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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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schlechte Karten …«
    Die Neptun schien sich vom linken Ufer wieder in Richtung Flussmitte zu bewegen.
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich gesagt hab. Was macht Grabbe?«
    »Ist seekrank.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Mir wird auch schlecht, wenn uns noch mal so ein Frachter entgegenkommt.«
    »Da kann ich dich beruhigen«, sagte Stadler. »Das war der letzte, der am Pfalzeler Hafen vorbei durfte. Die Schifffahrt wurde soeben eingestellt. Wir wollten eigentlich auch den Pfalzeler Hafen ansteuern. Der Pegel ist deutlich über sieben Meter, bei steigender Tendenz.«
    Während des Gesprächs hatten sich die Neptun und das Polizeischiff einander so weit genähert, dass Gabi die zwei Männer in dem kleinen Boot, das ihr jetzt noch winziger vorkam, erkannte.
    »Was machen wir?«, fragte Gabi. »Kann ich nicht doch versuchen, die Maschine zu starten oder wenigstens den Anker zu setzen?«
    »Alles leider zu kompliziert. Jetzt geht es nur darum, dass euer Kahn heil unter der Pfalzeler Brücke hindurch kommt und nicht quer treibt.«
    Gabi beobachtete, wie das Polizeiboot vor ihnen eine Schleife zur Flussmitte zog und dort wendete.
    »Was habt ihr vor?«, fragte sie in ihr Telefon.
    »Wir drehen bei. Ohne Hilfe kommt ihr bei diesen Strömungsverhältnissen wahrscheinlich nicht ungeschoren durch die Brücke.«
    Die Neptun schoss auf die Brücke zu. Gabis Blick fixierte den mittleren Pfeiler der drei Öffnungen. Sie gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass ihr Kurs genau auf dieses Ziel gerichtet war.
    Die Neptun glitt an dem kleinen Boot der Wasserschutzpolizei vorbei, das ebenfalls flussabwärts auf die Brücke zufuhr. Gabi hörte den Motor des Bootes dröhnen. Es holte auf und näherte sich der Neptun.
    »Was habt ihr vor?«, wiederholte Gabi.
    »Wir versuchen, euch vom Kollisionskurs abzubringen.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Lass uns mal machen! Und guck, dass du nicht über Bord gehst!«
    »Und wenn wir doch an den Pfeiler krachen?«
    Stadler gab keine Antwort.
    »So schnell saufen wir wohl nicht ab.« Gabi wurde unsicher. »Die Neptun ist doch als ehemaliges Kriegsschiff sicher aus Stahl.«
    »Keineswegs, das sieht vielleicht so aus«, erklärte Stadler. »Meines Wissens wurde nichts Magnetisches beim Bau eines Minensuchbootes verwendet, wegen Haftminen und so.«
    »Ich habe im Moment weiß Gott nicht die Nerven, mir einen Vortrag über Schiffsbau anzuhören.«
    Als der Kollege nichts mehr sagte, fragte sie: »Die Neptun ist aus Holz?«
    »Kann auch antimagnetischer Stahl sein, weiß ich nicht so genau, jedenfalls kann es sein«, Stadlers Stimme klang ernst, »dass euer Kahn wie eine Zigarrenkiste auseinanderbricht, wenn ihr gegen die Brücke knallt.«
    »Es tut immer gut, wenn in einer auswegslosen Situation Trost gespendet wird.« Gabi setzte sich neben Grabbe, der leise vor sich hin murmelte, auf die nassen Schiffsplanken.
    Sie war froh, dass sie saß, als das Boot der Wasserschutzpolizei von rechts gegen die Neptun stieß. Die Maschinen dröhnten. Der Bug der Neptun bewegte sich nach links. Das kleine Boot entfernte sich. Gabi sah nun die Gummiwulste rund um den Schiffsrumpf. Dann legte es weiter hinter an die Neptun an und brachte den führerlosen Kahn in gerade Treibrichtung.
    Bis zum Brückenpfeiler war es nicht mehr weit. Wie Gabi es sah, würde es die Neptun vielleicht schaffen, gerade so links am Pfeiler vorbeizukommen, aber das Polizeiboot neben ihnen war auf Kollisionskurs.
    Die Maschinen dröhnten. Stadlers Boot löste sich vom Rumpf der Neptun. Die beiden Boote sausten links und rechts so dicht am Pfeiler vorbei, dass kaum eine Zeitung dazwischen gepasst hätte.
    Gabi spürte erst jetzt ihren wilden Herzschlag. Sie schwitzte, obwohl sie vom Regen durchnässt war.
    Hinter der Flussbiegung geriet Walde in eine ruhigere Zone. Die Strömung hatte nachgelassen. Etwas streifte seine Beine. Es war ein Gewächs, vielleicht eine Hecke. Hier hatte der Fluss eine große Uferwiese überschwemmt. Er setzte einen Fuß auf, dann den zweiten, konnte kurz stehen, bevor ihn das Wasser wieder umriss. Meter für Meter kämpfte er sich über den schlammigen Untergrund näher zum Ufer. Seine Füße fanden Halt. Das Wasser reichte ihm nur noch bis zur Hüfte. Immer wieder konnte er sich an Hecken klammern, während er an Land watete. Er torkelte schließlich einen kurzen Hang hinauf und warf sich oben wie ein gestrandeter Schiffbrüchiger auf den nassen Grünstreifen. Als hätten seine allerletzten Reserven genau bis
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