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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Rückenschwimmen versucht, beides misslang in dem tobenden Wasser. Eine kraftraubende Mischung aus Brustschwimmen und Wieein-Ertrinkender-um-sich-Schlagen hielt ihn gerade so über Wasser.
    Wenn er den Kopf weit genug aus dem Wasser brachte, sah er durch die Gischt und den dichten Regen die Bäume am Uferweg vorbeisausen.
    Bisher war es ihm nicht gelungen, das Ufer anzusteuern. Nun versuchte er, seinen Schwimmbewegungen wenigstens eine Tendenz in diese Richtung zu geben. Seine Kräfte ließen nach, die Kälte gewann immer mehr die Oberhand. Am Ufer erschien das Haus des Ruderclubs. Mit Entsetzen dachte Walde an die beiden Betonlandestege, von denen aus die Boote zu Wasser gelassen wurden. Wie weit reichten sie in den Fluss hinein und wie hoch überspülte sie das Hochwasser?
    Würde seine Wirbelsäule darauf treffen oder seine Beine daran zerschmettern? Walde drehte sich in Rückenlage, streckte den Körper unter der Wasseroberfläche. Das kalte Wasser biss ihm in den Hinterkopf. Sein Gesicht wurde überspült. Er schluckte Wasser. Es schmeckte noch widerlicher, als es roch. Er befand sich in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab. Die Betonstege konnten nicht mehr weit sein. Walde geriet in einen Wirbel und drehte sich. Der hoch aufragende Bug der Neptun war direkt hinter ihm.
    Das quer zur Flussrichtung treibende Schiff rauschte heran. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis ihn der riesige Bug zermalmen würde.
    Die Bootsstege waren passiert. Walde sah die hohen Umgrenzungsmauern des Nordbads. Der Bug drehte dicht hinter ihm ab in Richtung Flussmitte.
     
    Das Frachtschiff schien auf der Stelle zu stehen, während die Neptun flussabwärts auf den Fluten des Hochwassers darauf zuschoss.
    »Wo bleibt denn Stadler mit seinem Boot?«, schrie Gabi. Sie wusste, dass er ihnen nicht mehr zu Hilfe kommen konnte, dafür war das entgegen kommende Schiff zu nah.
    Die Neptun trieb zwar seit geraumer Zeit nicht mehr quer, sondern mit dem Bug voraus, hatte sich aber immer mehr über die Flussmitte hinaus zum anderen Ufer hin bewegt. Das Schiff kam näher. Es würde unweigerlich zu einem Zusammenstoß kommen.
    Gabi stellte sich vorn an den Bug und winkte ausladend mit beiden Armen, von denen die Regentropfen spritzten. Der Schmerz zwang sie, den linken Arm wieder herunterzunehmen.
    Sie erkannte ein tief im Wasser liegendes Tankschiff, auf dessen Führerhaus nun ein Scheinwerfer eingeschaltet und auf sie gerichtet wurde. Dazu ertönte ein Schiffshorn und gab ein aus drei Tönen bestehendes Signal ab. Die Neptun hielt weiter auf das Schiff zu.
    Gabi wedelte immer noch heftig mit dem rechten Arm.
    Das Signal wurde lauter. Ein zweiter Scheinwerfer erfasste die Neptun. Die beiden Schiffe waren keine zweihundert Meter mehr voneinander entfernt.
    Gabi hatte das Winken aufgegeben und klammerte sich mit an die Reling. Grabbe schloss die Augen.
    Der Bug des entgegenkommenden Schiffes drehte zur Flussmitte. Erst jetzt wurden Gabi die Ausmaße des Tankers deutlich.
    »Mach, mach, mach!«, beschwor sie die Motoren des entgegen kommenden Schiffes, den Frachter schnell genug aus der Bahn zu manövrieren.
    Die Neptun schoss auf den Tanker zu. Gabi hörte das Stampfen der auf Hochtouren laufenden Maschine. Sie sah das Entsetzen in den Gesichtern der beiden Männer hinter der Scheibe des Führerhauses.
    Immer noch nahm die Spitze des Tankers Kurs Richtung Flussmitte, aber der große Schiffsrumpf war träge.
    »Mach, mach, mach!«, schrie Gabi erneut.
    Es waren nur noch wenige Meter. Dann hatte die Neptun den Frachter erreicht.
    Nur Zentimeter trennten die beiden Schiffe, als sie sich begegneten.
    Gabi blies die Backen auf und stieß die Luft aus. Wie eine Fata Morgana tauchte das Schiff der Wasserschutzpolizei auf. Winzig wie eine Nussschale hüpfte es auf den Wellen, während es, im Gegensatz zu dem Tanker, noch einigermaßen Fahrt gegen den Strom zu machen schien.
    Dahinter rollte ein langer Güterzug über die Pfalzeler Brücke. Gabis Blick fokussierte den mittleren der gewaltigen Pfeiler.
    Ihr Mobiltelefon klingelte.
    »Das war knapp!«, hörte sie Stadler sagen.
    »Hast du was von Walde gehört? Kommt uns noch ein Schiff entgegen? Können wir vielleicht den Anker setzen?«, bestürmte sie den Wasserschutzpolizisten mit Fragen.
    »Ist Walde über Bord gegangen?« Stadler hörte sich besorgt an.
    »Ich fürchte, ja, jedenfalls haben wir ihn nicht mehr gesehen, seit die Neptun abgetrieben ist.«
    »Bei der Strömung hat er
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