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1497 - Die Gespenster-Villa

1497 - Die Gespenster-Villa

Titel: 1497 - Die Gespenster-Villa
Autoren: Jason Dark
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In dieser dunklen Nacht und um diese Zeit war fast kaum jemand auf den Beinen. Hinzu kam das Wetter. Es war endlich winterlich geworden. Aus den grauen Wolken waren die ersten Schneeflocken gefallen, und an manchen Stellen lag bereits eine dünne helle Schicht.
    Der Wagen ließ die Durchfahrt hinter sich. Zwei Männer saßen vorn. Der Fahrer saß entspannt, der Mann neben ihm nicht. Er hatte seinen Oberkörper nach vorn gedrückt und schaute mit starrem Blick durch die Frontscheibe.
    Vor ihnen lagen keine Häuserzeilen. Es war ein fast freies Grundstück, auf dem ebenfalls ein Schneefilm lag. In der Mitte des Grundstücks stand ein Haus. Obwohl sich noch andere Gebäude in der Nähe befanden, gab es ein einsames Bild ab. Wären die beiden Außenleuchten mit dem gelblichen Licht nicht gewesen, hätte man dieses Haus sogar leicht übersehen können.
    »Das ist es«, sagte der Fahrer.
    »Gut so.«
    »Ich denke, dass die Tür offen ist.«
    »Wenn nicht, gibt es Ärger.« Der Mann auf dem Beifahrersitz schnallte sich los. Der Gurt war kaum an ihm vorbei nach oben gerutscht, da hielt der Wagen.
    Der Motor erstarb, die Männer blickten sich an, grinsten und nickten sich zu. Es war das Startsignal für sie beide. Zwei Türen schwangen auf, Beine erschienen, dann die Körper.
    Die Ankömmlinge verhielten sich wie Profis. Bodyguards hätten sich nicht anders bewegt. Sie schauten sich um, sahen in alle Richtungen, um sich zu überzeugen, ob die Luft rein war. Sie war es, denn niemand beobachtete sie.
    Der Fahrer trat an die Rückseite des Kombis und öffnete dort die Klappe. Er lächelte, als sein Blick auf den schwarzen Sarg fiel, der nicht geschlossen war. Er konnte hineinschauen, denn der Deckel lag an der Seite.
    Der offene Sarg gehörte zum Procedere. Manche Kunden ließen die Sterbenden abholen, auch wenn sie noch nicht klinisch tot waren. Allerdings hatten die Menschen auch keine Chance mehr, am Leben zu bleiben. Sie wären so oder so gestorben. Man rief die Bestatter, wenn man ein Problem loswerden wollte.
    Der Mann vom Beifahrersitz stand vor der Tür. Der Lampenschein ergoss sich über seine dunkle Kleidung.
    »Alles klar, Paul?«
    »Ja. Sieht so aus.«
    Rico, der Fahrer, lachte. »Seltsam ist es schon.«
    »Warum?«
    »Weil niemand da ist, der uns erwartet und die Tür öffnet.«
    Paul winkte ab. »Jeder ist anders. Und da gibt es eben das schlechte Gewissen. Aber froh sind sie, dass es uns, die Entsorger oder Bestatter, gibt.«
    »Das stimmt auch wieder.«
    Beide drückten gegen die Haustür. Wie abgemacht, war sie nicht verschlossen und ließ sich nach innen schieben. Sie schauten in einen dunklen und kalten Flur. Es war dort drinnen kaum wärmer als draußen. Hier schien der kalte Tod sein Quartier bezogen zu haben.
    Licht brauchten sie nicht. Die Lampen hatten sie mitgebracht und schalteten sie ein.
    Paul fragte mit leiser Stimme: »Es ist doch richtig, dass wir den Toten hier unten finden – oder?«
    »Ja, so hat es geheißen.«
    »Dann los.«
    Beide schoben sich zugleich in den Hausflur. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen tanzten durch einen schmalen Flur und rissen ihn aus der Dunkelheit. Der Fußboden sah schmutzig aus. Das Licht strich auch lautlos an den beiden Türen entlang. Es erreichte auch eine Treppe, die von den beiden Männern nicht betreten wurde. Sie wandten sich nach links, denn dort hatten sie die halb offen stehende Tür entdeckt.
    Paul blieb für einen Moment stehen und nickte seinem Kumpan zu, dessen haarloser Schädel leicht glänzte.
    »Okay«, sagte Rico. Er stieß die Tür weit auf und übertrat als Erster die Schwelle. Sofort ließ er seinen Lichtkegel kreisen, der an den Wänden entlang huschte, sich dann senkte und die schmale Liege erfasste, auf der bewegungslos ein Mann im Greisenalter lag.
    »Da ist er ja.«
    »Sehr gut«, lobte Paul.
    Sie mussten keine Angst haben, dass man die wandernden Lichtfinger von außen hätte sehen können, denn die Fenster waren durch Innenrollos abgedunkelt.
    Der Geruch zwischen den Wänden störte sie nicht. Sie waren ihn gewohnt.
    Es roch nach Krankheit, aber auch nach Tod und Vergänglichkeit.
    Da war zu spüren, dass das Leben hier seinem Ende zugegangen war. Auch die alten Möbel passten dazu, die aus dem vorletzten Jahrhundert stammen mussten.
    Paul und Rico näherten sich der Liege. Es war so ein ausklappbares Gestell, das in jedem billigen Möbelladen verkauft wurde und alles andere als bequem war.
    Im Schein der Lampen wirkte die Szene noch
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