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TS 79: Der Mars-Robinson

TS 79: Der Mars-Robinson

Titel: TS 79: Der Mars-Robinson
Autoren: Rex Gordon
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    Die Raketenabschußbasis Woomera befand sich mitten im Herzen von Australien. Wir, Ingenieure, Techniker, Wissenschaftler, waren in Wellblechhütten untergebracht, und unsere Umgebung erinnerte an ein Schlachtfeld des ersten Weltkrieges. Tatsächlich wies das Versuchsgelände eine beachtliche Anzahl von tiefen Kratern auf.
    Im Umkreis von tausend Meilen waren wir die einzigen Menschen. In Abständen von hundert Meilen standen Radartürme, um Höhe, Geschwindigkeit und Flugrichtung der Raketen zu bestimmen.
    Hin und wieder schrieb ich an meine Mutter, die alle Briefe sofort beantwortete und gern wissen wollte, ob eine Wüste wirklich so öde und trostlos sein könne, wie ich sie in meinen Briefen schilderte.
    Doch für uns spielte die Wüste nur eine Nebenrolle, denn wir konnten uns über Langeweile nicht beklagen. Täglich und stündlich gab es interessante Diskussionen über technische und astronautische Probleme, mit denen meine Mutter leider nichts anzufangen wußte. Abgesehen davon hätte ich ihr darüber sowieso nichts schreiben dürfen. Aber man durfte nichts anderes im Kopf haben, sonst bekam man todsicher Heimweh. Denn außer Raketen, Abschußrampen, Montagetürmen und so weiter gab es in Woomera verdammt wenig zu sehen.
    Obwohl jeder von uns auf seinem Gebiet ein Spezialist war, hatte es in letzter Zeit eine Serie Fehlschläge gegeben.
    Besondere Schwierigkeiten machte das Projekt M 76, von dem ich ausführlicher berichten möchte. Dieses Projekt sollte unter allen Umständen geheimgehalten werden – und das war das allerschwierigste Kapitel.
    Schließlich kam Professor Maxwell auf folgende Lösung: ein breiter Brunnenschacht und darüber ein ,Wasserturm’, der in Wirklichkeit nur die Aufgabe hatte, das Projekt M 76 zu tarnen. Wie hätte man im Zeitalter der Beobachtungssatelliten eine Rakete von zweihundert Fuß Höhe und sechsundfünfzig Fuß Durchmesser anders verstecken sollen?
    Der Bau des ,Wasserturms’ und vor allem die Beschaffung des Materials waren Probleme, über die sich die Gelehrten von sechzehn Universitäten die Köpfe zerbrachen. Keiner wußte eine Erklärung, aus welchem einleuchtenden Grund wir wohl Behälter für jeweilshundert Tonnen flüssigen Sauerstoff benötigten. Natürlich konnten wir ihnen nicht erklären, daß wir die Behälter nur auftrennen wollten, um sie zur Verschalung des ,Wasserturms’ zu verwenden. Ich erinnere mich noch an Professor Maxwell, der beide Arme hob und verzweifelt in den Himmel schrie: „Schickt mir endlich das verdammte Blech, und ich baue den Turm mit diesen zehn Fingern!“
    Endlich traf das angeforderte Material ein, und wir nahmen den Bau sofort in Angriff. Fast gleichzeitig wuchs innerhalb des Turms das Projekt M 76 in die Höhe. Die Mathematiker und Physiker diskutierten das Blaue vom Himmel herunter; jeder schwor, daß seine Berechnungen die besten seien.
    Es gab nur ein Projekt M 76 und nur ein Ziel: das Leben auf dem Mars zu erforschen, beziehungsweise dessen Oberfläche aus nächster Nähe zu fotografieren. Kehrte M 76 zur Erde zurück, und waren die Aufnahmen ausgewertet, würde man ein zweites Projekt bauen.
    Was meine Person betraf, so probierte ich seit gut einem halben Jahr alle möglichen Arten von astronautischen Sesseln aus. Das war die angenehmste Beschäftigung unseres Trainings und wurde, von allen betrieben, die die Hoffnung hatten, sich einmal zur Mannschaft von M 76 zu zählen.
    Schließlich stand mein Name auf der endgültigen Besatzungsliste an zweiter Stelle, gleich unter Stephen Maxwell. Ich zeichnete für die reibungslose Treibstoffzufuhr und alle sich daraus ergebenden Tätigkeiten verantwortlich.
    Vierzehn Tage später kletterten wir – insgesamt sieben Mann – in den Rumpf der Rakete und nahmen unsere Plätze ein. Wir legten uns in die Kippsessel und atmeten auf, als endlich das Signal zum Abfeuern gegeben wurde.
     
    Wenige Minuten nach dem Start erlosch in sämtlichen Abteilungen das Licht. Wir wußten nicht mehr, ob wir stiegen oder fielen. Das fing ja gut an! Ich hatte das Gefühl, als würde mein Körper von der Hand eines Riesen plattgedrückt. Mit der gleichen Gewalt zog diese Hand dann meinen Brustkorb wieder auseinander, und ich hätte schwören können, daß ich immer tiefer und tiefer stürzte. Ich wollte schreien, aber das tat schon ein anderer für mich.
    „Aufhören mit diesem Gebrüll!“ rief Maxwell, und fünf Stimmen bestätigten ihm, daß sie seinen Befehl vernommen, hätten. Dabei sprachen sie
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