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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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hastig die Mullbinden vom Schrankboden auf und wickelt sie Lage für Lage um ihren Oberkörper, bis ihre weiblichen Rundungen nicht mehr hervorstehen. Ruhig zieht sie anschließend ein weißes T-Shirt über und tauscht die beschmutzte Hose gegen eine blütenweiße neue aus. Erst dann hebt sie das Messer auf, geht in das Bad, reinigt es und verstaut es, wieder im Zimmer, in der Nachttischschublade.
    Draußen dämmert es inzwischen. Die Lichter im Garten sind erloschen, lassen die Pflanzen graugrün zurück. Der Himmel überzieht sich mit einem Hauch von Rosa. Gwen hört das Meer säuseln. Es kommt ihr vor, als würde es höhnisch mit dem Sandstrand flüstern, der sich vor dem Hotel lang und weiß erstreckt. Sie verlässt das Zimmer.
     
    Mit schnellen Schritten eilt eine Frau auf Gwen zu. Die langen Beine stecken in einer weiten, weichfallenden Hose, und den muskulösen Oberkörper umweht, einem Schleier gleich, eine weiße Musselinbluse. Wie ein großer Engel scheint sie über den Boden auf Gwen zuzuschweben. Als sie Gwen erreicht, wirbelt sie, ein wenig außer Atem, fast an ihr vorbei.
    „Hallo Rebekka“, begrüßt Gwen sie und lächelt herzlich. Sie weiß, dass dieses Lächeln ihrem glatten, ungeschminkten, länglichen Gesicht Milde verleiht. Oft genug hat ein Gegenüber ihr dies versichert. Ebenso, dass der Ausdruck ihrer aquamarinblauen Augen diese Wirkung noch verstärkt, aber heute, hier, bei Rebekka, ist sie nicht auf Wirkung bedacht. Sie streicht eine kleine, sich über der Stirn vorwitzig kringelnde Haarsträhne zurück, die sich aus dem straff zurückgebundenen, langen, mittelblonden Pferdeschwanz gelöst hat. Rebekka umarmt sie und haucht einen Kuss auf ihre Wange.
    Gwen löst sich und fragt: „Guten Morgen, hattest du eine gute Mondnacht? Ich wollte gerade bei dir vorbeischauen. Sind die letzten aktuellen Teilnehmerlisten bereits zusammengestellt? Ist alles für den morgigen Tag vorbereitet?“
    „Ja, Gwen“, antwortet die Angesprochene, jetzt ruhiger. Auf ihren Lippen erscheint ebenfalls ein Lächeln. „Hier sind die Listen. Die Gruppe Schambala trifft bereits heute ein. Eine beträchtliche Anzahl anderer Teilnehmer ebenfalls. Ich habe alles nach meiner Morgenmeditation auf den neuesten Stand gebracht. Der Meister ist schon auf. Er lässt dir ausrichten, dass er diese Ulla Hönig, die Verfasserin des Heilkräuter-Buches, selbst vom Flughafen abholen wird.“
    Gwens Lächeln versackt. Sie schluckt. Nach kurzem Zögern erwidert sie: „Okay, danke. Wir sehen uns später.“ Sie nimmt Rebekka die Papiere ab und geht den Flur entlang zur Suite des Meisters.

Kapitel 3 – Im Laufe des Vormittags
     
    „Der Flug dauert nur zwei Stunden“, versichert ihr Julia, als Ulla sich von ihr verabschiedet.
    „Zwei Stunden! Du scheinst keine Vorstellung zu haben, wie endlos die sein können, wenn man so leidet wie ich. Beim Fliegen sterbe ich jede Minute tausend Tode. Ich wünschte, ich könnte anders anreisen.“
    Julia betrachtet sie mit einem Kopfschütteln und lacht: „Jetzt weißt du so viel über alle möglichen Heilkräuter, und gegen deine Flugangst hast du noch kein Kraut gefunden? Ulla, Ulla.“
    „Ja, Mist. Gib zu, du hast absichtlich einen anderen Flug genommen.“
    Julia schüttelt den Kopf. „Tut mir leid, dein Flieger war ausgebucht. Meiner geht erst heute Abend. Aber der Schamanenverein ist sowieso nichts für mich. Ich komme natürlich zu deiner Buchvorstellung übermorgen. Versprochen!“ Sie zwinkert ihr zu, und der Schalk in ihren graugrünen Augen ist unübersehbar.
    „Hey, deine Skepsis ist völlig unangebracht: Die Weißen Frauen sind in Heilpraktikerkreisen wahnsinnig bekannt. Ich habe mich umgehört, was denkst du. Und ihr Meister ist ein überaus berühmter Schamane. Es ist eine Ehre, zu dem Kongress eingeladen zu werden. Außerdem will ich einiges über den Kräuteranbau lernen, du weißt, was ich in Kalabrien vorhabe.“
    Um Julias Mund taucht dieses wissende Lächeln auf. Sie drückt mütterlich Ullas Arm.
    Jetzt muss auch Ulla grinsen. „Was du schon wieder denkst. Ich bin doch kein Teenager, sondern inzwischen 41. Außerdem ist dieser Hetyei sicher hässlich wie die Nacht. Es gibt kein einziges Foto von ihm. Egal. Du weißt doch, wer mir nicht mehr aus dem Kopf geht, also?“
    „Du und dein Enno, eine unendliche Geschichte“, antwortet Julia, und ihre langen, braunen Haare wippen, als würden sie sich dem Spott, der jetzt in ihrem Lachen liegt, anschließen.
    Ulla zuckt die
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