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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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er sich mitgenommen, und in ihm schwingt die Erkenntnis, dass er für Leichenfunde langsam zu alt wird. Als der Commissario zu seiner Truppe stößt, muss er trotzdem lächeln. Der überwiegende Teil der jungen Burschen sieht ebenfalls recht blass aus, obwohl sie rumalbern: „Und jetzt? Gehen wir nun schwimmen, Chef?“
    „Wenn euch die Wassertemperatur von 14 Grad nicht abschreckt“, antwortet er, froh, einen leichten Ton anschlagen zu können. „Mir ist ein Café con leche lieber.“

Kapitel 2 – Morgen
Einen Tag vorher – Der Tag vor Beginn des Schamanenkongresses
    Ein Gong ertönt. Sein dumpfer Ton schwingt für Minuten durch das Haus. Gwen schaut zur Uhr, die Zeiger weisen auf die Fünf. Leicht irritiert schaut sie sich in dem fremden Zimmer um und tritt an das Fenster. Es dauert einen Moment, ehe es ihr gelingt, den heimatlichen Gongklang mit dem Kongresshotel zu verbinden. Die Beleuchtung des Hotelgartens ist noch eingeschaltet. Einige Pflanzen treten wie Gespenster hervor. Gwen fröstelt. Sie schließt die Balkontür.
    In der dunklen Scheibe spiegelt sich ihr nackter Körper. Gwen zwingt sich, ihr Ebenbild zu betrachten. Nach einer Weile beginnen ihre Hände über die hervorstehenden Hüftknochen zu gleiten, die schlanken Oberschenkel zu streifen, den nach innen gewölbten Leib zu berühren, um fast erschrocken bei den vollen Brüsten die liebevollen Berührungen zu beenden. Sie wendet sich mit einer schroffen Bewegung ab, ohne nochmals einen Blick auf ihr Spiegelbild zu werfen.
    Später im Badezimmer vermeidet sie, ihrem Ebenbild in dem großen Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht ist, zu begegnen. Sie stellt sich unter die Dusche. Eiskaltes Wasser rinnt von ihren Schultern den Körper hinunter. Obwohl es für Gwen ein Leichtes wäre, warmes Wasser dazuzumischen, rührt sie keine Hand. Erst als ihre Haut sich ebenso kalt anfühlt wie das Nass, dreht sie das Duschwasser ab und steigt aus der Wanne. Fest in eines der großen Badelaken gewickelt, schlurft sie in das Hotelzimmer zurück.
    Eine Weile steht sie unschlüssig vor den geöffneten Schiebetüren des Kleiderschrankes. Das Weiß der dort sorgfältig hängenden Hosen und Oberteile verschwimmt vor ihren Augen zu einer milchigen Einheit, bis ihre Hand wahllos vorschnellt, sich eine der Hosen greift und ihre Beine in sie hineinschlüpfen. Als sie in der gleichen Vorgehensweise ein T-Shirt über den Kopf ziehen will, zuckt ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt, und das Oberkleid rauscht auf den Boden. Gwens Körper versteift sich. Ihre Beine scheinen in den terrakottafarbenen Bodenkacheln zu wurzeln, während ihre Augen unruhig den Raum absuchen. Sie entdecken nichts, trotzdem duckt Gwen sich, als würde jemand dort stehen und sie gleich schlagen. Ihre Hände gehen an die Ohren, decken die Muscheln ab. Zwecklos. Nicht laut, aber bestimmt überwindet die tiefe Männerstimme die Barrieren, als wären sie nicht vorhanden. Beschwörend raunt sie: „Gwendoline, mein süßer Schatz. Ich liebe dich. Aber bleib so. Hörst du?“
    Gwen weigert sich zu lauschen, versucht mit den Zeigefingern den Gehörgang stärker zu verstopfen, schüttelt vehement den Kopf, ruft: „Nein, ich will nicht, lass mich in Ruhe!“
    Den Störenfried kümmern ihre Worte nicht. Monoton wiederholt er den Satz wieder und wieder, bis Gwen sich zögernd bückt, um vom Boden des Schrankes eine dicke Rolle Mull aufzuklauben. Dabei streifen ihre Augen das neben dem Mull liegende scharfe, große Küchenmesser, und ihre Finger strecken sich wie zufällig erst vorsichtig, dann gieriger nach der Klinge aus und heben es auf. Einen Moment langt wiegt sie den schweren Gegenstand unschlüssig in der Hand, als wäre er ihr unbekannt. Die Schneide blitzt im Schein der Deckenbeleuchtung kurz auf. Jetzt gleitet ihr Zeigefinger erkennend liebevoll über das kühle Metall, als würde er sanft einen Liebhaber streicheln. Das Messer setzt am Puls spielerisch zu einem Schnitt an, doch dann wandert die Hand suchend weiter aufwärts. Mit langsamen, lustvollen Bewegungen umkreist die Spitze Gwens Brüste, und als hätte sie endlich ihr Ziel erreicht, beginnt sie die Haut nahe den Brustwarzen zu ritzen, bis Blut aus der Wunde quillt. Es tropft auf Gwens weiße Hose, hinterlässt ein hellrotes Muster. Bei dieser verbotenen Handlung erwischt, lässt die Hand das Messer fallen. Mit einem klagenden Ton landet es scheppernd auf dem Boden.
    Gwen atmet scharf aus, bückt sich erneut, sammelt jetzt
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