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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel
Autoren: Max Kruse
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Aufbruch
     
    Der
erste Morgen in der Prärie, nachdem wir Western-Town 1 verlassen hatten, entlockte mir Ausrufe der Bewunderung. Die Luft lag wie
schimmerndes Glas über der weit dahinschwingenden Hügellandschaft. Ich war
vollkommen glücklich und dachte weder an die überstandenen Abenteuer noch an
vor uns liegende Gefahren.
    Der ungefederte , geräumige Planwagen schüttelte uns alle
gehörig durcheinander. Gepflegte Straßen durfte ich auf unserer Fahrt wohl kaum
erwarten.
    Mein
treuer Freund und Diener Cookie Pott 2 —
wir in Schottland nennen seinesgleichen Butler 3 — saß auf dem Kutschbock. Der Rücken der prächtigen Stute Pfefferkorn tanzte
vor uns auf und ab.
    „Mit
ihr haben wir einen guten Fang gemacht“, sagte Cookie und schnalzte mit der
Zunge. „ Mylord , ich staune immer noch, wie es Onkel
Rab 4 gelang, sich auf Pfefferkorns Rücken
zu halten und das Rodeo zu gewinnen.“
    Mein
guter Onkel Rab schnüffelte dieses Lob ein wie Parfüm.
Seine Löffelohren ragten vorwitzig durch die Löcher der Hutkrempe, und er
reckte glücklich seine Kaninchennase, die ein feiner Schnurrbart zierte.
    Tante
Turkie 5 kollerte leise. Sie war eine
Truthenne, auf deren Köpfchen ein Spitzenhäubchen prangte.
    Onkel
Berni 6 schaute treuherzig aus seinen
Bernhardineraugen in die Gegend. Er sog an seiner immer brennenden Pfeife. Der
viel zu weite Schlapphut bedeckte seine Hundeohren.
    Jeder
von uns hing anderen Gedanken nach. Doch Cookie hielt das lange Schweigen nicht
aus: „Wer hätte das gedacht, daß wir jemals eine so angenehme Reisegesellschaft
abgeben würden, Mylord “, wandte er sich an mich.
„Lord Mac Shnatterman 7 ... Nun nennt man
Sie bereits respektvoll Lord Schmetterhemd! Erinnern Sie sich noch, wie
gruselig mir zumute war, als Ihre Vorfahren in Gestalt dieses gespenstischen
Viehzeugs auf die Erde zurückkehrten? — Sonderbar, wie das alles zusammenpaßt : Wie Sie von Mr. Pinch 8 in seinem Trödlerladen die Schatzkarte
bekamen...“
    „Und
wie der Große Kojote als ausgestopfter Hund in der Ecke stand“, unterbrach ihn
Onkel Berni mit einem Seitenblick auf Onkel Rab , der
bei Erwähnung seines Urfeindes auch gleich mit den Kaninchenohren schlackerte.
    „Ja“,
rief er. „Aber niemand denkt daran, daß Mr. Pinch uns
gebeten hat, nach seiner Enkelin Blossom 9 zu suchen. Und sicher ist sie auch so hübsch, wie eine Blüte!“
    „Ach,
viel wichtiger war doch die Wette mit Mr. Coolwater 10 ,
dem Schiffsbaumeister“, warf Tante Turkie ein. „Ihr
verdanken wir schließlich einen aufregenden, spukhaften Abend und unser
tüchtiges Schiff, die Fliegende Wolke.“
    „Und
Ihnen, liebe, verehrte Vorfahren“, meinte Cookie, „Ihnen verdanken wir die
unvergleichlichen Waffen. Ha, war das eine Nacht, als
Sie die Gehenkten unter dem Galgenbaum beschworen — wahrhaft schauerlich! Was
wären wir ohne Mylords undurchdringliches
Schmetterhemd? Was wären wir ohne das Lasso, das immer trifft; ohne das
Schirmgewehr und die Patronen, die jeden Körper durchscheinend machen...“
    „Und
trotzdem gelang es dem Tödlichen Colt, das Seil mit einem Schuß zu
durchtrennen, auf dem Little Byrd 11 tanzte. Ich meine, die besten Waffen haben es nicht verhindert“, grollte Onkel Rab . „Jetzt liegt sie mit geschwollenem Knöchel im Hotel,
von Zirkus-Joe 12 gepflegt. Und der
Tödliche Colt hat die echte Schatzkarte.“
    „Seid
still“, bat ich. „Wo kämen wir hin, wenn jeder jetzt von unseren sonderbaren
Erlebnissen erzählen wollte, von unserer Begegnung mit Häuptling Blinde Kuh —
von dem Gespenst in Millers Farm... Ich bin vollauf damit beschäftigt, mir über
unsere Zukunft Gedanken zu machen!“
    „Wahrhaftig“,
murmelte Cookie. „Der Tödliche Colt darf nicht vor uns am verlassenen Pueblo
ankommen und den Schatz entdecken. — Übrigens, ich wußte gar nicht, daß es
Indianer gab, die in Dörfern wohnen. Ich stellte sie mir immer nur als wilde
Krieger auf dem Rücken der Pferde vor.“
    „Das
ist eben ganz falsch“, erklärte ich. „Viele Indianerstämme lebten in Dörfern,
betrieben Ackerbau und Viehzucht. Man nennt sie die Pueblo-Indianer —
friedliche, vielleicht glückliche Leute. Glücklicher als die von dauernden
Kämpfen, vom ständigen Tod bedrohten Krieger.“
    „Deshalb
wohl hat auch ihr Häuptling Großer Büffel...“
    „Er
ist schon lange tot, nicht wahr?“
    „Hundert
Jahre oder mehr. Aber er findet keine Ruhe. Und deshalb seine Botschaft: Wenn
in seinem Pueblo wieder Indianerkinder
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