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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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Mailand, der Heimatstadt meiner Frau. Aber es gibt ja viele günstige Flüge.“
    Er schmunzelt, als ihm bei dieser Gelegenheit bewusst wird, dass Erica in letzter Zeit ihre ewige Forderung „Nimm endlich deinen Abschied, du bist schließlich nicht mehr der Jüngste mit deinen 55 Jahren“ aufgegeben hat. Jetzt, wo es ihm einfällt, beschleicht ihn direkt ein wenig Wehmut. Vermisst er die Tirade etwa?
    Nein, er ist froh. Schließlich wünscht er sich, dass sie zufrieden ist. Wenn er ihr nur ihre Versuche, ihn in grellfarbene Polohemden zu hüllen, ebenfalls abgewöhnen könnte. Diese Dinger rücken seine Leibesfülle geradezu unanständig in den Mittelpunkt. Er wird auch hier noch eine Lösung für das Problem finden. Zwei oder drei dezent farbene Hemden warten schon im Büro. Aber bislang hat er auf dem Heimweg noch keine Reinigung entdecken können. Er nimmt sich vor, Ernesto danach zu fragen.
    „Nach Kalabrien möchte ich auch mal“, meint die junge Polizeibeamtin in seine Überlegungen hinein.
    Sie verlassen gerade den Tunnel hinter Santa Ponsa und ordnen sich in eine Abfahrtsschleife ein, um kurz danach den Ort Peguera im hinteren Teil zu umfahren und dann in die enge Straße am Meer entlang Richtung Cala Fornells einzubiegen. Dort angekommen, halten sie in einer Seitengasse gleich hinter der Auffahrt zum Hotel Monjo und an der Rückseite eines riesigen Hotelkastens mit dem Namen Solemar. Wie die Uferstraße endet auch dieses Nebensträßchen bald und mündet in einen breiten Kiesweg vor einer Schranke. Zahlreiche Polizeiwagen füllen das als Wanderparkplatz gekennzeichnete Gelände und wirken seltsam deplatziert.
    Di Flavio klettert mit den anderen aus dem Auto. Alle schauen in Erwartung der Leiche ein wenig beklommen drein. Die Gespräche sind verstummt. „Nun dann“, sagt di Flavio mit belegter Stimme und setzt sich an die Spitze seiner zehnköpfigen Mannschaft. Der Wanderweg schlängelt sich hinter einer Erhebung durch den Pinienwald leicht auf und ab. Bald können sie durch die Bäume das Meer leuchten sehen.
    „Hier muss es sein“, behauptet der Spanier. „Dort vorn ist gleich die Mönchsbucht, die Caló d’en Monjo.“
    „Ja, ich sehe schon die Absperrungen der Spurensicherung“, antwortet ein anderer, und alle legen noch einen Schritt zu.
    „Seid vorsichtig, damit ihr nicht alles zertrampelt. Bleibt erst einmal hier stehen. Wir gehen einzeln. Wartet auf mein Zeichen. Aber ihr seid ja keine Neulinge mehr, und eigentlich müsste ich euch dies gar nicht sagen“, weist di Flavio sie an, als sie den Beamten erreichen, der den Zugang zum Tatort sichert.
    Nach wenigen Schritten kann di Flavio die kleine Bucht vollends einsehen und bemerkt auf der anderen Seite einen ebenfalls unbebauten Strand. Das Wasser glitzert im Morgenlicht, und alles wirkt friedlich. Der Pinienwald, der sich den Hang hinaufzieht, ist licht. Zwischen den Bäumen wuchert Buschwerk. Der Weg ist locker mit Kies bestreut.
    Er nähert sich von oben dem Fundort der Leiche und registriert einen ummauerten Bootsunterstellplatz mit einer ausgebauten Anlegeplattform davor. In weißen Schutzanzügen und hellblauen Gummihandschuhen werkeln etwa zehn Leute von der Spurensicherung und laufen wie weiße Ameisen geschäftig hin und her. Die abgedeckte Tote schiebt sich erst in sein Blickfeld, als er unten beim Wasser eintrifft. Sie liegt unter einer Segeltuchplane im gemauerten Rund des Unterstellplatzes. Man könnte im ersten Moment auch ein umgedrehtes Ruderboot unter der Persenning vermuten. In der Nähe des verhüllten Körpers steht der spanische Kollege Garcia im Gespräch mit einem Polizisten in Uniform. Di Flavio tritt hinzu und grüßt mit einem Kopfnicken.
    „Wieder einmal besonders scheußlich“, sagt Garcia und hebt die Abdeckung hoch.
    Der Commissario sieht einen nackten Frauenkörper auf den runden Steinen liegen. Die Brüste grausam zerstückelt. Angetrocknetes Blut verteilt sich auf und um den sehr schlanken, weißen Körper wie ein dunkelrotes Kleid. Starre, fast schwarze Augen blicken den Betrachter erstaunt an. Die Haare umgeben den Kopf wie ein Kranz. Sie sind in unterschiedlicher Länge geschnitten. Kurze Strähnen stehen rötlich eingefärbt in alle Richtungen ab, während längere Partien sich hellbraun mit Blond durchsetzt bis auf die Schulter kringeln. Eine ungewöhnliche Frisur. Doch auffälliger sind die kleinen Rosmarinzweige, die einen Kreis bilden und die Stirn der Toten schmücken. „Ist die Kleidung in der
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