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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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Nähe gefunden worden?“ fragt er.
    „Im näheren Umkreis nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, antwortet Hauptkommissar Garcia und bittet di Flavio, den Arm der Toten zu berühren. „Die Leiche ist noch erstaunlich warm. Nach Meinung des Pathologen ungewöhnlich. Sie ist um die vierzig Jahre alt. Vermutlich keine Spanierin.“ Garcias Finger weist auf das glattrasierte Dreieck zwischen den Schenkeln der Frau. „Vermutlich eine Touristin. Auf jeden Fall ziemlich viel Ärger. Sie ist aufgebahrt worden wie in einer Kapelle. Sieht nach einem Ritualmord aus. Ich hasse diese Fälle. Glücklicherweise kommen sie nicht jeden Tag vor. Was meinst du, Tino?“
    „Einen ähnlich dekorativ ausgerichteten Frauenleichnam habe ich vor etlichen Jahren in Sizilien gesehen. Die exponierte Stellung der Arme und Hände gemahnt an eine Madonnenabbildung. Ich hole uns den Fall nachher auf den Schirm.“
    „Ja, gut. Durch den Schatten des Gewölbes war es mir nicht gleich aufgefallen: Die Pupillen der Frau sind ungewöhnlich geweitet. Die Augen sehen fast schwarz aus.“
    „Ja, jetzt wo du es sagst, Ernesto ... Sie ähneln schwarzen Kirschen und bilden einen krassen Gegensatz zur hellen Haut der Toten. Wie lange ist sie schon tot?“
    „Noch nicht lange, die Leichenstarre ... Außerdem kommen an dieser Bucht viele Wanderer und Spaziergänger vorbei. Die Tat muss heute Nacht oder ganz früh am Morgen verübt worden sein. Auf jeden Fall beabsichtigte der Täter, dass die Frau schnell gefunden wird. Sonst hätte er einen unauffälligeren Platz gewählt. Gestört worden kann er ja wohl kaum sein, bei der liebevollen Dekoration der Zweige auf der Stirn. Mal sehen, was unserem Nachwuchs auffällt“, sagt Garcia, und di Flavio winkt den ersten seiner Truppe heran. Der junge Finne wirft einen kurzen Blick auf den Leichnam und wird bleich.
    Um den Schockzustand des jungen Mannes zu mildern, fängt di Flavio an herunterzuleiern: „Besondere Auffälligkeiten: die Brustverstümmlung, das Zeichen auf der Stirn, die Anordnung des toten Körpers. Der Täter will auf etwas hinweisen. Mögliches Motiv in solchen Fällen? Zum Beispiel Frauenhass, Schwierigkeiten mit Frauen, religiöser Wahn, ein Ritualmord? Der Mörder tötet sein Opfer stellvertretend für jemanden, der ihn dominiert und quält. Das wollten Sie alles gerade bemerken, oder, Kollege?“
    Der Angesprochene nickt, noch immer blass, den Blick starr auf das Meer gerichtet, das den Betonsteg umspült und ein schmatzendes Geräusch verursacht, wenn das Wasser an die Wand klatscht. Tapfer würgt er heraus: „Der Mörder kann von Frauenhass beseelt sein. Durch den Mord wird die Frau wieder rein. Oder ein Triebtäter. Ist Geschlechtsverkehr vorausgegangen?“
    „Das wird die Spurensicherung herausfinden“, mischt sich Garcia ein. Er lächelt und tritt vor den Leichnam, so dass dem finnischen Kollegen der weitere Anblick erspart bleibt.
    „Sagen Sie dem Nächsten Bescheid“, gibt ihm der Commissario mit auf den Weg und sieht ihn kurze Zeit später seinen Mageninhalt einem Baum schenken.
    „Wenn die Tote eine Touristin ist, ist es klar ein EU-Fall, Chef. Vielleicht eine ausländische Teilnehmerin vom Schamanenkongress. Möglicherweise Opfer eines satanischen Kultes? Schwarze Magie ... spannend“, meint die kleine Tschechin Tanja, ohne Schwäche zu zeigen. „Dürfen wir weiter an den Ermittlungen teilnehmen?“
    „Nach meiner Meinung sollten wir diese Spinner, die wie exotische Vögel den Ort überschwemmen, auf jeden Fall näher unter die Lupe nehmen. Pardon, ich berichtige, die Schamanen natürlich. Da gebe ich der jungen Kollegin recht. Satanische Riten“, mischt sich der neben Garcia stehende Beamte ein.
    Garcia nickt nur, ohne auf den Einwand weiter einzugehen. Nachdem der Mallorquiner und damit der Letzte von di Flavios Schützlingen sich mit der Bemerkung „Passend, die Mönchsbucht ist ja Nacktbadezone“, die Tote angesehen hat, drückt Garcia der Frau die Augen zu und zieht ihr die Plane wieder über Körper und Gesicht.
    „Du bekommt das Ergebnis der Obduktion. Ich denke, morgen haben wir es auf dem Tisch. Hasta luego, Tino.“ Etwas süffisant fügt Garcia hinzu: „Tzzt, tzzt. Da sag noch einer, die Frauen sind das schwächere Geschlecht“, und zwinkert di Flavio zu.
    „Mmhm, scheint so“, murmelt di Flavio nur, zieht dabei die Schultern hoch und hebt lächelnd die Hände. „Adios, Ernesto“, sagt er und wendet sich zum Gehen.
    Auf dem Rückweg fühlt
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