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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich
Autoren: Rainer Wekwerth
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L eón ging zwei Schritte und prallte gegen eine Wand. Verdutzt hielt er sich die Stelle an der Stirn, mit der er gegen die Begrenzung gestoßen war. Ein dumpf pochender Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus.
    Mist. Das gibt eine ordentliche Beule.
    Er war auf vieles gefasst gewesen, nachdem er die eisige Stadt verlassen hatte, aber auf einen geschlossenen Raum war er nicht vorbereitet. Langsam ließ León die Hand sinken und blickte sich um. Er befand sich in einem ungefähr vier mal vier Meter großen, fensterlosen Raum ohne Möbel. Eine nackte Leere umgab ihn: nichts als perfekte weiße Wände, glatt und ohne Fugen.
    Obwohl keine Lichtquelle erkennbar war, herrschte keine Dunkelheit. Der Raum war in weiches weißes Licht getaucht, das von der Decke und dem Fußboden auszugehen schien. León schloss die Augen und atmete tief ein.
    Es war still hier drin. Absolut still. Nur sein Atem durchbrach diese Stille, als gehöre er nicht hierhin. Wo bin ich?
    León schlug die Augen wieder auf und betrachtete verwundert die Zahlenreihen, die über die nackten Wände liefen. Sie ergaben keinen Sinn, darum beachtete er sie nicht weiter. Er legte beide Handflächen auf die Wand vor ihm und strich darüber. Es waren keine Unebenheiten zu spüren. León tastete die Wände der Reihe nach ab. Klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das unnatürlich glatte Mauerwerk. Nichts. Das Echo war stets gleich. Dumpf und massiv verriet es ihm, dass es keine versteckten Türen oder irgendwelche Hohlräume dahinter gab.
    Drängender als die Frage, wo er war, wurde die Frage, wie er hier rauskommen sollte. Und wo die anderen waren. Jenna, Jeb, Mary und Mischa.
    León rief ihre Namen. Zunächst zurückhaltend, dann immer lauter, schließlich brüllte er sie heraus. Zwischendurch hielt er immer wieder inne und lauschte. Aber da war nichts.
    Keine Antworten. Nur der Klang seiner eigenen Stimme, die von den kahlen, leeren Wänden zurückgeworfen wurde.
    Schließlich gab er auf.
    León setzte sich in der Mitte des Raumes auf den nackten Boden, kreuzte die Beine zum Schneidersitz, presste die Hände gegen seine Schläfen und dachte nach.
    Vor wenigen Tagen war er in einer fremden Welt erwacht. Zunächst war er allein gewesen, aber dann hatten ihn andere Jugendliche gefunden, die sich in der gleichen Situation wie er befanden. Am schlimmsten war für ihn der Moment gewesen, als Tian beim Überqueren der Schlucht in die Tiefe gestürzt war. Tian war tot, ermordet von Kathy, die sichergehen wollte, dass es für sie ein freies Tor in die nächste Welt gab. Kathy, diese Bitch, die sich dann so plötzlich und unerwartet für Mary eingesetzt hatte. Aus Kathy wurde er einfach nicht schlau. Am Ende war sie in der Eiswelt zurückgeblieben. Tot, erfroren, verrückt geworden. Er knirschte geräuschvoll mit den Zähnen. Was auch immer ihr zugestoßen war, diese puta hatte nichts anderes verdient.
    Nun waren sie noch zu fünft. León wusste nicht, ob die anderen ebenfalls hier aufgetaucht waren, en la nada. Im Nichts. Und er hatte keine Ahnung, wie er sie erreichen sollte, falls sie in der Nähe waren.
    Mierda, was für eine Scheiße ist das wieder?
    Wenn die anderen nicht hier erschienen waren, gut. Gut für ihn, denn dann würde es keinen Kampf um freie Tore geben. In jeder kommenden Welt würde ein weiteres Tor auf ihn warten und er würde früher oder später heimkehren. Zumindest hoffte er das, denn was auch immer sein Zuhause war, er hatte keine genaue Erinnerung daran. Aber das Problem, dem er momentan gegenüberstand, war einfach. Er befand sich in einem fensterlosen Raum, aus dem keine Tür hinausführte. Ganz zu schweigen von irgendwelchen Portalen, die ihn von hier wegbringen konnten.
    Im Augenblick konnte er nichts tun. León spürte, dass dieser Raum ein Geheimnis barg, und er würde es lüften. Niemand sperrte ihn wie ein Tier ein. Niemand.
    León hatte die Jacke ausgezogen und zur Seite gelegt. Hier drin herrschte eine gleichmäßige Temperatur. Es war weder warm noch kalt, er würde die Jacke nicht mehr brauchen. Die Füße untergeschlagen, starrte er an die gegenüberliegende Wand. Irgendwann würde sich etwas ändern. Er war bereit.
    Während er seinen Blick gegen die leeren Wände richtete, überkam ihn langsam die Erschöpfung. Die Augen fielen ihm zu und sein Kinn sackte auf die Brust. Entschlossen riss er den Kopf hoch. Er musste wach bleiben. Wachsam.
    Doch bald forderte sein Körper den Tribut für die Anstrengungen, noch am Leben zu
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