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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana
Autoren: M Cruz Smith
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Abdul, die Schagelmanns, Ape und seine zwei Söhne. Abdul trug modisch schwarzen Tschetschenenchic, als lenkte er während der Woche einen Porsche und am Wochenende einen Panzer. Die Schagelmanns sahen wie alte Leute aus, deren Schlafenszeit längst überschritten war. Der Clique des Verteidigungsministeriums und der Marineoffiziere, die um den Tisch versammelt war, konnte Arkadi keine Namen zuordnen, aber er kannte diesen Typus. Zwei chinesische Geschäftsmänner in Anzügen mit Röhrenhosen versuchten sich unsichtbar zu machen. Alle erstarrten, als Arkadi und Maxim an Deck traten.
    Alexi fasste sich rasch, gelassen wie ein Croupier. »Schätze, das bedeutet, Ihre Freunde haben das Notizbuch entziffert. Spielt aber keine Rolle. Wie Sie sehen, läuft alles wie geplant.«
    Leibwächter, die in respektvollem Abstand auf dem Kai gestanden hatten, kamen angerannt. Ape bedeutete ihnen, ruhig zu bleiben. Im Notizbuch war Grischa der Erste unter Gleichen gewesen, der Mann mit Hut und Strich drunter. Dieser Titel dürfte jetzt dank Seniorität an Ape übergegangen sein.
    Arkadi war klar, dass sich Alexi nichts sehnlicher wünschte, als ihn und Maxim auf der Stelle zu erschießen. Doch das könnte, zumindest für den Moment, als Verstoß gegen die guten Manieren verstanden werden. Ein wenig aufdringlich. Voreilig. Mit seinen haarigen Handgelenken und der durchgehenden Augenbraue mochte Ape zwar primitiv wirken und vom Alter gebeugt, doch mit Manieren nahm er es äußerst genau. Die Marineoberen warteten ab, hielten ihre Champagnergläser auf Halbmast, bereit, sie zu erheben, sobald dieser kleine Schluckauf behoben war. Die Zeremonie war einfach gehalten. Kein Kaviar. Eher wie ein erster Spatenstich für ein neues Unternehmen.
    »Willkommen«, sagte Ape. Die Vorstellung ersparte er sich, fügte nur hinzu: »Und das muss der berühmte Dichter Maxim Dal sein.« Maxim fühlte sich geschmeichelt. Welche Anerkennung konnte größer sein als das Nicken eines legendären Kriminellen? »Glauben Sie, Sie könnten ein Gedicht hierüber schreiben? Natürlich geht das nicht mit einer Waffe in der Hand. Sehen Sie, das ist ein freundschaftliches Treffen mit Freunden von nah und fern. Geben Sie mir die. Ist doch sowieso nur ein Kinderspielzeug. Bitte.« Ape nahm die Pistole.
    »Lassen Sie mich die beiden erledigen«, drängte Alexi.
    »Warum? Wir machen doch nichts Illegales«, entgegnete Ape.
    »Die wissen über Kurischen Bernstein Bescheid«, flüsterte Alexi hörbar, um dem alten Mann auf die Sprünge zu helfen.
    »Sollen sie doch.«
    Arkadi mischte sich ein. »Das Notizbuch Ihres Dolmetschers war nicht so schwer zu entziffern, wie alle dachten. Wir wissen, dass ein russisches Atom-U-Boot, das sich bei Probefahrten als untauglich erwiesen hat, in China instand gesetzt werden soll.«
    »Ja. Das nennt man Outsourcing«, meinte Ape.
    »Und wir wissen, dass die Hälfte des Geldes für die Instandsetzung von Ihnen und Ihren Kumpanen im Verteidigungsministerium und dem Kreml abgeschöpft wird. Das ist kriminell.«
    »Geschäftskosten. Vollkommen normal. Für die Abwicklung eines Auftrags dieser Größenordnung gehen oft fünfzig Prozent des Budgets drauf. Sonst noch was?«
    »Mord.«
    Unter den Gästen tauchten erste Anzeichen von Unbehagen auf. Vorstellungen waren nicht erfolgt, doch Arkadi hatte sie und ihresgleichen strammstehend oder geschmückt mit Militärkappen auf Zeitungsfotos gesehen. Die beiden chinesischen Herren wechselten bedeutsame Blicke.
    »Das ist eine Lüge«, rief Alexi.
    Arkadi schüttelte den Kopf. »Die korrekte Antwort lautet ›wer‹?«
    »Das stimmt«, sagte Ape. »Aber Sie spielen ein gefährliches Spiel, Ermittler Renko. Meine Partner vom Kurischen Bernstein haben bereits Zeit und Geld investiert.«
    »Sie haben große Erwartungen?«
    »Kann man wohl so sagen.«
    Das reicht alles nicht, dachte Arkadi. Er brauchte das klare Eingeständnis eines Verbrechens auf Band.
    »Und wenn die Kaliningrad zu einer weiteren Kursk wird? Das wäre eine Katastrophe für Sie und den Kreml.«
    »Unfälle passieren.«
    »Aber Sie erhöhen die Chancen, wenn ein Atom-U-Boot von Dieben zu Billigpreisen gebaut wird. Der Verlustfaktor, wie man so sagt, wäre enorm.«
    »Ein Risiko ist immer dabei.«
    »Wäre Grischa es eingegangen?«
    »Grischa war ein Hasardeur«, warf Abdul ein.
    »Und nun ist er tot.« Arkadi wandte sich wieder an Ape. »Haben Sie mir nicht mal geraten, danach zu fragen, wessen Ochse gestoßen wurde?«
    »Die Umstände
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