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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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diesen schwarz glühenden Augen hocken. Die Haut schimmert leicht olivenfarben und spricht für eine Herkunft aus dem Mittelmeerraum. Die einen Hauch dunkleren Wangen verraten einen starken Bartwuchs und passen zu dem fast schwarzen, naturgewellten, langen Haupthaar. Nur zwei herbe Linien um den sinnlich vollen Mund stören das harmonische Bild. Doch sie verschwinden, als ein Lachen das Gesicht öffnet. Alles an diesem Mann erinnert Ulla an eine griechische Statue, einschließlich des weißen Gewandes.
    Es dauert eine weitere Minute, und Ulla fasst sich an den Kopf. Sie lächelt betreten. Wie kann sie nur so dumm sein! Der Meister: Hetyei. Ihre Knie zittern, als er auf sie zukommt.
    „Sie holen mich persönlich ab? Welche Ehre.“
    „Mein Wagen steht im Parkhaus. Geben Sie mir Ihren Koffer. Wir fahren zu unserem Stammhaus. Sie können sich unsere Kräuterfelder und alles, was dazugehört, ansehen. Ich habe ein Zimmer für Sie vorbereiten lassen. Morgen können Sie dann in Peguera im Kongresshotel einchecken. Ich hoffe, das ist für Sie in Ordnung.“
    „Sehr gut. Hat meine PR-Beraterin Ihnen mein Buch zukommen lassen?“ fragt Ulla und wirft ihm einen verstohlenen Blick zu.
    Er nickt ernst, und seine makellose Stirn legt sich in Falten, was ihm etwas Verletzliches gibt und Ulla in anderer Form eine nervöse Unruhe beschert. „Wir sprechen nachher in Ruhe darüber, wenn es Ihnen recht ist, Ulla. Ich darf doch Ulla zu Ihnen sagen?“
    „Sicher.“
    Die Falten verschwinden, das Gesicht wird glatt und unnahbar.
    Im Auto lehnt Ulla sich zurück und blickt aus dem Fenster des Fahrzeugs. Sie lassen gerade das Flughafengelände hinter sich und spulen sich nach Westen Richtung Andratx ein. Hetyei schweigt. Ulla wagt nicht, zu ihm hinüberzublicken und schaut stattdessen weiter hinaus.
    Die Kathedrale von Palma ragt eindrucksvoll gegen den kitschig blauen Himmel. Der Passeig Maritim oder die Avinguda de Gabriel Roca, die Angabe entnimmt Ulla ihrer Karte, führt direkt am Meer entlang, dem Himmel und Sonne ein ebenso spektakuläres Blau schenken. Kilometerlang bewegen sich Bootsmasten sacht in der Luft. Möwen umkreisen sie wie weiße Tupfen. Später auf der Autobahn taucht ein Stück hinter Palma linkerhand ein Kastell auf. Ulla setzt an: „Ist das Castell de Bellver, eine der Sommerresidenzen des spanischen Königs?“
    Der Meister nickt, um sie dann mit seiner dunklen Stimme sanft zu bitten: „Lassen Sie uns während der Fahrt schweigen. Gönnen wir uns die Ruhe des Ankommens, Ulla. Wir werden bald den Ort unserer Bestimmung erreichen.“
    Ulla schluckt. Ein kurzer Blick hinüber auf einen starr nach vorn schauenden Hetyei verrät ihr, dass es ihm ernst damit ist. Sie kommt sich vor, als würde sie neben einem Geist sitzen und fühlt sich fast so beklommen wie vorhin im Flugzeug. Am liebsten würde sie ihn bitten, zu stoppen, um auszusteigen und davonzulaufen. Aber ihr Verstand siegt und besänftigt ihren Unmut. Sie lehnt sich wieder zurück, zwingt sich, die Hände nicht weiter zusammenzukrampfen und sich zu entspannen. Was soll schon passieren? Sie ist erwachsen, sie soll nur schweigen. Also wird sie ihren Mund halten.
    Irgendwann, die Fahrt erscheint endlos, schaut Ulla zur Uhr. Erst eine knappe Stunde ist vergangen, seit sie den Flughafen verlassen haben. Sie befahren jetzt eine schmale Landstraße, die in Serpentinen den Berg hinaufführt, sich dann durch eine Hochebene zieht, um sich nochmals höher bis zu einem Ort Namens Galilea zu winden. Ginster blüht hellgelb neben dem Asphalt, bildet ein leuchtendes Viereck. Berge ragen zu beiden Seiten auf. Ulla registriert alles, obwohl sie inzwischen etwas schläfrig geworden ist. Sie fühlt sich benommen von der Nähe dieses Mannes, der ungewohnten Wärme und der fremden Landschaft. Und wie die Natur draußen vor dem Autofenster wechselt ihre Stimmung mal zum Positiven, mal zum Negativen. Sie sehnt das Ende der Fahrt herbei. Mehr als einmal will sie fragen: „Brauchen wir noch lange?“ Sie wünscht sich frische Luft, möchte endlich ein paar Schritte umhergehen.
    Nach der Ortschaft rollen sie auf einer schmalen Schotterstraße abwärts und biegen, Ullas Wünsche wurden erhört, bald darauf in eine Einfahrt. Durch die schmiedeeisernen Stäbe eines Tores erkennt Ulla am Ende des Weges einen alten Landsitz.
    Wie von Geisterhand öffnet sich langsam eine Seite des schweren Gitters. Sie fahren die mit alten knorrigen Bäumen eingefasste Auffahrt bis zum Haus hinauf, und
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