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Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Autoren: Jackie Kessler
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Blödes Blondchen – ungeachtet der Tatsache, dass meine Locken fast schwarz waren. »Ich hab dich noch nie zuvor gesehen.« Mein Tonfall vermittelte sogar die ideale Mischung aus grenzenloser Panik und empörter New Yorkerin. Vielleicht nahm er mir ja ab, dass ich eine jener seltenen Sterblichen war, die zufällig übe r natürliche Geschöpfe sehen konnten. »Lass mich los.«
    »Du lügst. Du riechst nach Sex, Schlampe.«
    »Mein letzter Kunde hat sich ein bisschen zu gut amüsiert. Er hat mich mit seinem Protein-Shake bespritzt.«
    »Das ist keine Lüge.« Er packte meine Haare noch fester, und ich spürte, wie sie büschelweise an den Wurzeln nachgaben. G e fangen zwischen den Höllenqualen meiner Kopfhaut und dem durchdringenden Schmerz in meiner Lippe, auf die ich mir biss, um nicht laut zu schreien, war ich nur noch ein einziges Ne r venbündel. »Aber du kennst mich«, sagte er. »Jawohl, Schlampe. Und ich kenne dich.«
    Scheiße.
    Sein Grinsen Heß mir den Atem stocken. Eisige Finger fuhren mir die Wirbelsäule hinauf und griffen nach meinem Herzen. Der Dämon beugte sich zu mir herab, bis sein Mund nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. »Einst ein Sukkubus fünfter Ebene, nun eine menschliche Marionette mit Seele. Wie geziemend. Die einzigen Kreaturen, die noch tiefer angesiedelt sind als Abschaum wie ihr, sind die Menschen.«
    »Meine Seele«, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, »ist rein.«
    »Du verführst die Menschen mit lüsternen Gedanken. Deine Arbeit steht im Dienst der Sünde.«
    Ja, na gut, alte Gewohnheiten sind eben schwer abzulegen. Was sollte ich nach einer viertausendjährigen Karriere als Verführ e rin auch anderes machen – Telefonakquise vielleicht?
    »Von wegen Sünde. Unterhaltung.«
    »Kein allzu großer Unterschied.«
    »Vielleicht kein großer. Aber es gibt einen. Du kannst mir nichts anhaben.«
    Ein leises Knurren drang aus der Tiefe seines Brustkorbs. »Große Worte für eine menschliche Schlampe. Aber diesmal steht deine Furienfreundin nicht an deiner Seite, um dich zu beschützen.«
    Bei der Erinnerung an den Hauch zarter Lippen auf den meinen, schnürte sich mir die Kehle zu. Allein der Gedanke an Meg trieb mir Tränen der Wut in die Augen. »Ich brauche ihren Schutz nicht.«
    »Ach nein?«
    »Du hast kein Recht, mich in die Hölle zu bringen. Meine Seele ist rein.« Und zwar dank meines äußerst kurzen Erdendaseins von nur dreißig Tagen menschlicher Zeitrechnung – da konnte man nicht allzu viel Unheil anrichten.
    Er kniff die Augen zusammen, und einen Moment lang erspähte ich die wahre Gestalt hinter seiner vorgetäuschten sterblichen Hülle: schwarz verkohlte Haut, weiße Löcher als Augen, ein Maul voller rasierklingenscharfer Zähne. Dann zog er meinen Kopf nach oben, bis ich kerzengerade auf dem Stuhl saß. Wä h rend seine Hand weiterhin mein Haar gepackt hielt, drehte er mich langsam herum, bis ich ihm vollständig zugewandt war.
    »Die alten Regeln werden durchlässig, brüchig.«
    »So weit war ich auch schon«, erwiderte ich deutlich gelassener, als es mir eigentlich zustand. »Anscheinend fordern die Hö l lengeschöpfe Sterbliche jetzt schon dazu auf, Selbstmord zu begehen. Läuft das Geschäft so schlecht, oder was?«
    »Das Geschäft boomt.« Sein Blick war fest auf mich gerichtet, forschend. »Ihr Menschen glaubt, ihr könntet eure Sünden i r gendwie entschuldigen, euch aus der Verdammnis herausreden.
    Als würde eine Handlung allein durch eine Erklärung Vergebung erfahren.«
    Eine infernalische Therapiesitzung. Verschon mich! »Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das ist mir bekannt.«
    »Die irdische Sphäre versinkt im Bösen. Mord aufgrund von Respektlosigkeit. Völkermord aufgrund von Verachtung.« Er grinste heimtückisch. »Lüsternheit aufgrund gewisser Unte r haltung.«
    Mein Herz, das bislang im Marathontempo vorwärtsgeeilt war, setzte plötzlich zu einem Sprint an, der nicht weit vom Infarkt entfernt war. Zur Hölle noch mal, ich hasste es, Angst zu haben. Es war mir weitaus lieber, Angst zu verursachen – was sich a l lerdings schwierig gestaltet, wenn man klein, süß und mensc h lich ist. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, eine Schrotflinte mit mir herumzutragen. »Du weißt doch selbst, was man Unten so sagt. Die Welt geht vor die Höllenhunde.«
    »Aber das Ganze dauert zu lange. Die Zeiten sind vorbei, als wir uns noch zurücklehnten und warteten, bis wir ihre Seelen endlich in die Hölle bringen
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