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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Wohlenberg rauskommt, kann es eng für sie werden.«
    »Für wen?«, fragte Monika, die während des Gesprächs in ihren Notizen blätterte.
    »Für beide«, sagte Grabbe. »Niklas Domski hat den Tangoclub dazu genutzt, an die Wieskind heranzukommen und den Kontakt zu seinem Kieler Kumpel Martin Kotte arrangiert. Die haben sich ganz bestimmt nicht zufällig bei einem Tanzturnier kennen gelernt.«
    »Und welche Rolle hat Thomas Wohlenberg gespielt?«, fragte Monika.
    »Der hat den Verkauf des Penthouse ins Rollen gebracht und dabei ein, zwei kleine Fehler gemacht«, sagte Walde. »Und um die zu vertuschen, kamen weitere hinzu.«
    »Ob er beim Tod seines Onkels nachgeholfen hat, werden wir wohl niemals klären können.« Monika strich die Papiere glatt.
    »Ich denke mal«, sagte Grabbe, »er hat maßgeblich daran mitgewirkt, dass die alte Frau Wohlenberg sich nicht mehr gegen den Verkauf des Penthouse wehren konnte. Und da waren irgendwelche Unterlagen, die noch oben aus dem Abrisshaus verschwinden mussten. Und dabei ist Domski von der Treppe gestürzt.«
    »Das war das erste Missgeschick«, sagte Monika.
    »Um bloß allen Verdacht von der Baustelle abzulenken wurde Domski fortgeschafft.«
    »Das war der erste große Fehler.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach ihr Grabbe. »Wenn der nicht auf dem Brückenpfeiler gelandet wäre, hätte noch alles gut gehen können.«
    »Aber dann brach bei der Hörmann die Panik aus, als sie von dem Zeugen erfuhr.«
    »Und der wurde von Wohlenberg umgebracht, weil es für ihn kein Zurück mehr gab und er die Hörmann davon abhalten musste, zur Polizei zu gehen.«
    »Pech für Wohlenberg, dass er der Hörmann nicht mehr mitteilen konnte, dass der alte Hausmeister tot ist, ■ weil die den ganzen Tag nicht zu erreichen war.«

Eine Woche später
    Dienstagabend im Tangoclub
    Auf der Theke vor Gabi stand eine große Flasche Wasser. Sie hatte eine Woche gebraucht, um mit ihrer Enttäuschung umzugehen und Kraft für diese Begegnung zu schöpfen.
    Doch als Martin zur Tür hereinkam, seine Brille abnahm und am Revers seines Trenchcoats abwischte, schien ihr, als seien nur wenige Stunden zwischen ihrer ersten Begegnung im Tangoclub und heute vergangen.
    Er trug eine Fliege, die sie noch nicht kannte. Kein Wunder. Sie wusste ja inzwischen, wie viele er besaß und dass er frühestens nach fünf Monaten wieder dieselbe trug.
    Eigentlich sah er gar nicht so besonders gut aus, aber es gefiel ihr, wie er sich auf sie zubewegte, dabei den Mantel abnahm und sich neben sie auf den Hocker an der Theke setzte.
    »Hallo.«
    Gabi ließ es geschehen, dass er sie auf die Wange küsste.
    Martin ließ sich lediglich ein Glas geben und schenkte sich nach einem fragenden Blick Wasser aus ihrer Flasche ein.
    Danach saßen sie stumm an der Theke, während aus dem Nebenraum Tangoklänge und das Geräusch von Schuhsohlen, die sich über das Parkett bewegten, zu vernehmen waren.
    Das war Martin wahrscheinlich aus seinen Therapiestunden geläufig. So brachte er vermutlich so manchen zurückhaltenden Patienten zum Sprechen. Gabi wendete diese Methode mitunter selbst bei Verhören an. Jetzt kam es also nur darauf an, wer von ihnen am längsten das Schweigen aushalten würde.
    Nebenan wechselte die Musik. Das Stück von Gotan Projekt hatte Gabi zu Hause während der letzten Tagen immer wieder gehört.
    »Sollen wir rübergehen?«, brach Martin das Schweigen.
    Sie erinnerte sich an seine in einem tiefen Bass flüsternde Stimme an ihrem Ohr. Es überlief sie kalt, sie sah, wie sich die Haare an ihren Armen aufrichteten.
    Um ihre Erregung zu verbergen, erhob sie sich und begleitete ihn in den Nebenraum an einen kleinen Tisch mit nur zwei Stühlen, wo sie die Mineralwasserflasche und die beiden Gläser zwischen sich stellten.
    Die wenigen Paare auf der Tanzfläche schienen sich zu bemühen, möglichst viel Abstand voneinander zu halten.
    Die halbe Flasche Rosé, die Gabi vorher aus Angst und Verzweiflung getrunken hatte, machte sie nur müde.
    Sie stützte ihren Kopf zwischen die Fäuste, während ihre linke Schulter noch ein wenig schmerzte. »Was die größte Scheiße bei der ganzen Geschichte ist«, brach es plötzlich aus ihr heraus. »Ich hab mich in dich verliebt, ein Zustand, der in meinem Leben bisher selten und in den letzten Jahren gar nicht mehr vorgekommen ist. Das schmerzt und verwirrt mich auch.«
    »Ich hab mich auch in dich verliebt.«
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich ein Disziplinarverfahren gegen
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