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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)
Autoren: Annelie Wendeberg
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Sterblichkeit in diesen Gruppen würde höher sein, und zu viele tote Armenhäusler waren verdächtig, argumentierte ich. Bowden willigte ein.
    Mit jedem Insassen, den ich untersuchte, rückte Holmes in der Schlange näher. Über eine halbe Stunde lang vermied ich Augenkontakt, bis er schließlich vor mir stand, mit unterzeichnetem Vertrag in der ausgestreckten Hand.
    Meine Hände glitten über seine Arme und Rippen, ich zog seine Augenlider auseinander, um die Farbe der Augäpfel zu prüfen. »Den hier nicht«, sagte ich betont desinteressiert zu Stark, ohne ein Wort an den Mann vor mir zu richten.
    »Warum, er sieht doch vergleichsweise gesund aus?«, fragte Stark überrascht.
    »Zu alt und zu unterernährt. Ich werde ihn nicht einsetzen.« Ich schob Holmes zur Seite, rief: »Der Nächste!« über seine Schulter und wusste, er würde mir heute Abend einen Besuch abstatten.

Kapitel Zwanzig

    olmes erschien an diesem Abend nicht. Anfangs machte ich mir keine Gedanken. Vielleicht hatte er eine andere Lösung gefunden, die seine Teilnahme an den Versuchen überflüssig machte. Und davon abgesehen, wie kam er überhaupt dazu, mich herumzukommandieren?
    Doch Holmes war weder in der Fulham Road noch in den anderen beiden Armenhäusern, die wir am nächsten Tag besichtigten. Nach einer weiteren Nacht machte ich mir solche Sorgen um sein Wohlergehen, dass ich die Vase ins Fenster stellte.
    Doch er tauchte nicht auf.

    trowbridge, ich muss mit Dr. Bowden sprechen. Schicken Sie ihm bitte ein Telegramm«, sagte ich am nächsten Morgen bei meiner Ankunft im Labor.
    Strowbridge nickte und ging. Das Klima hatte sich in den letzten Tagen deutlich verändert. Meine beiden Assistenten waren freundlich und hilfsbereit wie nie. Ich wurde zwar immer noch überwacht, aber mein Handlungsbereich hatte sich enorm erweitert.
    Jetzt war nur noch Bonsell im Raum, und er war weniger aufmerksam als sein Kollege. Vorsichtig nahm ich die Erlenmeyerkolben, die die flüssigen Reinkulturen desCholeraerregers enthielten, und trug sie hinüber zum Arbeitstisch. Für die Tests an den Versuchspersonen würden wir aktive sowie durch Erhitzung inaktivierte Bakterien benötigen. Mein Assistent hatte heute früh vier frische Glaskolben sterilisiert, und ich würde sie jetzt befüllen und für den morgigen Einsatz versiegeln. Ich wusste genau, was zu tun war. Ich hatte es genauso mit den Tetanuserregern gemacht.
    »Mr Bonsell, würden Sie mir bitte kurz helfen?«
    Bonsell trat näher und beäugte die flüssigen Kulturen, die vor mir neben dem Bunsenbrenner standen.
    »Vorsicht, sie sind aktiv«, warnte ich mit gesenkter Stimme. Bonsells Hände begannen zu zittern. Meine Worte zeigten den gewünschten Effekt.
    »Nehmen Sie die leeren Petrischalen. Decken Sie damit diese beiden Erlenmeyerkolben ab und stellen Sie sie ins Wasserbad. Sie müssen für exakt zwei Stunden bei exakt achtzig Grad inkubiert werden. In der Zwischenzeit werde ich die beiden aktiven Kulturen vorbereiten.«
    Bonsell nickte. Er wusste nicht, dass der Prozess der Impfstoffherstellung nur zwanzig Minuten Hitzeinaktivierung benötigte, um die Bakterien abzutöten, die Zelloberflächenproteine aber größtenteils intakt zu lassen. Ein riskantes Unterfangen, wenn die Erreger Menschen injiziert werden würden. Überlebende Bakterien würden die Krankheit auslösen. Angesichts der kurzen Zeit der Hitzebehandlung war die Wahrscheinlichkeit dafür gegeben. Aber ich stellte sicher, dass alle Erreger totgekocht waren und kein Leben dadurch in Gefahr geriet.
    Die Flüssigkeit in den Kolben zitterte im Gleichtakt mit Bonsells Händen.
    »Reißen Sie sich zusammen, Bonsell! Die Bakterien sind unter Verschluss, sie werden Sie schon nicht anspringen.«

    Sein Blick schoss nervös zwischen den Glaskolben und mir hin und her, bevor er die leeren Petrischalen nahm und sie vorsichtig über die Öffnungen der Gefäße legte. Die Kulturen schwappten leicht, das Glas klickte aneinander, als Bonsell sie hinüber zu dem Wasserbad trug. Sowie er mir den Rücken zudrehte, begann ich von zwanzig rückwärts zu zählen.
    Schnell und vorsichtig, wie ich es zu Hause geübt hatte, verschloss ich die Kolben mit den aktiven Cholerakulturen mit einem Gummistöpsel und stellte sicher, dass sie fest versiegelt waren – sechzehn. Ich öffnete meine Tasche – elf, holte identische, mit einer harmlosen Salzlösung gefüllte Glaskolben heraus – acht, und stellte sie auf den Labortisch – zwei. Zu Hause würde ich zu den
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