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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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mich selbst einleiten soll.«
    »Warum denn das?« Martin schien immer noch seine Routine aus unzähligen Therapiestunden anwenden zu wollen, in denen er seine Gesprächspartner agieren ließ.
    »He, du bist das Problem, nicht ich!« Gabi hob ihre Stimme.
    Ein vorbeitanzendes Paar drehte sich zu ihr um.
    »Und, wo liegt das deiner Meinung nach?«, fragte er.
    »Ich liege nicht in deiner Praxis auf der Couch.« Sie öffnete ihre Handtasche und ließ sie gleich wieder zuschnappen.
    »Siehst du mich eher im Vernehmungsraum?«
    »Dann hätte ich dich persönlich vernommen und das nicht meinen Kollegen überlassen!«
    Ein vertrautes Lied erklang.
    »Lass uns tanzen.« Martin ergriff sanft ihre Hand.
    Nach den ersten Schritten in seinen Armen wurde Gabi bewusst, was sie tat. Es war schön und gleichzeitig bitter.
    »Wie geht es weiter mit uns?«, fragte er.
    »Ich schätze mal, das hier wird unser letzter Tango sein.« Gabis Miene zeigte beim Ocho keine Regung. »Für deine Kollegin Corinna Wieskind wird es, falls sie nicht zu einer Haftstrafe verurteilt wird, das Beste sein, wenn sie in den Ruhestand geht. Deine Verbindungen zu Susanne Hörmann von Kiel her sind bekannt. Die dortigen Kollegen ermitteln ebenfalls weiter.«
    »Ich wollte wissen, wie es mit uns beiden weitergeht.«
    Sie hob das Kinn noch ein wenig höher, als sie vor ihm kreuzte. Dann ließ sie ihn mitten auf der Tanzfläche stehen. »Aber auf den Tango werde ich nicht verzichten. Es gibt schließlich zwei Tangoabende. Heute ist dein Tag! Der Freitagabend gehört zukünftig mir!«, sagte sie im Hinausgehen.

Mittwoch
    Walde saß zusammen mit Doris und Annika auf der kleinen Terrasse vor Ulis Gerüchteküche. Er fühlte sich ein wenig wie ein Tourist. Auf dem Sockel des nahen Marktkreuzes hatte sich eine Gruppe Mädchen an der sonnenbeschienenen Seite niedergelassen.
    Uli brachte Getränke und legte einen Malblock und Stifte neben Annikas Eisbecher.
    Während Doris ihren Milchkaffee rührte und Annika schmatzend Eis löffelte, beobachtete Walde die Leute, die vorbeischlenderten. An einem Mann mit hellen Laufschuhen und wippendem Gang blieb sein Blick hängen. Der Mann hob kurz die Hand zum Gruß. Als Walde ihm zunickte, erschien Rockys Zahnlücke.
    »Und du willst wirklich mit uns auf Shoppingtour gehen?«, fragte Doris.
    Walde nippte an seiner Weinschorle. »Warum glaubst du, trinke ich schon am Nachmittag?«
    Die Spitze von Annikas Stift brach mit einem hellen Knacken. »Kaputt!«, war ihr Kommentar. Sie nahm sich einen anderen.
    »Ich suche was Schönes und Bequemes!« Doris trank an ihrem Kaffee und wischte sich den Milchbart von der Oberlippe.
    »Kein Problem.« Walde grinste. »Es sei denn, ich muss Annika wieder aus einer Kabine bergen, in der eine Kundin gerade Unterwäsche anprobiert.«
    Er schaute sich um. Im Fenster der Gerüchteküche hing ein Plakat mit dem Hinweis: aktuell! EXTRABLATT aktuell!
    »Hast du wieder einen Bewerbungstermin?«
    »Warum?«
    »Ich dachte, du würdest die schicken Klamotten vielleicht dafür benötigen.«
    »Nein«, sie schob sich die Sonnenbrille ins Haar. »Der Eventagentur habe ich abgesagt.«
    »Und warum?«
    »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das nichts wird. Ich hab keine Lust, noch mal mit einem Newcomer zu scheitern.« Sie schloss die Augen und hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. »Und mein Bauch sagt mir auch, dass ein besserer Job auf mich wartet.«
    »Ein besserer Job?«
    »In ein paar Tagen weiß ich mehr.« Sie lächelte geheimnisvoll.
    »Kannst du dein Bauchorakel auch mal fragen, wer mir die blöden Päckchen schickt?«
    »Gestern und heute ist nichts gekommen.« Doris hielt die Augen geschlossen und legte eine Hand auf ihren Hosenbund.
    Annikas Eislöffel fiel klirrend auf das Pflaster unter Waldes Stuhl.
    »Nicht kaputt!«, war ihr Kommentar.
    Walde hob ihn auf. »Ich hole dir einen sauberen!«
    »Sonderurlaub?«, fragte Uli, als Walde ihm an der Theke den Löffel hinüberreichte.
    »Überstunden abfeiern.« Walde schielte auf den neben ihm liegenden Stapel des Extrablattes.
    »Da findest du nichts über die City-Passage.« Uli hatte Waldes Blick bemerkt. »Das Thema kommt ja gar nicht mehr von der Titelseite der Tageszeitung runter. Dank dir und deiner Truppe.«
    »Auch Kommissar Zufall war mit dabei«, sagte Walde. »Und du natürlich auch.«
    »Wären wir nicht in der Weinklause gewesen, würde Kaspar Schreiner noch leben.« Uli reichte seinem Freund einen Löffel über die Theke.
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