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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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schwärmten um es herum, als es näher kam, aber es beachtete sie nicht. Einmal bewegte es sich ahnungslos durch eine Gruppe von dreien hindurch, die ihm zufällig in den Weg geraten waren.
    Vorsichtig tasteten die drei Besucher nach dem Geist des neuen Wesens. Seine Gedanken waren relativ deutlich und einigermaßen zusammenhängend.
    Als die Gestalt vorüber war, verständigten sich die Besucher miteinander: Einverstanden, und begaben sich in ihr Schiff zurück. Hier gab es nichts mehr für sie zu erfahren. Unter anderem hatten sie dem Geist des stofflichen Wesens eine Information entnommen, die sich als wertvoller erweisen konnte als direkte Beobachtungen: die Lage einer halbzerstörten Bibliothek. Ein geistesschwaches Arbeitskontingent von einer Million wurde hingeschickt.
    Und im Schiff warteten sie und grübelten betroffen über die deutlichsten, von dem Wesen aufgefangenen Gedanken: »Mit Coreys Gin kriegste alles hin… Ah, das ist Fortschritt. Gott verdamm ihn. Du solltest es besser wissen, Mann. Uneingeschränkte Freiheit für den Letzten Menschen, aber es wär’ trotzdem schön, dieses Schiff vom Mars landen zu sehn…«
    Folgerung: Im Widerspruch zu allen bisherigen Beobachtungen scheint es einer intelligenten Rasse doch möglich zu sein, sich selbst zu vernichten.
    Als das Bibliothekskontingent zurückkehrte und sich erleichtert wieder den drei Kollektivleben eingegliedert hatte, studierte man die mitgebrachten Magnetaufzeichnungen, wobei die Bänder direkt abgelesen wurden. Die Besucher erfuhren den Namen des Planeten und den Fachausdruck für die Wellenzug‐Wesen, die bald seine einzigen Bewohner sein würden. Die stofflichen Lebensformen schienen sich der Existenz der unstofflichen Variante doch bewußt gewesen zu sein, obwohl es in dieser Hinsicht einige Widersprüche gab: In dem überwiegenden Teil des Materials jener Bibliothek wurde ihre Existenz entschieden geleugnet.
    Für die kollektiven Gehirnzellen der Besucher bestand jedoch nicht der geringste Zweifel, daß die Wesen, die in einigen unwichtigeren und vernachlässigteren Werken der Bibliothek beschrieben wurden, dieselben waren, auf die sie gestoßen waren. Die Übereinstimmung war perfekt. Dieselbe Unstofflichkeit; die charakteristische Reaktion auf Licht… Vor allem aber der auffallendste Wesenszug, ihr Bedauern, ihre Reue, ihre bittere Verzweiflung. Der in den Büchern gebrauchte Fachausdruck für sie war ›Geister‹.
    Die Besucher machten ihr Schiff startklar und hofften, daß der bittere Nachgeschmack, den diese Welt in ihrem metaphorischen Kollektivmund hinterließ, bald durch neue Erfahrungen und erfreulichere Kontakte hinweggespült würde.
    Noch nie hatten sie ein Planetensystem so erleichtert und so schnell verlassen.

EIN FREUND DER FAMILIE
    (FRIEND OF THE FAMILY)
     
RICHARD WILSON
     
     
    Sie hatten ein Gesetz erlassen, das Babys für ungesetzlich erklärte. Wegen der Nahrungsmittelknappheit, erläuterte der Distriktsbeamte. Alle hatten seit Jahrzehnten gewußt, daß es einmal so weit kommen würde, daß einmal einfach nicht mehr genug Nahrung für die rasend schnell zunehmende Erdbevölkerung vorhanden sein würde. Jetzt war es so weit.
    Thad und Annie besaßen eine Farm draußen in den Hügeln und hatten an dem Tag, da der Beamte alles erklärte, nicht ins Dorf kommen können. Die Neuigkeit wurde ihnen von einem Nachbarn mitgeteilt.
    »Es gilt nicht für Kinder, die schon geboren sind«, berichtete ihnen der Nachbar, Lacy. »Die dürfen da sein. Und genauso ist’s mit Kindern, die in den nächsten elf Monaten auf die Welt kommen. Aber danach hat sich’s mit dem Kinderkriegen.«
    Lacy sprach mit Selbstbewußtsein, als vertrete er höchstpersönlich die Regierung, die das Gesetz erlassen hatte. Lacy war ein alter Junggeselle, der sich seinen Lebensunterhalt mit Jagen, Fallenstellen und allerhand Geschäften verdiente.
    »Was werden sie denn tun, wenn die Leute einfach weiter Kinder kriegen wie bisher?« fragte Thad.
    Lacy erinnerte sich nicht genau. Er hatte nicht allzu aufmerksam zugehört, da er ja nicht direkt betroffen war. Außerdem hatte ihn das Feilschen um ein Waschbärfell – am mehr desinteressierten Rand der Menge auf dem Dorfplatz – in Anspruch genommen, als dieser Punkt behandelt worden war. Er antwortete auf Thads Frage jedoch ohne Zögern.
    »Na, sie werden die Kinder umbringen, natürlich. Gesetz ist Gesetz.«
    »O nein!« sagte Annie.
    »Doch«, erklärte Lacy. »Das werden sie tun. Genau, wie sie’s
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