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Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
Autoren: Lisa J. Smith
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Erinnerungen. Die Geister derer, die hier gestorben waren, wandelten wieder auf der Erde.
    Und Bonnie konnte ihre Wut spüren. Das machte ihr noch mehr Angst. Aber ein anderes Gefühl wurde langsam in ihr wach, es ließ sie die Luft anhalten und Stefans Hand fester packen.
    Denn die Geisterarmee hatte einen Führer.
    Eine Gestalt schwebte vor den anderen, am nächsten dem Platz, wo Klaus stand. Sie war noch nicht deutlich zu erkennen, glühte jedoch von einem inneren, goldenen Schein wie eine Kerzenflamme. Dann verdichtete sie sich vor Bonnies Augen und brannte jede Minute heller, von einem überirdischen Licht erfüllt. Gleißender als jedes Feuer. Klaus wich davor zurück, und Bonnie blinzelte. Ein kurzer Laut erklang hinter ihr. Sie wandte sich zu Stefan um. Er starrte mit weit offenen Augen geradewegs in die Helle. Und lächelte so, als sei er froh, daß sie das letzte war, was er sah.
    Da war Bonnie ganz sicher. Klaus ließ seinen Stab fallen. Er hatte sich von Stefan und Bonnie weggedreht, um diesem Wesen aus Licht gegenüberzutreten, das über der Lichtung schwebte wie ein Racheengel. Goldenes Haar wurde von einem unsichtbaren Wind zurückgeweht, und Elena sah hinunter auf ihn. „Sie ist gekommen“, flüsterte Bonnie. „Du hast sie gerufen“, murmelte Stefan. Seine Stimme schwand. Er holte mühsam Luft, lächelte jedoch immer noch. Seine Augen waren heiter. „Tritt von ihnen weg.“ Bonnie hörte Elenas Stimme in ihren Ohren wie in ihrem Kopf. Sie klang wie Dutzende von Glocken, die gleichzeitig nah und fern läuten. „Es ist vorbei.
    Klaus.“
    Aber Klaus erholte sich schnell. Bonnie sah, wie er die Schultern straffte. Dabei fiel ihr zum ersten Mal das Loch im Rücken seines hellen Regenmantels auf, wo der weiße Eschenspeer ihn getroffen hatte. Es war dunkelrot verschmiert, und neues Blut floß heraus, als Klaus die Arme ausbreitete.

    „Denkst du etwa, ich hätte Angst vor dir?“ schrie er. Er wirbelte herum und lachte über die schemenhaften Gestalten. „Glaubt ihr im Ernst, ich würde euch fürchten? Ihr seid tot! Staub im Wind! Ihr könnt mich nicht berühren.“
    „Da irrst du dich“, sagte Elena glockenhell. „Ich bin einer der Uralten! Einer der Ursprünglichen! Jeder weiß, was das heißt!“
    Klaus wandte sich wieder um und sprach sie alle an. Seine unnatürlich blauen Augen erhielten beim Schein des Feuers einen rötlichen Schein. „Ich bin niemals gestorben! Ihr seid tot, ihr Geister! Aber ich nicht! Der Tod kann mir nichts anhaben.
    Ich bin unbesiegbar!“ Die letzten Worte kamen so laut, daß sie zwischen den Bäumen ein Echo warfen. Unbesiegbar...
    unbesiegbar... unbesiegbar. Bonnie hörte es im hungrigen Brüllen des Feuers verschwinden. Elena wartete, bis das letzte Echo verklungen war. Dann sagte sie einfach: „Nicht ganz.“ Sie sprach zu den geisterhaften Schemen ringsum. „Er will hier noch mehr
    Blut vergießen.“ Eine neue Stimme meldete sich zu Wort. Eine hohle Stimme, bei deren Klang Bonnie eine Gänsehaut überfiel.
    „Des Mordens ist genug.“ Es kam von einem der Geistersoldaten. „Mehr als genug.“ „Zeit, dem ein Ende zu machen.“ „Wir können es nicht immer so weitergehen lassen.“

    Das war der Junge mit der Trommel. „Kein Blut soll mehr vergossen werden!“ Mehrere Stimmen nahmen den Ruf sofort auf. „Kein Töten mehr!“ Der Schrei pflanzte sich von einem zum anderen fort, bis er lauter war als das Brüllen des Feuers.
    „Kein Morden mehr!“ „Ihr könnt mir nichts antun! Ihr könnt mich nicht töten!“ „Schnappen wir ihn uns!“ Bonnie würde nie erfahren, wer das letzte Kommando gegeben hatte. Aber alle gehorchten. Die Geisterarmee erhob sich, schloß sich zusammen, wurde wieder zu Nebel, einer dunklen Wand mit hunderten Händen. Sie brach über Klaus zusammen wie eine Ozeanwelle. Tausend Hände packten ihn, obwohl Klaus mit allen Kräften kämpfte, mit Armen und Beinen um sich schlug.
    Es waren zu viele für ihn. In Sekunden war er eingekeilt, überwältigt und wurde von dem dunklen Nebel verschlungen.
    Der Tornado wirbelte ihn mit sich hoch.
    Seine Schreie waren nur noch schwach zu hören. „Ihr könnt mich nicht töten! Ich bin unsterblich!“ Der Wirbelwind fegte in die Dunkelheit außerhalb von Bonnies Sichtweite. Seiner Spur folgten eine Horde der Geister wie der Schweif eines Kometen.
    Sie verschwanden am dunklen Nachthimmel. „Wo bringen sie ihn hin?“ Bonnie hatte es nicht laut sagen wollen. Es war ihr nur so herausgerutscht.
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