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Sueße Kuesse nur aus Rache

Sueße Kuesse nur aus Rache

Titel: Sueße Kuesse nur aus Rache
Autoren: Julia James
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sie trotz der Eile die richtige Abzweigung nahm. Die Sonne stand nun höher und beleuchtete die Höhenwege oberhalb des Chalets. Sie wagte keinen Blick zurück, denn das würde ihr nur vor Augen führen, was ihr ohnehin klar war: wie ungeschützt sie auf ihrem Weg nach unten war. Weiter, weiter, immer weiter …
    Bis sie – ihr gefror das Blut in den Adern – hinter sich ein Rufen hörte.
    Wie ein gejagtes Wild hielt sie kurz an, drehte sich um und erstarrte. Angelos kam über den Weg auf sie zu. Zwar war er noch gute hundert Meter über ihr, aber mit seinen langen Schritten verkürzte er die Distanz immer mehr. Im Weitergehen fiel sie mehr, als dass sie lief, hielt sich im Fallen an Grasbüscheln fest. Sie hörte sein wiederholtes Rufen, doch mit rasendem Herzen stolperte sie vorwärts.
    Bisher hatte sie den Weg, der vor ihr lag, gut einsehen können. Jetzt aber entfuhr ihr ein lauter Ruf der Bestürzung. Der Pfad endete hier. Schroffe Felsen und Geröll versperrten den Weg. Ein Steinschlag folgerte sie blitzschnell. Einen Moment nur nahm sie sich Zeit, um nachzudenken. Dann ertönte Angelos’ Stimme.
    „Halt! Kat bleib, wo du bist! Keine Bewegung!“
    Sie wirbelte herum. Er war noch etwa fünfzig Meter über ihr, kam senkrecht über den Grashang auf sie zu. Hastig kletterte sie über das Gestein, dort, wo der Weg verschüttet war. Sie hörte sein Rufen und versuchte, ihre Panik niederzukämpfen.
    Sie durfte nicht anhalten. Sie konnte nicht!
    Hoffnungslosigkeit und pure Verzweiflung trieben sie vorwärts. Schwer atmend fiel sie auf die Knie und begann, auf Händen und Knien über die scharfen Kanten zu kriechen. Der Stein war nass vom Morgentau, schlüpfrig und kalt wie Eis. Verrückt, es zu probieren, es gab kaum einen Halt. Und dann geschah es: An einem scharfkantigen Stein schnitt sie sich die Hand auf.
    Vor Schmerz schrie sie auf. Gleichzeitig rutschte sie aus und glitt auf der tückischen Oberfläche mit ausgebreiteten Armen hinunter, dem Abgrund entgegen. Mit den Zehen suchte sie Halt. Blut bedeckte den Felsen, den sie zuletzt berührt hatte. Vor Schmerz lockerte sie den Griff. Sie verlor den Halt vollends und rutschte den steinigen Hang hinunter, ohne sich irgendwo festklammern zu können.
    „ Kat!“
    Entkräftet sah sie hoch. Angelos war auf dem Felsvorsprung über ihr angekommen. Er lag über dem Hang und streckte seine Hand aus.
    „Nimm meine Hand!“ Er lehnte sich weiter vor, so weit wie er konnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
    Fast hätte er sie erreicht. Thea schaute ihn nur an, blind vor Panik und Angst.
    „Greif nach meiner Hand – ich halte dich fest. Dann zieh ich dich herauf. Okay, Kat, halt meine Hand!“
    Da war Ärger in seiner Stimme. Sein Gesicht lag im Schatten.
    Aber sie konnte ihn deutlich erkennen. Überdeutlich.
    Angelos Petrakos. Der Mann, der ihre Zukunft schon einmal zerstört hatte. Der ihr Giles genommen hatte und damit ihren großen Traum. Und der sie nun völlig vernichtet hatte.
    Ein Zustand, von dem es kein Zurück mehr gab.
    „Kat – nimm meine Hand !“
    Sie sah zu ihm hoch. Er hielt den Arm ausgestreckt.
    Als ob – bei Gott – Angelos Petrakos das Bedürfnis hätte, ihr zu helfen …
    Sie wollte lachen. Es wäre ein Lachen voller Selbstironie geworden. Die Vorstellung, dieser Mann würde versuchen, sie vor einem Unglück zu bewahren … Es war ihr nicht möglich zu lachen. Ihre Lungen waren eingefroren, sie schaffte es nicht.
    Ihr Griff lockerte sich. Sie konnte sich nicht länger festhalten.
    „Kat!“
    Das war der letzte Ton, den Thea hörte, bevor sie senkrecht hinunterstürzte, ihr Kopf gegen eine scharfe Kante schlug und sie das Bewusstsein verlor. Im allerletzten Moment war ihr noch eine Sache aufgefallen: Angelos hatte überhaupt nicht mehr verärgert geklungen …
    Er war wie gelähmt, als er Kats Körper hilflos nach unten fallen sah. Als wäre sie eine Puppe aus Stoff. Dann, endlich, blieb sie an einem Felsvorsprung hängen.
    Sie hörte Stimmen. Ein älterer Herr mit freundlichem Gesicht blickte auf sie herab. Als sie sich vorsichtig umschaute, wurde ihr klar, dass sie in einem Bett lag. Einem Krankenhausbett. Sie blinzelte mühsam.
    „Wie fühlen Sie sich?“
    Er sprach mit einem ausgeprägten Schweizer Akzent. In seiner Stimme lag so viel Sorge, dass es ihr die Kehle zuschnürte.
    „Was ist mit mir passiert?“, fragte sie in schwachem Ton. „Ich … bin gefallen …“
    „Ja“, stimmte der Arzt zu. „Glücklicherweise sind Sie
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