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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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auch nicht von der alten Meg – und sie begann zu befürchten, dass sie nie wieder von ihnen hören würde. Ihre Angst war mittlerweile so ungeheuerlich, ihre Einsamkeit so bedrückend, dass sie fürchtete den Verstand zu verlieren.
    Auf dem Marktplatz, vor dem Tvaltar, hatten mehrere Familien ihre Stände aufgebaut, und überall herrschte ein buntes Markttreiben. Ein paar Besucher waren von der Enklave herabgeschlendert, um sich die Waren anzuschauen. Die Preise, das wusste Gaia, würden für sie nach oben schnellen. Sie winkte Amy Rupp, die auf einer Decke die Schüsseln ausgebreitet hatte, die Gaia sie Anfang des Monats auf ihrer Töpferscheibe hatte fertigen sehen. Der alte Perry saß unter einem behelfsmäßigen Sonnenschirm, neben sich ein Wasserfass auf Rädern und eine Reihe aufgefädelter Tassen. Eine schwache Ahnung des Essigs, den er benutzte, um die gebrauchten Tassen zu spülen, reichte, dass sie sich nach etwas zu trinken sehnte, doch sie musste weiter. Ein Mann bot gewebte Matten und Hüte feil. Wieder andere verkauften Eier, gemahlenen Zimt, Kräuter und flache, dunkle Brotlaibe.
    Gaia hörte den Klang von Münzen und sah den Schmied ein glänzendes Messer gegen mehrere Tvaltarkarten eintauschen. Ein Taubenpärchen flog auf schweren Schwingen über ihn hinweg und verschwand in einem unordentlichen Nest auf der Spitze des Tvaltardachs. Ein paar schmutzige, barfüßige Kinder rannten über den Marktplatz und traten lachend nach einem Fußball. Eine Gruppe älterer Leute verschnaufte auf den wackligen Schemeln, die im Schatten des alten Süßhülsenbaums bereitstanden.
    »Kommst du nachher zum Tvaltar, Gaia?«, rief Perry und wedelte sich mit einem einfachen Holzfächer Luft zu.
    »Heute nicht.«
    »Wie du meinst.«
    Gaia blickte zurück zur Fassade des Tvaltars, dessen Türen geschlossen blieben, um das Innere kühl zu halten. In den Wochen seit der Verhaftung ihrer Eltern hatte Gaia den Tvaltar und sein süßes Versprechen auf Zerstreuung gemieden, doch nun, als sie sah, wie ein paar junge Mädchen ihn betraten, erinnerte sie sich, was für ein magischer Ort das für sie als Kind gewesen war: die farbenprächtigen Kleider, die Musik, die Tänzer – hingeworfen auf die gigantische Leinwand. Auch die kurzen Sondersendungen über das Leben in der Enklave hatte sie gerne gesehen, mit all der Mode und den Partys und dem Glanz. Es gab Beiträge über die Familie des Protektors, mit seinem vorgebrachten Sohn, seinem leiblichen Sohn und den beiden Zwillingstöchtern, die nur ein wenig jünger waren als sie selbst. Sie mochte die Archivfilme aus der Kalten Zeit mit ihrer seltsamen Technologie und die Naturfilme über Pferde und Elefanten und andere ausgestorbene Tiere.
    Als kleines Mädchen hatte sie am allermeisten für Märchen geschwärmt. Die ließen sie für Wochen nicht mehr los. Sie musste nur auf ihrer Veranda die Augen schließen und wurde wieder davongetragen in eine Welt unter dem Meer, wo die Meerjungfrauen sangen, oder in ein Land, wo Zwerge auf den Lichtungen tiefer Wälder hausten, oder zu einem Turmzimmer, in dem eine Königstochter unter einem Zauberbann schlief, viele Jahre lang, während um sie herum alles einstaubte und jenseits der Burg und des verzauberten Walds ganze Generationen heranwuchsen und ihrerseits Kinder bekamen.
    Nie würde Gaia den fünften Geburtstag ihrer Freundin Emily Rupp vergessen, als Emily, Gaia und ihre gemeinsame Freundin Sasha zum Tvaltar durften, um Rapunzel zu sehen. Noch aufregender wurde die Sache dadurch, dass Sasha noch nie zuvor im Tvaltar gewesen war – ihre Familie konnte sich die Karten nicht leisten – und Gaia und Emily ihr das Vergnügen in den schillerndsten Farben ausmalten.
    »Es ist riesig«, erklärte Emily, während sie, einander bei den Händen haltend, vor Emilys Eltern her zum Marktplatz gingen. »So hoch wie die Mauer der Enklave, mit Bildern, die sich bewegen.«
    »Zuerst wird es dunkel«, schwärmte Gaia, »und in der Decke sind glitzernde Lichter, wie Sterne, und an den Seitenwänden versinken andere Lichter hinter einem Horizont, wie bei Sonnenuntergang. Dann weißt du, dass es gleich anfängt.«
    »Und die Leute gehen jeden Abend da hin?«, fragte Sasha.
    »Nein. Das heißt, vielleicht machen es ein paar Erwachsene. Aber nur, wenn sie Tvaltarkarten haben«, sagte Emily, und Gaia konnte immer noch den Kuchen in ihrem Atem riechen. »Meine Mutter hat sie extra für meinen Geburtstag besorgt.«
    Gaia hoffte nur, dass Rapunzel so gut wie
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