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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Lumpen.
    Es war windstill, nichts regte sich, es herrschte Stille und Frieden.
    Kein Mensch weit und breit. Nicht ein einziges Lebewesen war zu sehen, kein Raubtier, kein Vogel, – nur der Leichnam unter dem Strommast zeugte davon, dass es in dieser Welt Leben gab.
    Und den Tod.
    Ich nahm noch ein paar Schlucke. Nachdem ich meine Zigarette zu Ende geraucht hatte, stieg ich in den Jeep ein und ließ den Motor an. Vernünftige Straßenkarten gab es nicht, aber ich konnte mich in etwa erinnern, wie Arsamas im Verhältnis zu Minsk lag. Ich bewegte mich mithilfe eines Kompasses auf dem Armaturenbrett in Richtung Südwesten.
    Alle hatten versucht, mich von meinem Plan abzubringen. Der Werkstattleiter, der fast schon eine Art Freund geworden war, hatte mir mit seinem dicken, ölverschmierten Finger einen Vogel gezeigt und mir prophezeit, dass ich es niemals in den Bienenstock, wie die Stadt der Himmelsgänger hieß, schaffen würde. Er hatte mich inständig gewarnt, durch die schreckliche Gegend zu fahren, die vom Erdfieber verheert worden war und wo nur noch aggressive Mutafage lebten. Das neue Oberhaupt des Sicherheitsdienstes der Korporation hatte mir erklärt, dass ich unterwegs massenhaft Vieh hütenden Symbioten, Mördern und Kannibalen begegnen würde. Und Juna hatte vorhergesagt, dass man mich nicht einlassen, sondern mich einfach erschießen würde, sobald ich von einem der Luftschiffe aus zu sehen sein würde.
    Ich glaubte ihnen, jedem Einzelnen – und war trotzdem aufgebrochen.
    Der Motor des Jeeps war erstaunlich leise. Ich schob die Howdah in ein Gewehrhalfter, das an der Innenseite der Tür hing. So kam ich auch während des Fahrens leicht an die Waffe. Ein Handgriff und ich könnte durch die seitliche Schießscharte in der Panzerung feuern. Ich steuerte den Wagen den Abhang hinunter, Steine wirbelten hoch.
    Ich wusste nicht genau, wie viele Tage vergangen waren, seit ich an jenem Abend mehr tot als lebendig in Arsamas eingetroffen war. Vielleicht zwei, vielleicht drei Wochen. Obwohl man hier nicht in Wochen oder Monaten zählte, nicht mal in Jahren. Es gab nur Dekaden, Saisons und Zyklen. Auf jeden Fall war meine Wunde verheilt, die Fäden waren schon vor Längerem von dem Arzt im Fort gezogen worden, und meine Seite tat jetzt nur noch weh, wenn ich rannte oder mehrere Kniebeugen hintereinander machte.
    Als ich in Arsamas eingetroffen war, hatte dort totales Chaos geherrscht. Die äußeren Stadtviertel waren in verheerendem Zustand. Der Schimmel hatte alles Grün aus ihnen herausgeleckt, sie in einen seltsamen trüben Raum verwandelt, wo alles von einer gräulichen Patina bedeckt war, als ob die Welt auf einen Schlag um hundert Jahre gealtert wäre. Durch die Straßen schwankten Menschen, die von der Nekrose befallen waren und ihren Verstand verloren hatten. Das Bestrahlungsgerät hatte sie nicht retten können. Eilig aus dem Fort entsandte Sondertruppen machten ihnen schließlich den Garaus.
    Keiner nahm mich in Empfang. Es gelang mir ohne Probleme, die Schutzmauer ins Fort zu überwinden, denn in seinem Innern war inzwischen ein Aufstand losgebrochen.
    Erst später sollte ich erfahren, dass dem Oberhaupt stets ein Rat aus fünf Personen zur Seite stand. Zwei dieser Männer hatten sich nach Timerlans Tod auf Junas Seite geschlagen, sobald man im Fort von der Rettung des Mädchens erfahren und es zusammen mit Tschak geborgen hatte. Die übrigen Ratsmitglieder wollten den Mann zum neuen Oberhaupt des Mecha-Korpus krönen, der bisher den Sicherheitsdienst geleitet hatte.
    Übrigens waren die Himmelsgänger in ihren Luftschiffen abgezogen, sobald die Nekrose begonnen hatte, sich aufzulösen. Eines davon hatte den Ort angesteuert, wo Karaban Tschiora mit seiner Aviette aufgesetzt hatte. Der Pilot hatte mir wie versprochen seine Howdah zusammen mit der Munition übergeben und dafür den beschädigten Bestrahlungsapparat an sich genommen. Vom Luftschiff war eine Förderschale an einem langen Seil heruntergelassen worden. Dieser hatte Karaban einen Kanister Treibstoff für die Aviette entnommen und dafür das Bestrahlungsgerät hineingelegt. Dann war das Luftschiff weitergesegelt, und auch die Aviette war davongeflogen. Ich hatte mich schwankend und mit letzter Kraft in Richtung Stadt aufgemacht. Dort kam ich vom Regen in die Traufe.
    Zu allem Übel hatte ich hohes Fieber bekommen. Immerhin hatte ich das Glück, gleich auf die richtige Seite innerhalb des in zwei Lager geteilten Forts zu gelangen, nämlich dort,
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