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Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
Autoren: Lisa J. Smith
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das barmherzigste, sie im unklaren zu lassen.
    Und wer weiß? schrieb sie Freitagabend in ihr Tagebuch, wäre doch gut möglich, daß ich zu hart zu Caroline bin und all die Dinge, die sie uns angetan hat, ihr wirklich leid tun. Wie zum Beispiel der Versuch, Elena vor der ganzen Stadt bloßzustellen und Stefan wegen Mordes ins Gefängnis zu bringen. Vielleicht ist Caroline seither reifer geworden und hat gelernt, sich auch um andere zu kümmern und nicht mehr nur um sich selbst.
    Am Ende amüsieren wir uns wirklich auf ihrer Party, und es ist wie früher.
    Und mich kidnappen vielleicht vor morgen nachmittag fremde Wesen aus dem All, dachte sie, während sie das Tagebuch schloß. Man konnte immerhin hoffen. Das Büchlein hatte sie billig im Kaufhaus gekauft. Sein
    Deckel war mit kleinen Blumen bedruckt. Sie führte erst seit Elenas Tod ein Tagebuch, aber inzwischen wollte sie es nicht mehr missen. Es war der einzige Platz, an dem sie alles sagen konnte, was sie wollte, ohne daß man sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah und ausrief: „Bonnie McCullough!“ oder seufzte: „Aber, Bonnie?“

    Ihre Gedanken waren noch bei Elena, als sie das Licht ausmachte und unter die Bettdecke kroch.
    Bonnie saß auf einem üppigen, gepflegten Rasen, der in alle Richtungen ins Endlose zu reichen schien. Der Himmel war makellos blau, die Luft warm und voller Blütenduft. Vögel sangen.
    „Ich bin so froh, daß du kommen konntest“, sagte Elena. „Oh, ja“, antwortete Bonnie. „Ich natürlich auch.“ Sie sah sich um und dann wieder schnell zu Elena. „Noch Tee?“
    Bonnie hielt eine Teetasse in der Hand. Sie war aus feinstem Porzellan und eierschalendünn. „Ja, danke.“ Elena trug ein romantisches, weißes Jugendstilkleid. Es war aus zartem Musselin. Der Stoff schmiegte sich an ihren Körper und machte deutlich, wie schlank sie war. Sie goß den Tee mit einer eleganten Bewegung ein, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    „Eine Maus dazu?“ „Eine WAS?“
    „Ich sagte, hättest du gern ein Sandwich zum Tee?“ „Oh, ein Sandwich. Ja. Prima.“ Es bestand aus hauchdünnen Gurkenscheiben mit Mayonnaise auf einem kleinen, viereckigen Stück Weißbrot, ohne Rinde, natürlich. Die ganze Szene war unwirklich schön. Wie gemalt von Seurat. Wir sind in Warm Springs, dachte Bonnie. An unserem alten Picknickplatz.

    Aber sicher gibt es wichtigere Dinge zu besprechen als diese Szene hier. „Wer macht dir eigentlich das Haar?“ fragte sie.
    Elena war nie allein mit ihrer Frisur fertiggeworden. „Gefällt es dir?“ Elena strich sich mit der Hand über ihre seidige, hellblonde Haarpracht, die im Nacken zu einem losen Knoten zusammengefaßt war. „Es ist perfekt.“ Bonnie kam sich vor wie ihre eigene Mutter. „Das Haar ist sehr wichtig, weißt du“, erwiderte Elena und sah Bonnie eindringlich an. Ihre Augen waren tiefer blau als der Himmel. Lapislazuliblau. Verlegen fuhr sich Bonnie durch die eigenen widerspenstigen roten Locken. „Natürlich ist auch Blut wichtig.“ „Blut? Ja, klar.“ Bonnie hatte keine Ahnung, wovon Elena sprach. Plötzlich hatte sie das Gefühl, auf einem strafgespannten Seil über einem Fluß voller Krokodile zu balancieren. „Ja, Blut ist auch wichtig“, stimmte sie schwach zu.
    „Noch ein Sandwich?“ „Danke.“ Dieses war mit Käse und Tomaten belegt. Elena nahm sich selbst auch eins und biß geziert hinein. Bonnie beobachtete sie. Ihre bösen Ahnungen wuchsen von Minute zu Minute, und dann... Dann sah sie den Schlamm an den Seiten des Sandwichs hervorquellen. „Was...
    was ist das?“ Vor lauter Angst hörte sich ihre Stimme ganz schrill an. Zum ersten Mal war der Traum wirklich ein Traum.

    Bonnie merkte, daß sie wie gelähmt war. Sie konnte nur keuchend Luft holen und fassungslos zusehen. Ein dicker Spritzer des dunklen Zeugs fiel aus Elenas Sandwich auf das karierte Tischtuch. Kein Zweifel, es war Schlamm. „Elena...
    Elena, was hat das...“ „Oh, das essen wir hier unten alle.“ Elena lächelte sie mit braun befleckten Zähnen an. Außer, daß es nicht mehr ihre Stimme war. Sie klang häßlich und verzerrt. Die Stimme eines Mannes. „Und du wirst es auch tun.“ Die Luft war nicht mehr warm und duftend. Es war heiß und roch ekelerregend süß nach verwestem Fleisch. Schwarze Löcher bedeckten die Wiese, die ungepflegt und voller Unkraut wer.
    Das war nicht mehr Warm Springs. Bonnie befand sich auf dem alten Friedhof. Wieso hatte sie das nicht eher bemerkt? Nur, daß diese Gräber
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