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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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Treppe hinaufsteigt. Von oben sieht sie Rebekka mit der Schweizer Hotelmanagerin verhandeln. Sie beobachtet Rebekka einen Moment lang von der Balustrade aus. Jetzt, allein, kann sie sich eingestehen, dass Rebekka für sie die schönste Frau ist, die sie je gesehen hat. Ihr Gesicht mit der starken Nase hat etwas Besonderes. Mit ihrer eigenwilligen, sportlichen Schönheit und ihren überaus langen, muskulösen Beinen könnte sie die Gazetten zieren, denkt Gwen voller Bewunderung. Sie erinnert sich, dass Rebekka, bevor sie zur Gruppe kam, des Öfteren in der Klatschpresse aufgetaucht war: am Arm eines Prominenten bei einem besonderen Event, angetan mit einer Traumrobe, behangen mit echten Klunkern, als unbekannte Schöne. Anscheinend kennt sie hier in Mallorca immer noch den einen oder anderen, denn sie verschwindet manchmal für ein, zwei Tage. „Ich muss nach XYZ sehen, dem oder der geht es schlecht“, behauptet sie dann. Wenn der Meister murrt, entschuldigt Gwen sie stets und überzeugt ihn davon, dass es wichtig für die Gruppe ist. Und tatsächlich haben Rebekkas Beziehungen manches Problem mit einer erforderlichen Genehmigung auf ungewöhnliche Weise gelöst.
    Gwen ist inzwischen vor Margos Tür angelangt und klopft. Als sie ein „Herein“ hört, öffnet sie die Tür. Das Zimmer unterscheidet sich nicht von dem ihren. Nur dass aus dem Fenster die Bucht vor dem Hotel zu sehen ist. Der Sandstrand wölbt sich wie eine Muschel. Das Meer läuft flach aus und schmückt sich erst zum Schluss mit einem kleinen Krönchen Schaum. Das leichte Anschlagen der Wellen ist hier oben ebenso vernehmbar wie in ihrem Erdgeschossraum.
    Aber anders als bei ihr häufen sich auf dem zweiten Bett abenteuerliche Kleider in allen Regenbogenfarben, grüne Federbüsche, ockerfarbenes Sackleinen, bemalt mit orangefarbenen Streifen und Mustern und massenweise Tücher in Pink, Rot sowie in allen möglichen Wasser- und Sonnentönen. Gwen kann verstehen, dass Rebekka damit ihre Not hat. Auch sie schüttelt sich innerlich. Ebenso wie ich hasst Rebekka Unordnung und liebt das Puristische, denkt Gwen mitfühlend.
    Der Anblick der grellen Gegenstände bereitet Gwen regelrecht Schmerzen. Sie vermischen sich in ihren Augen zu einem Chaos, so dass es sie Kraft kostet, die Frau, eingehüllt in eine Anzahl gelb- und rotschillernde, fließende Umhänge, anzusehen. Selbst im dunklen Haar der nach Gwens Geschmack zu fülligen Frau leuchtet noch ein gelber Seidenschal.
    „Sei gegrüßt, Margo. Wir freuen uns, dich und deine Gruppe Schambala bei uns zu haben. Wie ich höre, gibt es Schwierigkeiten. Ich denke, wir finden eine Lösung für den heutigen Abend. Anja wird euch die gewünschten Sachen besorgen. Aber vielleicht mag sich deine Gruppe uns anschließen. Wir wollen ab heute Abend fasten und uns damit auf die große Séance im Morgengrauen vorbereiten. Rebekka wird nachher unseren Heilfastentee zubereiten lassen. Die Thermoskannen werden jedem auf Wunsch in das Zimmer gebracht, und natürlich stehen im Aufenthaltsraum welche.“
    „Ich werde mit meiner Gruppe sprechen und deinen Vorschlag unterbreiten. Ist der Meister im Hause? Ich würde ihn gern begrüßen.“
    „Es tut mir leid, wir treffen ihn morgen. Der Bus wird uns um 5.30 Uhr abholen und uns zum geheiligten Platz fahren. Es ist alles vorbereitet.“
    „Ich hoffe, ihr habt darauf geachtet, dass die Sonne erst eine Stunde nach Aufgang über den Bergrücken kommen darf, und dass sich eine Höhle in der Nähe befindet.“
    „Alle Voraussetzungen sind gegeben. Sehen wir uns nachher noch im Gemeinschaftsraum? Ich würde gern die neuen Mitglieder deiner Gruppe kennenlernen. Bei uns hat sich nichts geändert. Rebekka, Anja und die anderen kennst du ja bereits. Neu ist nur Ulla Hönig, die aber nicht zu unserer Gruppe gehört. Sie wird übermorgen ihr Buch vorstellen.“
    Täuscht sie sich, oder verzieht sich Margos Gesicht bei der Erwähnung des Namens?
    Sie irrt sich. Margo erkundigt sich geschäftsmäßig und unbeteiligt: „Ich habe von der Veröffentlichung des Buches gehört. Ihr macht ein ziemliches Geheimnis daraus. Ich bin gespannt. Und diese Ulla, eine Heilpraktikerin aus München, will bereits morgen früh an unserer internen Séance teilnehmen? Hat euer Meister das bestimmt?“ Nach diesen Worten tritt Margo an das Fenster, bleibt dort stehen. Ohne sich zu Gwen umzudrehen, fügt sie leichthin an: „Dann muss sie ja eine sehr interessante Person sein. Ist sie zur Schamanin
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