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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
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markieren sollen , nur noch darin , sie daran zu gemahnen , wie das Leben hätte sein können . Als sie die Parure in der Gruft bestattete , begrub sie gleichzeitig ihre Fähigkeit zu lieben , zu hoffen und an das Glück zu glauben .
    »In ihrem Brief sprach sie von Liebe«, sagte ich wehmütig. »Und sie schien auch von Vergebung zu sprechen. Mir gefällt die Vorstellung, dass sie ihre Sinne zurückgewann, ehe sie starb, dass ihr Großmut die Oberfläche durchbrach und die Wut besiegte.«
    Das ist möglich . Eine Verabredung mit dem Sensenmann lässt den Geist sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren , wie es scheint .
    Vielleicht hat sie zum Schluss gelernt , dass man nur in Frieden ruhen kann , wenn man in Frieden gelebt hat .
    Im Flur knackte ein Dielenbrett. Erschrocken legte ich das Buch zur Seite und sprang auf.
    »Lori?«, rief Jamie sanft. »Ich habe dir eine heiße Schokolade gebracht.«
    Ich ging zur Tür und öffnete sie. Dort stand Jamie, noch immer in den Kleidern, die er tagsüber angehabt hatte. Über einem Tablett mit drei dampfenden Bechern sah er mich entschuldigend an.
    »Hallo«, sagte er und warf einen Blick ins Zimmer. »Ich hätte gar nicht erst angeklopft, wenn ich nicht gemeint hätte, Stimmen zu hören.«
    »Eine Stimme, meine.« Ich zog ihn ins Zimmer herein und deutete auf Reginald. »Reg ist nicht gerade eine Plaudertasche.«
    »Aber ein guter Zuhörer.« Jamie lächelte und stellte das Tablett auf den Teetisch. »Mag er Schokolade?«
    Ich setzte Reginald auf den Nachttisch und schüttelte vehement den Kopf. »Er ist allergisch dagegen. Deshalb gibt er seine Schokolade immer an mich ab.«
    Jamie lachte herzlich. Ich bedeutete ihm, sich in den Armlehnsessel zu setzen.

    Als ich ihm sagte, dass er längst im Bett sein sollte, erwiderte er: »Ich habe es versucht, aber ich kann nicht schlafen. Es ist absurd, ich weiß, aber …«
    »Nein, ist es nicht.« Ich setzte mich in den Ankleidesessel, machte es mir im Schneidersitz bequem und musterte sein müdes Gesicht. »Dein Leben ist aus dem Gleichgewicht seit … wie lange schon?«
    »Seit vier Jahren, seit Vaters Krankheit richtig zum Ausbruch kam.«
    »Diese vier Jahre sind heute Nacht zu Ende gegangen. Es braucht seine Zeit, bis du dich daran gewöhnt haben wirst.«
    Jamie nahm einen Becher heiße Schokolade vom Tablett und wölbte seine Hände darum.
    »Ich fühle mich tatsächlich merkwürdig. Mein Leben hat sich so lange um Vater gedreht …
    Jetzt bin ich mir nicht sicher, was ich als Nächstes tun soll.«
    »Lies ein Buch«, sagte ich ohne nachzudenken. »Lutsch ein Bonbon. Steig auf einen Berg.
    Komm nach Finch und lern meine Söhne kennen.
    Nach einem Tag in ihrer Gesellschaft garantiere ich dir, dass du schlafen kannst.« Ich griff ebenfalls nach einem Becher. »Was ich damit sagen will, ist, dass du dein Leben zurückerlangen musst, Jamie. Was immer du auch tust, vergeude es nicht.«
    »Ein Bonbon lutschen, o ja, warum nicht?«, sagte er gedankenverloren.
    »So gefällst du mir schon besser!« Ich hob meinen Becher, um ihm zuzuprosten, als es abermals an die Tür klopfte.
    Als ich sie hereinbat, streckte Wendy den Kopf herein. »Ist das eine private Party, oder kann jeder dazustoßen?«
    »Ich habe nie gewusst, dass Schlaflosigkeit ansteckend ist«, sagte ich und bedeutete ihr, sich zu uns zu setzen. »Bedien dich. Die Schokolade ist noch heiß.«
    Als Wendy ihre gewohnte Position auf dem Boden einnahm, ergriff ich einen Stapel Kissen auf dem Bett und hielt sie ihr hin. Wie eine Katze rollte sie sich auf dem Kissenberg ein.
    »Die Parure geht mir nicht aus dem Kopf«, sagte sie, nachdem sie an der Schokolade genippt hatte. »Glaubt ihr, dass sie dort sicher ist? Weder die Marmorschatulle noch die Wandtafel ist versiegelt, und die Tür zum Mausoleum war auch nicht verschlossen. Was ist, wenn jemand von Tessa Gibbs’ Gästen dort betrunken hereinplatzt und herumschnüffelt?«
    »Morgen gebe ich Catchpole seine Flinte zurück«, sagte ich mit grimmiger Entschlossenheit.
    »Und diesmal soll er sie ruhig laden.«
    »Oder«, sagte Jamie milde, »du könntest deinen Mann bitten, mit Tessa zu reden. Er kann ihr bestimmt die gesetzlichen Bestimmungen erläutern, was den Schutz von nationalen Monumenten betrifft.«
    »Ich mag meinen Lösungsvorschlag mehr«, brummte ich, »obwohl deiner vielleicht vernünftiger ist. Sobald ich zu Hause bin, werde ich mit Bill sprechen.«
    »Zu Hause«, sagte Jamie, »gehst du anschlie ßend auch
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