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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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ziemlich blaß, so als ob er selten an die frische Luft käme, und mit seiner Nase stimmte irgendetwas nicht.
    Aber Thad fand es ungehobelt, den Fremden anzustarren. So tätschelte er nur Mathilda die Flanke, um sie zu beruhigen, und sagte:
    »Ich heiß’ Thad Coniker. Ich glaub’ nicht, daß ich Sie schon mal gesehen hab’.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte der Fremde. »Ich bin gerade angekommen.«
    »Sie sind uns willkommen.« Thad enthielt sich der Bemerkung, daß sich der Fremde ungebeten auf seinem Grund herumtrieb. »Wie heißen Sie denn?«
    »Grün«, sagte der Fremde.
    »Wie Ihr Hut«, meinte Thad.
    »Ja, wie mein Hut«, nickte Grün und lächelte.
    »Sie sind keiner von der Regierung.« Thad sagte es wie eine Feststellung und nicht wie eine Frage, und es wurde ihm zum erstenmal richtig bewußt, daß er diesem Fremden gegenüber nicht das geringste Mißtrauen empfand.
    »Nein.«
    »Sind Sie hier in der Gegend auf Besuch?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann müssen Sie einmal zu uns kommen – zu Annie und mir.«
    »Und dem Jungen«, fügte Grün hinzu. »Danke für die Einladung.«
    Thad war nicht beunruhigt. Hätte Lacy so etwas gesagt, dann hätte Thad nur die Fäuste ballen können und seinen Zorn hinunterschlucken müssen, aber bei Mr. Grün war das in Ordnung. Er wußte nicht, warum; er wußte nur, daß es so war.
    »Ja, auch zu unserem Jungen«, sagte Thad. »Wir würden uns alle freuen, wenn Sie kämen.«
    »Das will ich tun«, sagte Mr. Grün. »Ich glaube, ich werde Ihnen helfen können.«
    »Vielleicht könnten Sie’s. Aber ich würde nicht wollen, daß Sie nur deswegen kommen.«
    »Ich komme gern.«
    »Na dann, wann Sie wollen.«
    Thad schnalzte Mathilda zu, und die Kuh setzte sich wieder in Bewegung. Der Fremde blieb an dem jungen Baum lehnen und sah ihnen nach.
    Als sie außer Sicht waren, spuckte er den Zweig aus, an dem er gekaut hatte, nahm seine Nase ab, kratzte die Haut darunter ausgiebig und begann, den Weg zurückzugehen, auf dem Thad gekommen war. Erst als er bereits in Sichtweite der Hütte war, schien er sich daran zu erinnern, daß er die Nase noch in der Hand trug. Er setzte sie rasch wieder an ihren Platz und ging dann auf das kleine Blockhaus zu.
    Annie erzählte später:
    »Er klopfte, und ich frag’, wer da ist, und er sagt, Mr. Grün, ich hab’ Ihren Mann unterwegs getroffen, Mrs. Coniker, na, und da hab’ ich ihn reingelassen, ich weiß nicht wieso, aber ich hab’ ihm getraut. Er war sehr höflich und redete erst ein bißchen vom Wetter und von der Ernte und wie prächtig die Kuh aussieht, und dann entdeckte er das Baby und war ganz begeistert von ihm.«
    »Und du hast keine Angst gehabt?« fragte Thad.
    »Nicht ein bißchen. Es war so, als ob er irgendein netter alter Onkel wär, der zu Besuch gekommen ist – obwohl sich’s schwer sagen läßt, wie alt er wirklich ist.«
    »Wie hat’s dem Kleinen gepaßt?«
    »Oh, der hat begeistert gegurgelt und gelacht. Mit uns ist er nie so munter wie mit Mr. Grün. Er hat sich benommen, als wär’ er dreimal so alt, wie der Mann mit ihm spielte.«
    »Er hat mir gesagt, er würde uns helfen«, sagte Thad, »und ich weiß nicht wieso, aber ich glaub’s. Hat er irgend so was zu dir gesagt?«
    »Ja. Er sagte, er würde wiederkommen, wenn wir ihn brauchten. Kurz bevor er ging, sagte er das. Er hat nicht gesagt, wohin er ging.«
    Lacy kam vorbei, um mitzuteilen, daß er ein Dutzend Maiskolben pro Tag wollte statt ein halbes. Und er wollte doppelt soviel Tomaten und Rüben. Er hätte auch ganz gern etwas von der Milch, sagte er.
    Thad erklärte ihm, daß er das nicht bekommen würde.
    »Ich hab’ dir gegeben, was recht und billig war, wenn man Erpressung recht nennen kann«, sagte Thad. »Wir würden selber nicht mehr genug haben, wenn ich dir mehr geb’.«
    »Du wirst mir mehr geben«, sagte Lacy, »weil du mußt. Denk an die Babyprämie.«
    »Das ist mehr, als du aufessen kannst. Warum willst du Leuten, die’s brauchen, mehr nehmen?«
    »Gibt ja kein Gesetz, das mich hindern könnt’, den Rest zu verkaufen, oder? Von heute an will ich mehr. Und vergiß die Milch nicht. Ich hab’ ‘ne Flasche mit, da gehn vier Liter rein.«
    Thad versuchte, sich zu beherrschen. »Nicht die Milch«, sagte er. »Ich geb’ dir die anderen Sachen, aber nicht die Milch.«
    »Du wirst mir auch die Milch geben«, sagte Lacy. Seine Stimme bekam einen häßlichen Unterton. »Du wirst alles tun, was ich sag’, wenn du den Jungen behalten willst.«
    So
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