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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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    Thad machte ihn darauf aufmerksam, so höflich er konnte, als sie an der Tür aufeinandertrafen. Mr. Grün schien sich etwas zu genieren.
    »Ich hab’ sie verloren«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, wo. Es ist natürlich eine falsche Nase, und ich trug sie nur, damit ich nicht so… so fremdartig aussehe.« Er hatte nur zwei winzige Nasenlöcher mitten in der glatten Gesichtsfläche.
    Mr. Grün entschuldigte sich Annie gegenüber noch einmal, als sie eingetreten waren. Annie meinte, daß ihr das nichts ausmache. Viel wichtiger sei, wie einer im Innern aussähe, sagte sie.
    »Ich unterscheide mich auch sonst noch von Ihnen«, sagte Mr.
    Grün. »Zum Beispiel, für wie alt würden Sie mich halten?«
    »Dreißig, vierzig, so ungefähr«, meinte Thad.
    »Dreißighundert würde eher stimmen. Wir leben sehr lange. Einst dachten wir, wir würden ewig leben, und als es wirklich so aussah, bekamen wir keine Kinder mehr. Nicht, daß wir das gewollt hätten – es geschah einfach, und niemand wußte, weshalb. Vielleicht war es eine Art Ausgleich der Natur.«
    »Aber jetzt sterbt ihr aus«, sagte Annie intuitiv, »und müßt euch Kinder suchen, die euer Erbe antreten können.«
    Thad sah sie überrascht an, dann Mr. Grün.
    »Das ist richtig, Mrs. Coniker«, sagte er. »Wir bereisen das ganze Universum auf unserer Suche. Wenn ich ein Kind fände, und es mit mir gehen wollte, würde es als mein eigenes Kind in meiner Familie aufgezogen werden. Es gibt auch eine Mrs. Grün, wissen Sie. Sie wartet daheim auf mich.«
    »Grüßen Sie sie von uns«, sagte Annie, »wenn sie sie wiedersehen.«
    »Das will ich gerne tun.«
    »Sie meinen, Sie sind hergekommen, um zu sehen, ob unser Junge etwas für Sie wäre?« erkundigte sich Thad. »Sie denken daran, ihn uns fortzunehmen?«
    »Nur, wenn Sie es wünschen«, sagte Mr. Grün. »Nur, wenn Sie ihn ansonsten verlieren müßten, und ich nichts tun kann, damit Sie ihn behalten können. Dann und nur dann, Mr. Coniker.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Thad zögernd. »Ich bin auch nicht böse. Ich wollte nur wissen, wie die Dinge stehen.«
    »Natürlich.«
    »Wie würden Sie ihn mit sich nehmen – wenn wir Sie lassen?« fragte Annie. Zu Thad gewandt sagte sie: »Ich hab’ diesen Streit zwischen dir und Lacy mitbekommen. Ich hab’ gehört, was er gesagt hat.«
    »In meinem Schiff«, antwortete Mr. Grün. »Es liegt droben in den Bergen versteckt, damit nicht die Leute in Aufregung geraten, wenn sie es entdecken.«
    »Würde es ihm gut gehen?«
    »So gut es nur jemandem gehen kann in unserer nasenlosen Welt«, sagte Mr. Grün. »Ihr Junge würde auch Freunde in seinem eigenen Alter haben, unter den Kindern, die unsere Nachbarn adoptiert haben. Es ist eine gute Welt, meine Heimat, Mrs. Coniker.«
    »Besser als die hier, wie mir im Moment scheint«, sagte sie.
    Rufe ertönten auf der Lichtung, und sie stürzten alle zum Fenster.
    Das Baby in seiner Wiege begann zu weinen.
    Lacy und noch zwei Männer kamen heran. Die zwei Männer trugen Gewehre.
    Thad riß die Tür auf.
    »Runter von meinem Grund!« brüllte er. »Verschwindet, oder ich helf’ nach!«
    »Gar nichts wirst du«, schrie Lacy triumphierend zurück. »Das hier sind Beamte, die mitgekommen sind, um darauf zu sehen, daß ich zu meiner Prämie komme.«
    Die drei Männer drängten sich in die Hütte.
    »Da ist es!« rief Lacy. »Annie versucht’s im Kasten zu verstecken.«
    Lacy schoß auf sie zu, während die beiden anderen Männer unschlüssig ihre Gewehre hoben. Lacy packte das Kind und rannte mit triumphierendem Gelächter zur Tür hinaus. Es geschah so blitzartig, daß Thad stolperte, als er Lacy zurückzuhalten versuchte, und über die Schwelle fiel.
    Er rappelte sich auf, um Lacy nachzujagen, als Mr. Grün ihn mit einem eisernen Griff an der Schulter zurückhielt.
    »Abwarten«, sagte Mr. Grün.
    Thad versuchte sich loszureißen, doch erfolglos. Inzwischen hatten sich die beiden Männer mit den Gewehren an das Dämmerlicht in der Hütte gewöhnt und einen Überblick gewonnen. Sie legten ihre Gewehre an und bedrohten Thad.
    »Lassen Sie mich los, verdammt!« schrie Thad Mr. Grün an. »Wozu helfen Sie denen ?«
    Lacy war in einiger Entfernung vom Haus stehengeblieben, noch vor dem Waldrand. Er hielt das Baby an einem Arm und einem Bein hoch, als wäre es ein Tier, das er aus einer seiner Fallen geholt hatte.
    Die Decke des Kindes war zu Boden gefallen, und es schrie laut. Lacy schien unentschlossen, was er nun
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