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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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wo sich Juna und ihre Anhänger verschanzt hatten.
    Man brachte mich in einen abgelegenen, beschusssicheren Geschützraum, wo ich erst wieder richtig zu mir kam, als die drei Juna feindlich gesinnten Ratsmitglieder bereits zur Abschreckung an eisernen Haken aufgehängt, rechts und links des Haupttors zum Fort baumelten. Zu diesem Zeitpunkt ging es auch Junas Schulter besser, und wir trafen uns mehrmals. Sie erzählte mir, was sich nach unserer Trennung ereignet hatte.
    Dann wurde ich in ein Zimmer unter dem Dach des hölzernen Turmes an der Außenmauer des Forts verlegt. Dort war es um einiges bequemer. Ich bekam ein gutes Bett, einen Tisch, einen Hocker. Aber am meisten freute ich mich darüber, dass es nicht mehr nach Schießpulver, sondern nach Holz roch. Eines Abends kam Juna herein, als ich gerade mit einer Selbstgedrehten zwischen den Lippen auf dem kleinen Balkon stand und die Umgebung betrachtete. Ein Sonnentag ging zu Ende, ein Tag, wie er in der Regenzeit angeblich nur sehr selten vorkam. Am Spätnachmittag waren wieder Wolken herangesegelt, die jetzt wie dunkle Berge über uns dräuten. Der Wind trieb einzelne Re gentropfen heran, es war frisch und klamm. Ich stand barfüßig da, nur in Hosen, und stützte meine Ellenbogen auf dem Geländer auf. An den Schritten erkannte ich, wer gekommen war, daher sah ich mich nicht um. Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter, strich über meinen Rücken, Finger berührten vorsichtig meinen Verband über der Brandwunde. Ich spuckte die Kippe übers Geländer und drehte mich um. Juna stand vor mir. Sie trug ein leichtes Kleid und Sandalen – es war das erste Mal, dass ich sie so sah. Sie legte die andere Hand in meinen Nacken und zog meinen Kopf zu sich. Einige Zeit blickten wir uns in die Augen, dann bewegten sich ihre Lippen, aber ich ließ ihr keine Zeit zu sprechen, sondern beugte mich vor und küsste sie.
    Später, es war längst dunkel geworden, lagen wir nebeneinander im Bett und drückten uns unter der Decke aneinander, denn wir hatten die Balkontür nicht geschlossen und im Zimmer war es kalt geworden. Keiner von uns wollte aufstehen. Schließlich fragte ich:
    »Wo ist Tschak? Ich hab ihn noch gar nicht gesehen.«
    »Wirst du auch nicht. Er ist abgehauen.«
    »Wie viel hat er mitgenommen?«
    »Woher weißt du das?« Juna hob den Kopf und blickte mir in die Augen. »Hat er dir gesagt, was er vorhat?«
    »Nein. Aber das war nicht nötig. Tschak ist ein Dieb.«
    »Aber er hätte sich auch in unseren Werkstätten mit diesen Solarzellen beschäftigen können! Im ganzen Ödland ist niemand technisch so gut ausgestattet wie wir.«
    »Und natürlich hätte der Mecha-Korpus ihm die Ergebnisse seiner Versuche überlassen?«, sagte ich. »Sicher nicht. Ihr hättet die Batterien selbst behalten, und Tschak wusste das.«
    Sie legte ihren Kopf wieder an meine Schulter.
    »Während wir im Fort kämpften, ist er in … zu einer bestimmten Stelle im Keller gerannt und hat … ich weiß nicht mal, wie viel mitgenommen. Irgendwie hat er die dicke Tür aufgesprengt und das Schloss aufgebrochen. Unser Schatzmeister wird noch immer bleich und fängt an, vor Zorn zu zittern, wenn man Tschak erwähnt. Man hat ihn für vogelfrei erklärt. Jedes Mitglied des Mecha-Korpus ist befugt, ihn zu verhaften und nach Arsamas bringen, wenn er ihn findet. Aber ich zweifle daran, dass ihn irgendwer zu sehen bekommen wird, allein schon weil er jetzt vermutlich der reichste Mann im ganzen Ödland ist.«
    »In jedem Fall ist er der reichste Zwerg im Ödland«, sagte ich und lachte leise. Juna hob wieder den Kopf.
    »Was?«, fragte ich.
    »Du hast gelacht.«
    »Ja, und?«
    »Das habe ich noch nie gesehen. In dieser ganzen Zeit hast du nicht ein einziges Mal gelächelt. Du hast so ein Gesicht … Ich dachte, dass du das gar nicht kannst.«
    Ich schloss die Augen. Wir lagen eine Weile schweigend so da, dann fragte sie:
    »Bleibst du hier?«
    »Nein«, entgegnete ich.
    »Du könntest den Sicherheitsdienst übernehmen. Der Rat wird zustimmen, wenn ich dich als Leiter vorschlage. Du hast …« Juna schwieg einen Moment, dann sprach sie weiter. »Du hättest alles. Und mich dazu.«
    Statt einer Antwort legte ich meine Hand auf ihren Nacken, fuhr mit den Fingern den Hals entlang bis zur Schulter und tastete nach der verhärteten Stelle, dort, wo sich neben der Tätowierung eine flache, feste Beule befand.
    »Wohin wirst du gehen?«, fragte Juna.
    »Ich weiß es nicht genau. Wahrscheinlich zu den
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