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Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
Autoren: Lisa J. Smith
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ganz frisch ausgehoben waren.
    „Noch eine Maus?“ fragte Elena und kicherte. Bonnie betrachtete das halbgegessene Sandwich, das sie noch in der Hand hielt, und schrie auf. An einem Ende hing ein brauner Schwanz hervor. Sie schleuderte das Brot mit Wucht gegen einen Grabstein, wo es mit einem feuchten Platsch aufschlug.
    Dann sprang Bonnie auf. Ihr drehte sich der Magen um.
    Hektisch rieb sie ihre Hände an den Jeans ab. „Du kannst jetzt nicht gehen. Die anderen kommen doch erst.“ Elenas Gesicht begann, sich zu verändern. Sie hatte bereits ihr Haar verloren, und ihre Haut wurde grau und ledrig wie die einer Mumie.
    Häßliche Würmer, Käfer und Insekten krabbelten auf den Tellern mit den Sandwichs herum und wanden sich in der Erde der frischen Gräber. Bonnie weigerte sich, genauer hinzusehen. Ich verlier noch den Verstand, dachte sie. „Du bist nicht Elena!“ schrie sie und floh. Der Wind blies ihr das Haar ins Gesicht und machte sie blind. Ihr Verfolger war ihr dicht auf den Fersen. Zur Brücke, das war ihre einzige Chance. Da prallte sie mit jemandem zusammen. „Ich habe auf dich gewartet“, sagte das Ding in Elenas zerfetztem Kleid, dieses skelettartige, graue Wesen mit den langen, scharfen Zähnen. „Hör mir zu, Bonnie.“ Es hielt sie mit übernatürlicher Kraft fest. „Du bist nicht Elena. Du bist nicht Elena!“
    „Hör mir zu, Bonnie!“ Das war wieder Elenas richtige Stimme, nicht mehr spöttisch, rauh und häßlich, sondern liebevoll und gleichzeitig sehr eindringlich. Sie kam von irgendwo hinter Bonnie und wehte durch den Traum wie ein frischer, kühler Wind. „Bonnie, hör mir schnell zu...“ Alles begann sich aufzulösen. Die knochigen Hände, die Bonnies Arme gepackt hielten, der schreckliche Friedhof, die stickige, heiße Luft.
    Einen Moment klang Elena ganz klar, dann plötzlich knisternd und gestört, wie bei einer schlechten Telefonverbindung . „...er verdreht die Dinge, verändert sie. Ich bin nicht so stark wie er...“ Bonnie konnte nicht alle Worte erkennen. „...aber das ist wichtig. Du mußt... sofort finden.“ Die Stimme schwand.
    „Elena, ich höre dich nicht mehr!“ „...ein leichter Zauberspruch mit nur zwei Zutaten, die ich dir schon genannt habe...“ „Elena!“ Bonnie schrie immer noch, als sie im Bett hochfuhr.
    „Das ist alles, woran ich mich erinnern kann“, schloß Bonnie, als sie mit Meredith zwischen alten viktorianischen Häusern
die
Sunflower
Street hinunterging.
    „Und es war ganz sicher Elena?“
    „Ja. Sie versuchte, mir am Schluß etwas mitzuteilen. Aber gerade dieser Teil des Traums ist verschwommen. Ich habe nur gespürt, daß es wichtig war. Sehr, sehr wichtig.“ „Mäuse-Sandwichs und offene Gräber?“ Meredith hob eine ihrer eleganten Augenbrauen. „Wirfst du da nicht Stephen King und Lewis Carroll durcheinander?“ Wahrscheinlich hat sie recht, dachte Bonnie. Trotzdem machte der Traum ihr zu schaffen.
    Den ganzen Tag schon konnte sie sich auf nichts anderes konzentrieren, und das hatte ihre ursprünglichen Sorgen verdrängt. Jetzt, wo sie sich mit Meredith Carolines Haus näherte, kamen sie jedoch mit Wucht wieder zurück. Ich hätte Meredith alles sagen müssen, dachte sie und warf einen beklommenen Blick auf das größere Mädchen. Ich hätte sie nicht unvorbereitet da hineinlaufen lassen dürfen...
    Meredith schaute seufzend zu den erleuchteten Fenstern des alten Queen Anne Hauses hoch. „Brauchst du diese Ohrringe wirklich heute abend so dringend?“ „Ja.“ Jetzt war es ohnehin zu spät. Was blieb ihr anderes übrig, als das Beste draus zu machen? „Sie werden dir gefallen, wenn du sie siehst“, fügte sie hinzu und hörte selbst die Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung in ihrer Stimme.
    Meredith blieb stehen. Ihre scharfen dunklen Augen musterten neugierig Bonnies Gesicht. Dann klopfte sie an die Tür. „Ich hoffe nur, Caroline ist heute abend nicht zu Hause. Es könnte sonst sein, daß sie sich an uns ranhängt.
    “ „Caroline am Samstagabend zu Hause? Sei nicht albern.“
    Bonnie hatte vor Anspannung zu lange den Atem angehalten.
    Sie fühlte sich ein wenig wie beschwipst. Ihr helles Lachen klang gezwungen und falsch. „Was für eine Vorstellung!“ fuhr sie leicht hysterisch fort und konnte gar nicht aufhören, sich darüber zu amüsieren.

    „Ich glaube, es ist überhaupt niemand zu Hause“, sagte Meredith skeptisch. „Carolinchen war allein zu Haus, die Eltern waren beide aus...“ zitierte Bonnie mit
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