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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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damals mit den jungen Ferkeln machten, als es zu viele gab und die Fleischpreise sanken.«
    »Das ist verdammt hart«, sagte Thad.
    »Muß es auch sein«, sagte Lacy. »Ansonsten hätte bald keiner genug zu essen. Der Beamte hat erklärt, sie müßten das Gesetz machen, weil die Empfängnisverhütung nicht so klappte, wie sie sich’s vorstellten. Jeder hat seine Chance gehabt, aber die Leute haben sich nicht darum geschert. Deswegen müssen sie jetzt hart sein.«
    »Überhaupt keine Babys mehr?« fragte Annie. »Nie mehr? Dann gibt’s ja nach einer Weile überhaupt keine Menschen mehr, wenn sie das tun.«
    »Nicht ›nie mehr‹«, sagte Lacy. »Der Beamte hat nicht von ›nie mehr‹ geredet. Er sagte, zehn Jahre, dann haben sich die Verhältnisse wieder normalisiert.«
    Thads Schuhspitze kratzte eine Furche in den Staub des freien Platzes vor ihrer Hütte.
    »Wir haben noch kein Baby, Annie und ich«, sagte er. »Wär’ schon hübsch, noch eins zu bekommen, bevor sie verboten sind.«
    Lacy schielte boshaft nach Annie, die benommen die Spuren studierte, die ihr Mann mit seinem Schuh machte.
    »Nun«, meinte Lacy grinsend, »dann macht ihr euch besser gleich an die Arbeit.«
    Irgendwie gelang es Thad und Annie nicht, ein Baby zu bekommen, solange es noch erlaubt war. Vielleicht hatten sie sich zu sehr darum bemüht. Die elf Monate vergingen, dann war ein Jahr verstrichen.
    Anderthalb Jahre später, als es bereits ungesetzlich war, merkte Annie, daß sie schwanger war.
    Sie sagte Thad nichts davon, aber nach einer Weile bemerkte er es natürlich.
    »Was sollen wir tun?« fragte sie.
    »Na, wir werden uns ganz gewiß nicht melden«, sagte Thad. »Das ist mal sicher.«
    »Aber sie werden es uns wegnehmen, wenn sie draufkommen.«
    »Dann müssen wir eben zusehen, daß sie nicht draufkommen«, meinte er. »Ganz einfach. Wir wohnen weit genug draußen. Und die wenigen Leute, die hier vorbeikommen – nun, die lassen wir dich einfach nicht sehen.«
    »Dieser Lacy«, sagte sie. »Er schnüffelt immer rum, und jeder weiß, daß er ‘ne Klappe hat, so groß wie ein Scheunentor.«
    »Überlaß diesen Lacy nur mir«, sagte ihr Mann.
    Das Baby suchte sich ein Gewitter aus, um auf die Welt zu kommen. Annie hatte es schwer, so ohne Hebamme, aber schließlich lag das Baby sicher und gesund in der kleinen Wiege, die Thad gebastelt hatte. Annie war endlich eingenickt, unter einem Berg warmer Decken, und Thad summte verlegen seinem winzigen Bündelchen von Sohn etwas vor, als es plötzlich draußen klopfte.
    Thad fuhr hoch, warf fast die Wiege um, und das Baby wachte mit einem herzhaften Gebrüll auf. Er beruhigte es, aber das Klopfen wiederholte sich. Als der Säugling wieder still war, schob er einen Schirm vor die Wiege und ging zur Tür.
    »Wer ist da?« fragte er, öffnete nur einen Spaltbreit und spähte in die regentriefende Dunkelheit hinaus.
    »Ich«, sagte Lacys Stimme.
    »Was willst du?«
    »Was werd’ ich schon wollen? Was meinst du? Reinkommen will ich, raus aus diesem Regen.« Er drückte gegen die Tür.
    Thad hielt sie fest.
    »Du hättest erst gar nicht in den Regen rausgehen sollen.« Thad fragte sich besorgt, ob Lacy das Baby schreien gehört hatte.
    »Was soll denn das, Thaddie?« Er drückte wieder gegen die Tür. »Laß mich doch rein. Ich bin naß bis auf die Haut.«
    »Nein«, sagte Thad. »Geh heim!« Er warf die Tür zu, verriegelte sie und legte dann noch den großen Balken vor.
    Eine Weile hörte er noch Lacys Fluchen und Schimpfen, dann wurde es still draußen.
    Ein aufflammender Blitz ließ Thad zum Fenster blicken, und einen Augenblick lang sah er darin die scharfe Silhouette eines Mannes. Dann rannte der Mann über die Lichtung davon. Er war allein, und Thad erkannte Lacy am Gang. Er verschwand im Wald.
    Thad kehrte zur Wiege zurück. Er starrte hinunter auf das schlafende Kind, stopfte ungeschickt einen losen Deckenzipfel fest und sagte:
    »Wir werden noch Kummer kriegen mit diesem Lacy, mein Sohn.«
    Thad arbeitete am Rand seines Maisfelds. Es war heiß. Er nahm den Hut ab und wischte sich Gesicht und Nacken trocken.
    Lacy tauchte aus dem Wald auf. Er trug ein paar Felle am Gürtel und hatte einen Beutel umgehängt.
    »Wie macht sich der Mais?« fragte er.
    »Nicht übel«, sagte Thad.
    »Na, mir geht’s zur Zeit eher mager. Da ist’s schön, wenn ein Nachbar ‘ne gute Ernte hat.«
    »Wir kommen durch.«
    »Wie geht’s Annie und…«
    Thad sah ihn scharf an. »Ihr geht’s gut.« »Und…?«
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