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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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Hetyei parkt seitlich davon ein. Endlich! Ulla steigt aus, lockert sich durch und schaut sich um. Das Anwesen liegt am Fuß eines Berges. Weitere Ansiedlungen scheint es im Umkreis nicht zu geben. Sie sieht mit Felssteinen eingegrenzte Felder, die sich terrassenförmig den Berghang hinabziehen. Aus den erst vor kurzem gezogenen Furchen blinzelt helles Grün.
    „Jetzt, Anfang März, ist schwer zu erkennen, was ausgesät wurde“, sagt der Meister, der Ullas Blick folgt. Ulla ist froh, dass die Schweigezeit vorüber ist. Sein Gesicht ist heiter und aufgeräumt, und die Worte werden von einem sympathischen Lächeln begleitet, so dass Ulla ihre Ängste von vorhin übersteigert vorkommen.
    „Sie werden gleich Gwen kennenlernen. Sie organisiert auch den Kongress.“
    Ulla nickt. Noch immer fühlt sie sich ein wenig wie in einem Schwebezustand und gibt dem Flug die Schuld. Sie versucht so viel Luft wie möglich in die Lungen zu pumpen, bevor sie ins Haus geht.
    „Frau Hönig?“ Ein kurzer, abschätzender Blick trifft Ulla. „Folgen Sie mir bitte, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“
    „Wir sehen uns nachher. Gwen wird Sie mit allem vertraut machen“, verabschiedet sich der Meister.
    „Hier entlang.“
    Ulla folgt Gwen. Sie schätzt die Frau auf Mitte dreißig. Eiligen Schrittes geht Gwen vor ihr her, als wollte sie eine lästige Pflicht schnell hinter sich bringen. Ulla hat Mühe, ihr zu folgen. Die Rollen ihres schweren Koffers verhaken sich permanent in dem kiesigen Untergrund des Weges, und ihre Arme beginnen bereits zu schmerzen. Endlich im Haus, auf dem Mosaikfußboden des an ein Kloster erinnernden Korridors gleitet der Koffer fast wie von selbst, und Ulla kann ihren Schritt beschleunigen.
    „Vorsicht“, warnt Gwen, als nach etwa fünf Metern die Mitte des Ganges von einem ausladenden Tisch verstellt wird. Ulla ist nicht sicher, ob die Sorge der Frau ihr oder dem Holz des Tisches gilt. Natürlich rempelt sie prompt mit dem Koffer dagegen, und ein Krug mit Pflanzen, der seitlich dekorativ aufgebaut steht, kommt ins Wanken. Schnell packt Ulla zu und rettet das gute Stück.
    Gwen wartet, hält eine Zimmertür auf, im Gesicht der Ausdruck „Wie ungeschickt.“
    Ulla murmelt verlegen: „Nichts passiert.“ Sie erwartet ein Lächeln, ein „Ist schon okay“ oder Ähnliches. Aber von Gwen kommt nur: „Ihr Zimmer. Der Meister hat es für Sie ausgewählt.“
    Ulla schluckt. Als sie an Gwen vorbei in den Raum tritt, fühlt Ulla sich erneut dem prüfenden Blick ausgeliefert. Sie kommt sich vor, als würde sie in ihre Einzelteile zerlegt.
    „Wenn der Meister bereit ist, hole ich Sie ab.“ Damit dreht Gwen sich um und geht. Ulla ist erleichtert. Uff, Kühlschrank lässt grüßen. Frostiger geht es fast nicht.
    Ulla durchquert das relativ große Zimmer, in dem nur ein ausladendes Bett, ein kleiner Tisch und zwei bequem wirkende Stühle stehen, und öffnet die Terrassentür. Sie versucht, sich ihre Ziele vor Augen zu führen und damit die Welle der aufkeimenden Traurigkeit niederzukämpfen. Sie zweifelt plötzlich und fragt sich, ob ihr Plan, diese Gruppe für ihr Projekt zu begeistern, nicht zu naiv ist. Muss sie befürchten, dass sich alle auf dem Kongress so ablehnend wie diese Gwen verhalten? Na, dann Prost Mahlzeit. Am besten, sie fährt gleich wieder nach Hause.
    Ihr fällt ein, dass sie dann sofort erneut dieses vermaledeite Flugzeug besteigen müsse, und schiebt den Gedanken vehement beiseite. Sie tritt auf die Terrasse, die zum Garten führt, und stellt sich an die Hauswand, wendet den Kopf ins Licht. Die frische Frühlingsluft riecht nach allem Möglichen, und die Sonne schmeichelt der Haut. Nach einer Weile beruhigt sich ihr Gemüt.
    Ein Vogel zirpt in der Nähe, dann sieht Ulla ihn davonflattern.
    Sie geht in den Raum zurück. Dem vorderen Fach des Koffers entnimmt sie das mitgebrachte Exemplar ihres Buches. Sie streicht andächtig über das Hochglanzpapier des Covers. Magische Hexenkräuter und ihr Name stehen in leuchtenden Buchstaben unter der abgebildeten Pflanze. Dahinter ist die schöne Landschaft des Capo Vaticanos in Kalabrien zu sehen.
    Ulla lächelt und versucht sich Mut zu machen. Es wird ihr schon gelingen, Hetyei zu überzeugen. Schließlich ist es eine gute Sache, in Kalabrien ebenfalls Heilpflanzen anzubauen, und mit seiner Unterstützung und Erfahrung wäre der Start leichter und überhaupt ...
    Sie legt das Buch auf den Tisch, kramt ein paar Sachen zum Wechseln und ihre Waschsachen aus dem
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