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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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auf meinen Knien hinter ihm. Verschiedenfarbige Kabel führten durch die Luke, die Bordwand hinunter zum Bestrahlungsgerät. Nach wenigen Minuten hatten wir den äußersten Rand der Nekrose erreicht – unten erstreckte sich eine schlammgrüne Kruste mit vereinzelten braunen und gelben Wölbungen dazwischen, die vor Feuchtigkeit schimmerten und die Unebenheiten der Landschaft nachzeichneten. Ich schaltete das Bestrahlungsgerät an und drehte den Regler bis zum Anschlag. Karaban hatte die Maschine steigen lassen und den Motor ausgeschaltet. Die Aviette segelte im Gleitflug über den Rand der Nekrose dahin. Der Pilot sah sich einmal besorgt nach mir um. Vermutlich wollte er sichergehen, dass ich nicht unter Schock stand – schließlich musste er annehmen, dass ich als einfacher Söldner keine Ahnung vom Fliegen hatte. Aber ich hatte keine Kraft mehr, irgendetwas vorzutäuschen, und blickte einfach nur schweigend nach unten. Wenig später gab der Motor ein Niesen von sich und begann wieder zu brummen.
    Vielleicht war Arsamas für die Maßstäbe des Ödlands eine große Stadt, aber sie war nichts anderes als eine größere Siedlung. Hier lebten vermutlich kaum mehr als zwei- bis dreitausend Menschen. Zum Stadtzentrum hin wurden die Gebäude größer und solider, aber am Stadtrand glichen die Behausungen den Hütten der Fischer. Die Randgebiete waren schon vollständig vom Schimmel überzogen, und die Häuser sahen aus wie Moos bewachsene Findlinge, die neben dunkelgrünen Senken aufragten.
    Auf der Kuppe des flachen Berges erhob sich eine Art Fort aus Betonplatten, Mauerteilen von zerstörten Hochhäusern, aus Trägerdecken, Stücken alten Ziegelmauerwerks, aus Steinen und verrosteten Maschinen. Soweit ich erkennen konnte, bestand die Schutzmauer rund um das Fort aus Autowracks, Bussen und Lkws, die aufeinandergestapelt und mit Zement übergossen worden waren. An den vier Ecken der Anlage befanden sich vier Türme. Hinter der Mauer erhoben sich mehrere Gebäude, eines davon fünfstöckig und mit Flachdach. Über diesem hing ein Luftschiff. Das zweite schaukelte etwas weiter abseits in der Luft.
    Wir flogen nicht in Richtung des Forts, sondern Karaban steuerte die Maschine gen Osten, wo sich auf leicht abfallendem Gelände ein Meer von Nekrose erstreckte, das Junas Worten zufolge bis zum Ural reichte.
    »Schau mal, Bruder!«, schrie der Himmelsgänger. »Hinter uns verändert sich die Farbe.«
    Die Aviette wendete schaukelnd. Wo wir entlanggeflogen waren, tauchten auf der schlammgrünen Kruste graue und braune Flecken auf. Die Nekrose starb. Die verseuchten Gebiete am Stadtrand veränderten sich ebenfalls: Der Schimmel rutschte wie Schneeplatten von den Dächern und Wänden, große Brocken stürzten zu Boden, wo sie schmolzen und in der Erde versickerten.
    Ich hörte ein Knacken, dann ein Zischen und erst da wurde mir klar, dass sich in der Kabine ein Funkgerät befand. Warum hatte der Pilot das nicht schon früher eingeschaltet? Hatte er absichtlich gewartet, bis er wusste, ob das Bestrahlungsgerät funktionierte?
    Karaban Tschiora nickte mir über die Schulter zu und begann zu sprechen. Durch das Knattern des Propellers konnte ich nur Bruchstücke verstehen: »Empfang … östliche Senke … unbekanntes Gerät … funktioniert … Sie ist die Tochter des Oberhauptes der Korporation … auf der Erde, verletzt … Mit einem Diener … muss sie abholen … Ja, Kapitän, unbedingt … Ich glaube, eine Evakuation ist nicht nötig … Tot? Dann erst recht nicht … Schicken Sie Leute, um das zu überprüfen. Wenn die Nekrose verschwindet …«
    Als er fertig war, wandte sich der Himmelsgänger an mich, aber ich sprach als Erster:
    »Wer ist gestorben?«
    »Das Oberhaupt der Korporation, Timerlan Galo.«
    »Was??« Ich schrie auf, beugte mich vor und hätte vor Schmerz beinahe aufgestöhnt. »Ihr Vater ist tot?«
    »Ja … Worüber regst du dich auf, Bruder? Vor fünf Tagen gab es einen Anschlag auf Timerlan, er wurde vergiftet, verstehst du? Der Attentäter wurde nicht entdeckt. Entweder haben ihn die Brennstoffler geschickt, oder er kam aus dem Schloss Omega – keiner weiß das. Jetzt hat uns der alte Timerlan verlassen … Na gut, aber wir sind noch am Leben! Woher kommst du überhaupt, Junge? Du sprichst irgendwie seltsam … Krim?«
    »Ja, aus dem Süden«, murmelte ich, während ich mich auf dem Sitz zurücksinken ließ und die Augen schloss.
    »Und was hast du mit der ganzen Geschichte zu tun?«
    »Juna hat mich
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