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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
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Weihnachtslieder allenfalls am heimischen Herd zu singen?«, fuhr Emma unerbittlich fort. »Was ist aus dem schlichten Weihnachtsfest mit Bill und den Jungen im Cottage geworden?«
    »Bill ist im Cottage geblieben«, rief ich ihr ins Gedächtnis zurück, »nur die Jungen und ich haben uns in den Weihnachtstrubel gestürzt.« Flehend streckte ich eine Hand aus. »Ich kann nichts dafür, Emma. Ich bin nun mal süchtig nach Weihnachten. Sobald ich Schlittenglöckchen bimmeln höre, ist es um mich geschehen.
    Dann kann ich einfach nicht anders, als neben den Weihnachtsmann auf die Kutschbank zu klettern und die Zügel in die Hand zu nehmen.
    Es ist wirklich eine lustige Fahrt, das kann ich dir sagen, und Will und Rob haben jede Sekunde genossen.«
    »Das glaub ich gern«, sagte Emma. »Aber du bist jetzt ein Wrack.«
    »Nun, putzmunter fühle ich mich tatsächlich nicht …«
    »Du bist ungefähr so putzmunter wie ein Toter, der über dem Gartenzaun hängt.« Emma schürzte die Lippen und starrte gedankenverloren zur Wiese jenseits der Gartenmauer. Eine angenehme Stille trat ein, die jäh durch das Schnalzen ihrer Finger zerrissen wurde, als sie ausrief: »Ich weiß, was dich aus deiner Lethargie reißen wird!«
    »Eine große Tafel Schokolade?«, schlug ich vor.

    »Nein, keine Schokolade.« Emma sprang auf die Füße, ging zwei Schritte und drehte sich zu mir um. »Du wirst eine Wanderung machen.«
    Ich ließ mich tiefer in die Kissen der Chaiselongue sinken. »Schokolade wäre mir ehrlich gesagt lieber.«
    Emma schüttelte vehement den Kopf. »Man muss Energie aufbringen, um Energie aufzutanken. Ich rede nicht davon, dass du an einem Marathonlauf teilnehmen sollst, Lori. Ich rede davon, eine gemütliche Wanderung durch die wunderschöne heimische Landschaft zu machen. Einsamkeit, frische Luft und Zwiesprache mit der Natur – das ist es, was du brauchst.«
    Nachdrücklich starrte ich auf die kahlen Zweige der Bäume. »Scheint mir zu dieser Jahreszeit nicht gerade allzu viel Natur zu geben, mit der ich Zwiesprache halten könnte.«
    »Lass dich überraschen«, sagte Emma. »Wenn du Glück hast, wirst du Hasen zu Gesicht bekommen, Rehe, Spechte, Eulen – und mit ein bisschen Glück vielleicht sogar den ein oder anderen Fuchs.
    Außerdem beginnt gerade die Lammsaison.« Sie atmete tief die frische Luft ein und ließ sie geräuschvoll wieder entweichen. »Es gibt nichts Besseres als den Anblick eines umherspringenden Lamms, um seine Lebensgeister zu wecken.«

    »Du meinst, dass Lämmer im Schnee herumspringen?«, erkundigte ich mich trocken. »Emma, wir haben Februar. Ich habe mir sagen lassen, dass er nicht gerade der mildeste Monat des Jahres im guten alten England ist.«
    »Das Wetter hat sich bisher nicht schlecht angelassen.« Emma machte eine ausladende Handbewegung zum blauen Himmel. »Seit Dezember haben wir keinen Tropfen Regen und keine einzige Schneeflocke gesehen, und die Meteorologen sagen gutes Wetter bis zum Ende des Monats voraus.«
    »Ich kann nicht für den Rest des Monats verschwinden«, wandte ich ein.
    »Und wie wäre es mit einem Tag? Sicherlich wirst du es einrichten können, wenigstens einen Tag zu verreisen. Bill hat bestimmt nichts dagegen, und Annelise ist durchaus in der Lage, sich allein um die Jungen zu kümmern, wenn du einmal nicht da bist.«
    »Gut, ich werde es mir überlegen«, sagte ich und kuschelte den Kopf in die Kissen.
    Emma sah mich ernst an. »Du tust den Zwillingen keinen Gefallen, wenn du hier so schlaff herumhängst.«
    Indem meine beste Freundin das Gespräch auf die Jungen brachte, nutzte sie schamlos meine mütterlichen Instinkte aus, aber auf der anderen Seite wusste ich, dass sie recht hatte. Will und Rob hatten eine muntere, aktive Mutter verdient, eine Mutter, die in der Lage war, sich zu ihnen in die Erde zu knien und mit ihnen Lastwagen zu spielen, statt einer schläfrigen Drusilla, deren Aufmerksamkeit sich darauf beschränkte, ihnen vom Rand des Geschehens aus gähnend zuzuschauen. Vielleicht würde eine Wanderung mich tatsächlich wieder auf Vordermann bringen.
    Zumindest würde sie mich von der Chaiselongue herunterbringen.
    Emma musste gespürt haben, dass sich eine Bresche in meiner Verteidigungslinie auftat, denn augenblicklich führte sie weitere Argumente auf.
    »Ich kenne die ideale Wanderung für dich. Letzten Sommer habe ich sie selbst unternommen.
    Die Wege sind nicht besonders steil, außerdem gut beschildert, und es ist nicht weit von hier. Es gibt
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