es blieb uns keine andere Wahl, als hier eine Notlandung zu machen.«
    »Warum holen Sie sich nicht einen Arzt aus der Stadt?«
    »Die sind auch nicht besser als Sie. Ich meine das ernst, Doktor. Sehen Sie, die Tierärzte in Marsopolis sind nur an Haustiere und deren übliche Leiden gewöhnt, und sie haben nie mit so großen Tieren zu tun wie Sie. Außerdem wissen die sich nicht so wie Sie auch in Notfällen zu helfen, wo man mal improvisieren muß.«
    »Ich sag’ Ihnen doch, ich weiß nicht das geringste über diesen dicken Proteinbrocken, den Sie sich da eingetan haben.«
    »Dann werden Sie eben das Nötige herausfinden müssen. Wir haben zur Erde gefunkt und hoffen, bald von einem Zoodirektor oder so Auskünfte zu bekommen. Inzwischen… «
    Zwei Besatzungsmitglieder trugen etwas herbei, das einem Taucheranzug glich. »Was ist das?« fragte Meltzer argwöhnisch.
    »Das sollen Sie als Schutz tragen. Sie werden in dieses Tier hineinkriechen.«
    »In diesen Fleischberg?« Einen Augenblick lang machten ihn Abscheu und Entsetzen sprachlos. Dann half ihm Empörung darüber hinweg. »Den Teufel werd’ ich!«
    »Schauen Sie, Doktor, es ist notwendig. Wir möchten dieses Geschöpf am Leben erhalten – für wissenschaftliche Zwecke und auch wegen seines möglichen Wertes als Fleischtier. Aber wie können wir es am Leben erhalten, wenn wir es nicht untersuchen?«
    »Wir können es sehr gut untersuchen, ohne reinzukriechen. Man kann eine ganze Menge Tests machen, eine ganze Menge…«
    Er brach plötzlich ab, weil er sich bewußt wurde, daß er Unsinn redete. Man konnte die Körpertemperatur dieses Dings messen – gut, aber was würde einem diese Zahl schon sagen? Was war die Normaltemperatur einer Raumkuh? Was war ihr normaler Blutdruck – falls das Vieh überhaupt Blut besaß? Wie klang sein normaler Herzschlag – wenn es ein Herz hatte? Vermutlich hatte das Ding Zähne und ein Knochenskelett – aber wie sollte man feststellen, wo das alles lag und wie es aussah? Man konnte einen solchen Fleischberg nicht röntgen – nicht einmal mit den besten Geräten der besteingerichteten Ordination, die er je gesehen hatte.
    Es gab noch andere, viel beunruhigendere Fragen, auf die er keine Antwort wußte. Welche Art Verdauungssäfte besaß das Ding wohl? Wenn er nun wirklich in dem Taucheranzug hineinkroch – würden die Säfte das Material auflösen? Würden sie die Luftschläuche angreifen, die Instrumente, die er brauchte, um sich im Innern des
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