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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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ja?«
    Â»Hmhm.«
    Sie stierte ihn an und fuchtelte dann gereizt mit der Hand. »Und was, bitte, habe ich vergessen?«
    Er hielt ihrem durchdringenden Blick stand. »Du hast vergessen, dass du einen Ehemann hast. Und ein Zuhause. Ach, ja, und einen Sohn.«
    Â»Toby …« Sie ließ sich aufs Bett fallen.
    Er kniete vor ihr nieder und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Wenn du sagst, dass ich aufhören soll, höre ich auf. Versprochen.«
    Er küsste sie. Sie sagte ihm nicht, dass er aufhören soll.
    Es war nicht sein »Ich liebe dich«, das mich vor Freude Saltos schlagen ließ, auch nicht ihr »Ich liebe dich auch«, und auch nicht der Sex. Nein. Nach mehreren Stunden Bettgeflüster über die Vergangenheit und die Zukunft fassten sie gemeinsam den Beschluss, es noch einmal miteinander zu versuchen. Das war der Quell meiner Freude.
    Und während die Stadt vor Musik und Kanonenschlägen anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes vibrierte, während Margots Aura golden glühte und das Licht um ihr Herz pulsierte, fielen Gaia und ich uns in die Arme, und ich weinte hemmungslos und bat sie, mir zu sagen, dass das alles kein Traum war. Dass das alles wirklich passierte.
    Sie blieben noch lange im Bett und ver- und entknoteten ihre Finger wie damals in Tobys schäbiger Dachwohnung im West Village.
    Â»Wie spät ist es?« Toby sah auf die Uhr.
    Â»Elf. Warum?«
    Er sprang auf und zog sich sein Hemd an.
    Â»Wo willst du hin?« Sie setzte sich auf. »Sag jetzt nicht, dass du nach Hause musst.«
    Â»Ich muss nach Hause.« Er schoss auf sie zu und küsste sie auf die Stirn. »Aber ich bin gleich wieder da.«
    Â»Was willst du denn zu Hause?«
    Â»Mein Handy. Was, wenn einer der Ermittler wegen Theo anruft? Hier finden die mich nie, dann können sie mich nicht erreichen.«
    Toby betrachtete Margot, wie sie sich um ein Kissen rollte. Er lächelte. »Ich bin gleich wieder da.« Dann zögerte er und sah sie sehr ernst an. Und zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren sah ich wieder das Eis, das sich um ihn herum aufbaute. Seine Angst.
    Â»Du wartest doch auf mich, oder?«
    Margot lachte. »Wo soll ich denn bitte schön hinverschwinden, Tobes?« Sein ernster Blick ließ nicht nach. »Ja«, sagte sie. »Ich warte.«
    Und dann ging er.
    Darum konnte ich mich nicht an meinen Tod erinnern. Weil sich der Weg am Ende meines Lebens irgendwo auf einmal gegabelt hatte. Ich hatte die eine Richtung eingeschlagen, Margot die andere. Zwischen diesen beiden Wegen bestand eine Verbindung, die ich nicht sehen konnte. Sie waren irgendwie miteinander verknüpft und würden mich zum Ende führen. Doch als ich jetzt das Ziel sehen konnte – nämlich in ein neues Leben mit Toby, in eine Ehe, die dieses Mal tatsächlich funktionieren könnte –, wollte ich gar nicht, dass der Weg endete.
    Und darum konnte ich einfach nicht darauf hören, als die Botschaften durch meine Flügel kamen: Lass los! Lass es geschehen!
    Ein Klopfen an der Tür. Ich fuhr zusammen. »Zimmerservice!«, rief eine Stimme vom Flur. Als Margot aufmachte, war ich bereits in Kampfstellung. Der junge Mann mit dem Tablett voller Essen musterte sie von oben bis unten, stellte das Tablett auf dem Bett ab und verschwand, ohne auf ein Trinkgeld zu warten.
    Während Margot duschte, suchte ich den Hotelflur nach Dämonen ab. Irgendwo hier lauerte Grogor. Ich konnte es spüren.
    Als Toby nach Hause kam, hatte jemand eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben. Fast hätte er sie übersehen. Erst hatte er sein Handy und das Ladegerät aus der Küchenschublade gekramt, dann etwas Aftershave aufgetragen und seine Zähne begutachtet und dann ein paar saubere Klamotten geschnappt. Er war schon wieder auf dem Weg zur Tür hinaus, zurück zu Margot, als er den weißen Umschlag sah.
    Auf dem Umschlag selbst stand nichts geschrieben. Er riss ihn auf und zog ein weißes, zerknittertes Stück Papier heraus, auf dem in kindlich geprägter Schrift stand:
    Hallo.
    Ich schreibe zu sagen das es mir leid tut mit ihrem Sohn. Ich bin das Mädchen von das er in Zeitung spricht. Ich kann hier nicht erklären warum aber ich will anonym bleiben. Ich melde mich wieder bei ihnen dann können wir reden. Ich will nicht das ein Unschuldiger ins Gefängnis kommt.
    Ihr Sohn sagt die Wahrheit.
    V
    Toby stürzte auf den Flur. Die alte
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